MIT Technology Review 1/2022
S. 50
Horizonte
Impfstoffe
Im November 2019 kam mit dem Ebola-Impfstoff von Janssen schon der zweite in der von Ebola gebeutelten kongolesischen Millionenstadt Goma zum Einsatz. Die Epidemie war im August 2018 ausgebrochen.
Foto: AFP/Getty Images

Der Nächste, bitte!

Manchmal geht es schnell, einen Impfstoff gegen eine tödliche Krankheit zu entwickeln – so wie bei Covid-19. Aber bei vielen Impfstoffen kommt die Forschung seit Jahrzehnten nur sehr langsam voran. Weshalb ist es so schwierig, gegen Gegner wie HIV, Krankenhauskeime oder Malaria zu impfen? Und kann mRNA es richten?

Von Jo Schilling

Marylyn Addo scrollt konzentriert durch ihre Vorträge. Wie sich das in Covid-Zeiten gehört, treffen wir uns virtuell und sie hat ihren Bildschirm mit mir geteilt. „Ich halte zu viele Vorträge, ich muss mich wohl mal zurückziehen“, kommentiert sie mit einem leichten Stirnrunzeln. Marylyn Addo ist Infektiologin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, behandelt als Ärztin Patienten mit schwersten Tropenkrankheiten. Gleichzeitig ist sie Forscherin und entwickelt Impfstoffe. Taucht irgendwo auf der Welt eine neue Infektionskrankheit auf, ist sie zur Stelle. Der kürzlich zugelassene Impfstoff gegen Ebola ist vor allem ihr und ihrem Team vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) zuzuschreiben. Einen Impfstoff gegen MERS hat sie ebenfalls mitentwickelt und auch an einem Covid-19 Impfstoff arbeitet sie derzeit mit Kolleginnen und Kollegen vom DZIF.

Laut WHO ist die Impfung die kosteneffizienteste Methode zur Vermeidung von Krankheiten. Sie verhindert derzeit zwei bis drei Millionen Todesfälle pro Jahr. Allerdings wären weitere 1,5 Millionen Tote vermeidbar, würden sich mehr Menschen impfen lassen.