MIT Technology Review 1/2022
S. 34
Fokus
Digitalisierung

iPads allein reichen nicht

In der Pandemie wurde an vielen Schulen digital massiv aufgerüstet, zudem ist viel Geld in verschiedene Schulclouds geflossen. Doch nun warnen Experten: Die Ausrüstung geht am Bedarf vorbei, die Inhalte kommen zu kurz. Wie sieht guter Einsatz von digitalen Mitteln in der Schule aus?

Von Eva Wolfangel
Das Einbinden digitaler Werkzeuge in den Unterricht ist eine der größten Herausforderungen bei der Schuldigitalisierung.
Foto: Maskot/Getty Images

Ryan Plocher hat Frust. Der 37-jährige Englisch- und Politiklehrer unterrichtet seit sieben Jahren an der Fritz-Karsen-Schule, einer Gemeinschaftsschule in Berlin-Neukölln. Nach Monaten von Schulschließungen und reduzierten Klassengrößen sind endlich wieder alle für längere Zeit gemeinsam vor Ort, und die Mittel des Digitalpakts hätten eigentlich dazu führen sollen, dass nun auch der analoge Unterricht geeignete digitale Mittel verwendet. Aber dem sei nicht so. Es werde viel zu viel über die Hardware gesprochen, dabei mache die noch lange keinen guten Unterricht. Und so stünden wir nach knapp zwei Jahren Pandemie vor dem Problem, dass die Schulschließungen zwar das digitale Defizit aufgezeigt, aber offenbar nicht dazu geführt haben, dass digitale Medien nun sinnvoll eingesetzt werden.

Digitale Lernangebote werden laut Statistischem Bundesamt in der Coronakrise zwar deutlich stärker genutzt als bislang – schon im ersten Quartal 2020 kommunizierten 59 Prozent der 10- bis 15-Jährigen mit Lehrkräften oder anderen Lernenden über entsprechende Lernplattformen. Im Vorjahr waren es nur acht Prozent. Dennoch sind die Schulen unzufrieden: Ihnen fehlen laut einer Umfrage des WDR neben Material vor allem auch Fortbildungen für die Lehrenden. In einer Umfrage im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung zeigte sich zudem, dass „Schulen und Lehrkräfte Wissen in Zeiten von Corona eher herkömmlich vermitteln.“