MIT Technology Review 5/2022
S. 34
Titel
Fischzucht
Das US-Unternehmen Ocean Era hat einen kugelförmigen Netzkäfig entwickelt, der frei in den Meereswirbeln bei Hawaii treibt. In den „Floating Pods“ genannten Käfigen zieht Ocean Era den Raubfisch Kona kampachi auf.
Das US-Unternehmen Ocean Era hat einen kugelförmigen Netzkäfig entwickelt, der frei in den Meereswirbeln bei Hawaii treibt. In den „Floating Pods“ genannten Käfigen zieht Ocean Era den Raubfisch Kona kampachi auf.
Foto: Rick Decker

Mehr aus dem Meer?

Damit die Ozeane lebensfähig bleiben, CO2 aufnehmen und Fisch liefern, müssen wir große Teile der Meere unter Schutz stellen. Wie das funktionieren kann und was es für uns Menschen bedeutet.

Wolfgang Stieler

Würde eine Spezies intelligenter Aliens die Menschheit aus dem All beobachten, würde sie stark an unserem Verstand zweifeln müssen. Denn die Ozeane speichern riesige Mengen an CO2 und puffern so den Klimawandel ab. Ein Teil des Kohlendioxids wird schlicht chemisch im Wasser gelöst. Ein großer Teil wird aber auch von der „biologischen Pumpe“ in die Tiefe verfrachtet: Pflanzliches Plankton nimmt CO2 aus den obersten Wasserschichten auf, baut damit Biomasse auf, die von tierischem Plankton gefressen wird, das wiederum als Fischfutter dient. Ein Teil dieser Biomasse landet in Form von Fischkot, Kadavern oder abgestorbenen Pflanzenresten auf dem Meeresboden – mehrere Gigatonnen CO2 pro Jahr werden so der Atmosphäre entzogen.

Warum schützen wir die Weltmeere dann nicht viel stärker, würden die Außerirdischen sich vermutlich fragen – denn die Ozeane können uns als Nahrungsquelle und CO2-Senke nur dienen, wenn die marinen Ökosysteme funktionieren. Aber die Ozeane der Welt leiden nicht nur unter Versauerung, Überdüngung und Vermüllung, sondern auch unter einem bereits Jahrzehnte andauernden Raubbau. Rund 90 Millionen Tonnen „aquatische Lebensformen“ – vor allem Fisch – holt die Menschheit pro Jahr aus den Meeren. Doch die Welternährungsorganisation FAO geht davon aus, dass nur 60 Prozent der weltweiten Fischbestände „nachhaltig“ befischt werden. Dabei kommt zur legalen Überfischung noch die illegale Fischerei obendrauf: Die FAO schätzt, dass jeder fünfte gefangene Fisch illegal gefischt worden ist – insgesamt hat der illegale Fang einen geschätzten Wert von bis zu 23,5 Milliarden Dollar pro Jahr.