MIT Technology Review 5/2021
S. 82
Horizonte
Material
Die 71 Meter hohen „Torres Blancas“ in Madrid zeigten schon 1969, wie vielfältig Betonbauten sein können.
Foto: Jacinda Lluch Valero

Die wunderbare Welt des Betons

Beton ist für bis zu zehn Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Ihn zu senken ist kompliziert – aber es geht. Doch dazu müssen viele kleine Rädchen ineinandergreifen. Eines ist jedenfalls schon abzusehen: Der graue Werkstoff wird bunter werden – im wörtlichen wie übertragenem Sinn.

Von Gregor Honsel

Wolfram Schmidt hat viel zu erzählen. Entsprechend rasant ist sein Redetempo. Innerhalb einer knappen Stunde spannt er am Telefon den Bogen von der Maniokwurzel zum Hochhaus, von der Chemie zur Logistik, von der Ausbildung zur Normung. Der graue Werkstoff Beton, das wird spätestens nach einem Gespräch mit Schmidt klar, hat viele bunte Facetten. Von Architekten geliebt und vom Publikum beargwöhnt, drängt sich nun ein neuer Aspekt ins öffentliche Bewusstsein: seine Klimabilanz.

Beton ist nach Wasser der am meisten von Menschen benutzte Stoff überhaupt. Er besteht in erster Linie aus Kies und Sand, die von Zement zusammengehalten werden. Allein dessen Herstellung ist, je nach Quelle, für satte sechs bis zehn Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Tendenz: vermutlich steigend, denn gerade Schwellenländer haben einen großen Aufholbedarf. „80 Prozent der Gebäude, die 2050 in Afrika stehen werden, sind noch gar nicht gebaut“, sagt Schmidt. „Afrika könnte ein Pionier werden für grünes Bauen.“