MIT Technology Review 2/2022
S. 112
Review
Medien

Alan McKay inszeniert mit „Don’t look up” eine bitterböse Satire über eine Öffentlichkeit, die sich nur noch mit sich selbst beschäftigt und kaum noch in der Lage ist, existenzielle Krisen zu erkennen und zu bewältigen.

Luca Caracciolo

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Großer Mist oder erfrischend gut? Maßlos pessimistisch oder einfach nur „straight forward“? Kaum ein Film hat in den vergangenen Monaten für mehr Diskussionsstoff gesorgt als „Don’t look up“. Worum geht’s? Die Wissenschaftler Dr. Randall Mindy (Leonardo DiCaprio) und Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence) entdecken einen gigantischen Kometen, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet – einen sogenannten Planeten-Killer mit einem Durchmesser von mehreren Kilometern, sprich: Das Ende der Menschheit steht bevor. In den Monaten vor dem Aufprall versuchen die beiden Wissenschaftler, die Weltöffentlichkeit vor der bevorstehenden Gefahr zu warnen – was mehr oder weniger misslingt.

„Don’t look“ up ist eine Allegorie auf die Gefahr durch die Klimakrise: Denn genau wie diese ist der Komet im Film nicht zu sehen, das mögliche Ausmaß der Krise bleibt zunächst abstrakt. Die Menschen müssen den Wissenschaftlern vertrauen, was in einer Aufmerksamkeitsökonomie, die Show und Fake nahezu zur Tugend beschwört, schwer zu vermitteln ist. „Don’t look up, don’t look up“, rufen etwa Demonstranten auf der Erde bis wenige Tage vor dem Aufprall. Erst als sie den Kometen am Himmel tatsächlich mit ihren eigenen Augen sehen, glauben sie an seine Existenz. Natürlich ist es dann viel zu spät.