Aktuell

VERKEHR

Selbstfahrender Anhänger folgt dem Fahrrad

Soll auch ohne Deichselfunktionieren: Der Ducktrain-Anhänger

Foto: DroidDrive GmbH

Ein junges Ingenieur-Team aus Aachen fokussiert sich auf den komfortablen Fahrrad-Lieferverkehr. Ihr elektrisch unterstützter Fahrradanhänger Ducktrain soll Lasten vom Format einer Euro-Palette tragen, die für ein konventionelles Lastenrad zu groß sind, aber die Zuladung eines klassischen Lieferwagens längst nicht ausreizen. Derzeit wird in Aachen ein Prototyp getestet, der per Deichsel an ein normales Fahrrad oder Pedelec gehängt wird. Doch schon in naher Zukunft soll der Anhänger über Kameras und Sensoren ein vorausfahrendes Fahrrad erkennen und – wie ein Entenküken seiner Mutter – automatisch folgen können. Lieferdienste können auf diese Weise die „letzte Meile“ bei Lieferungen klimafreundlich und platzsparend überbrücken. Auch eine Kurzzeit-Miete für jeden – ähnlich wie bei Bikesharing-Angeboten – ist angedacht.

Jan Oliver Löfken

SOZIALE MEDIEN

Kipppunke für die Gesellschaft

Ein Multi-Agenten-Computermodell hat vorhergesagt, dass die gesellschaftliche Polarisierung durch soziale Medien ab einem bestimmten Grad irreversibel wird (DOI: 10.1371/journal.pone.0258259). Der Soziologe Petter Törnberg von der Universität Amsterdam und seine Kollegen aus Deutschland, Italien und Schweden gehen davon aus, dass der zunehmende Einfluss politischer Identitäten dazu führt, dass Debatten zu einem Kampf zwischen verfeindeten Stämmen werden.

Wie stark die jeweilige politische Identität ausgeprägt ist, hängt den Forschern zufolge von den Interaktionen mit Gleichgesinnten ab. Hat man viel mit Menschen verschiedenster Gruppen zu tun, wird die Bindung an die eigene Gruppe schwächer. Um die Theorie zu überprüfen, ließen sie Software-Agenten mit zufällig ausgewählten Agenten und solchen mit politisch ähnlichen Identitäten kommunizieren. Aus der Summe aller Interaktionen errechneten sie, ob sich die Bindung an die politische Identität verstärkt oder abgeschwächt hat. Dabei stieß das Team auf Kipppunkte – Polarisierungsgrade, die Rückkopplungsschleifen auslösen, die zu einer dauerhaften Polarisierung führen. Das bedeutet: Selbst wenn es erschwert würde, radikale Gruppen in sozialen Medien zu finden, würde die Polarisierung nicht wieder unter einen bestimmten Wert sinken.

Um die Polarisierung wieder zu verkleinern, müssten die separaten Gruppen sich einigen, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. „Bis vor etwa zwei Jahren war eine gängige Antwort der Forscher, dass ein großes, gemeinsames Problem – wie eine globale Pandemie – eine Lösung bieten könnte“, schreibt Törnberg. „Das scheint leider nicht geholfen zu haben.“

Wolfgang Stieler

ENERGIE

Riesen-Schwungrad als Stromspeicher

Einen Stromspeicher aus einem 42 Tonnen schweren Schwungrad haben Ingenieure der TU Dresden gebaut. Der Prototyp in Boxberg besteht aus einem Rotationskörper aus Stahl, der von einem acht Meter hohen Stahlgerüst getragen und von einem Elektromotor auf bis zu 3000 Umdrehungen pro Minute beschleunigt wird. Er kann mit einer Leistung von 500 Kilowatt und einer Kapazität von 500 Kilowattstunden Schwankungen im Stromnetz ausgleichen.

Acht Meter hoch, sechs Meter breit, 42 Tonnen schwer: der Schwungradspeicher der TU Dresden

Foto: DEMIKS, TU Dresden

Um Verluste durch Luftreibung zu minimieren, rotiert der Stahlkörper in einem Vakuum. Die Praxistests beginnen in Kürze, einen genauen Wirkungsgrad können die Ingenieure deshalb noch nicht angeben. Kleinere Schwungräder schaffen etwa 85 bis 90 Prozent. Anders als Batteriespeicher mit wenigen tausend Ladezyklen halten Schwungräder hunderttausende Zyklen und können damit ihre Aufgabe sogar über Jahrzehnte erfüllen.

Kleinere Schwungräder werden bereits seit Jahrzehnten als Energiespeicher eingesetzt und immer weiter optimiert. So konzipierte die Firma Stornetic ein Schwungrad mit 60 Kilowatt Leistung und 3,6 Kilowattstunden Kapazität. In Containern lassen sich die Schwungräder zu Dutzenden koppeln, um bis in den Megawatt-Bereich vorzustoßen. Schon seit 2015 nutzen die Stadtwerke München einen Speicher aus 28 Stornetic-Schwungrädern. Der deutlich größere 500-Kilowatt-Prototyp aus Dresden soll sich jedoch einfacher regeln lassen als miteinander gekoppelte kleine Schwungräder.

Jan Oliver Löfken