MIT Technology Review 3/2022
S. 24
Titel
Flüssiges Erdgas
Innenraum eines LNG-Schiffstanks. Solche Tanker sollen Europa unabhängiger von russischem Gas machen.
Foto: picture-alliance/dpa, E.ON-Ruhrgas

Volltanken, bitte!

Nach dem Rückgang der Gaslieferungen aus Russland und einem möglichen Importstopp nimmt Deutschland die Hilfe der Nachbarländer in Anspruch, die über Flüssigerdgas-Terminals verfügen – und schwenkt zugleich politisch um.

Bernward Janzing

Es war eine 180-Grad-Wende. Lange Zeit überwog in Deutschland die Ansicht, ein eigenes Terminal zum Import von Flüssigerdgas (LNG) sei unnötig. Schließlich ist Deutschland per Pipeline gut an Russland angebunden – einerseits über die Ukraine und Belarus, andererseits direkt über Nord Stream 1 und künftig über Nord Stream 2.

Zudem gibt es in Europa bereits 37 LNG-Terminals, 26 davon in der heutigen EU. Aufgrund der gut ausgebauten Gasnetze kann Deutschland auf einige dieser Terminals zurückgreifen – auf jene in Dunkerque, Rotterdam und Zeebrugge zum Beispiel. Diese schienen als Sicherheitsreserve zu reichen. Und so war die Motivation, zusätzlich in ein eigenes LNG-Terminal zu investieren, gering – besonders angesichts des deutschen Ziels, langfristig von den fossilen Energien wegzukommen.