MIT Technology Review 7/2021
S. 88
Verkehr
Batterien
Der Chemiker Maximilian Fichtner, Jahrgang 1961, ist unter anderem Professor für Festkörperchemie an der Uni Ulm und stellvertretender Direktor des Helmholtz-Instituts Ulm für Elektrochemische Energiespeicherung.
Foto: Helmholtz-Institut Ulm

„Die Ereignisse überstürzen sich“

Der Batteriemarkt ist im Umbruch: Neue Materialien machen die Zellen günstiger und umweltfreundlicher, ein optimiertes Batteriedesign sorgt für längere Reichweite zu geringeren Kosten. Batterieforscher Maximilian Fichtner spricht über die Aufholjagd Europas und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Konzepte.

Interview: Gregor Honsel

Mein Eindruck von der Batterieforschung ist: Immer, wenn sie gerade einen Bestandteil optimiert hat – etwa die Katode –, bekommt sie Probleme mit etwas anderem, zum Beispiel dem Elektrolyt. Braucht man dafür eine besonders hohe Frustrationstoleranz?

Die brauchen Sie als Chemiker generell. Es gibt den Fall, dass man an einem Parameter dreht und ein paar andere Dinge funktionieren dann nicht mehr so gut. Aber es gibt auch den umgekehrten Effekt: Varta hat zum Beispiel der Anode Silizium zugemischt, um die Kapazität zu steigern. Gleichzeitig verbesserte sich dadurch die Schnellladefähigkeit. So etwas können Sie allerdings nicht immer im Voraus wissen. Es gibt viele, viele Schritte auf dem Weg zur fertigen Batterie und jeder dieser Schritte kann scheitern. Deshalb kommt nur ein Bruchteil von dem, was in den Labors gemacht wird, tatsächlich in einem kommerziellen System an.