MIT Technology Review 5/2022
S. 40
Titel
Wälder
Eine Buche inmitten von Nadelbäumen – ein Beispiel für einen gelungenen Mischwald. 
Eine Buche inmitten von Nadelbäumen – ein Beispiel für einen gelungenen Mischwald. 
Foto: Ulf Froitzheim

Fitter Wald

Fichtenplantagen haben keine Zukunft. Förster, Waldbesitzer und Forscher stehen vor der Herausforderung, verschiedene Baumarten so zu mischen, dass klimafitte Wälder entstehen, die viel Kohlenstoff binden. Sie müssen allerdings nicht bei Null anfangen.

Ulf J. Froitzheim

Ins Pflichtprogramm der Bayern-Touristen hat es die 4000-Seelen-Gemeinde Weil noch nicht geschafft. Dabei gedeiht hier ein enorm artenreicher, auf Klimafitness getrimmter „Future Forest“, dessen Besitzer für den Deutschen Waldpreis 2022 nominiert ist.

Kein Schild weist den Weg zum Wald der Zukunft. Wer sich ihm auf einem staubigen Feldweg zwischen Mais- und Kornfeldern nähert, steht vor einem dichten, sattgrünen, viereckigen Wald, der aussieht, als hätten Flurbereiniger ringsherum alles für die Landwirtschaft freigeräumt und nur ein kleines Biotop verschont. Der Eindruck täuscht. Bis 1989 wuchs auch hier, auf dem Flurstück 952 Hungerberg, kein Baum. Es war eine ordinäre Wiese, von der ein Nebenerwerbslandwirt sein Heu holte. Dann wurde das Areal aufgeforstet. Seither etablierte sich auf nur dreieinhalb Hektar ein Dauerwald mit 38 einheimischen und fremdländischen Baumarten – von der Flatterulme über die Schwarznuss bis zum Bergmammut aus den Rocky Mountains. Dazu kommen noch 13 Sträucher-Spezies.