MIT Technology Review 8/2021
S. 16
Fokus
Gehirnforschung

Unfuck the Brain

Achtsamkeitsmeditation soll uns zur Ruhe bringen und Stress reduzieren. Was aber tut sich eigentlich im Gehirn von Menschen, die regelmäßig meditieren? Ist die Wirkung wirklich so groß, wie es unzählige Ratgeber, Coaches und entsprechende Angebote behaupten? Eine Spurensuche.

Von Enno Park

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen bequem in einem ruhigen Raum mit weichem Licht und eine Person gibt Ihnen mit sanfter Stimme und langen Pausen folgende Anweisungen: Schließen Sie die Augen und spüren Sie Ihren Atem. Achten Sie darauf, in welchem Körperteil Sie Ihren Atem wie deutlich spüren – der Nase, der Brust, dem Bauch. Spüren Sie, an welchen Stellen Ihr Körper die Unterlage berührt, auf der Sie liegen, oder den Stuhl, auf dem Sie sitzen. Spüren Sie, wie diese Unterlage Ihr Gewicht trägt. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf all Ihre Körperteile, beginnend mit dem Kopf. Wie fühlt er sich an? Riechen oder schmecken Sie etwas? Was hören Sie? Stört Sie ein Geräusch? Versuchen Sie, es nicht zu bewerten, sondern sich allein auf das Hören zu konzentrieren …

So oder so ähnlich verläuft ein typischer „Body-Scan“, eine Achtsamkeitsmeditation, wie sie seit einigen Jahren sehr populär ist. Von Kopf bis Fuß richten die Meditierenden ihre Aufmerksamkeit auf alle Körperteile und konzentrieren sich darauf, was sie wahrnehmen. Ziel der Übung ist es, die eigene Konzentration und Aufmerksamkeit zu trainieren. Die Meditierenden sollen ihren eigenen Körper, aber auch äußerliche Sinneseindrücke möglichst bewusst wahrnehmen. Statt tagträumend über Vergangenheit und Zukunft zu sinnieren, gilt es, die volle Aufmerksamkeit aufs Hier und Jetzt zu fokussieren. Zugleich sollen sie Empfindungen und Erfahrungen nicht bewerten, sondern einfach erleben und hinnehmen.