MIT Technology Review 2/2022
S. 40
Titel
Landwirtschaft
Ein gesunder Boden ist nicht nur gut für Regenwürmer, sondern auch fürs Klima: Er speichert große Mengen an Kohlenstoff.
Foto: Thomas Alföldi / Forschungsinstitut für biologischen Landbau

Nicht alles ist Mist

Der oft belächelte „biodynamische“ Landbau bietet so manche Vorteile für die Umwelt. Woran das liegt, beginnt die Wissenschaft erst zu verstehen.

Jan Berndorff

Mitunter muten die Methoden des Demeter-Bioverbands befremdlich an. Die Bauern, die unter diesem Siegel produzieren, stopfen zum Beispiel eine Handvoll Kuhdung in ein Horn, vergraben es über den Winter im Boden, lassen es dort „kosmische Energie“ sammeln, buddeln es im Frühjahr wieder aus, schütten den Dung dann in ein Fass Wasser, rühren es genau eine Stunde lang mit Leidenschaft um und verstreuen das Ganze schließlich über einem Acker. „Das ist dann quasi homöopathischer Kuhmist“, amüsiert sich die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim in ihrer Sendung MaiThink X. Also „Kuhbuli“, respektive „Bullshit“.

Und doch kommt Nguyen-Kim nicht umhin festzustellen, dass die Landwirtschaft à la Demeter beim Erhalt der Humusschicht nicht nur dem konventionellen Ackerbau, sondern auch dem „normalen“ Bioanbau überlegen ist. Das zeigt ein groß angelegter Langzeitversuch des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) in der Schweiz. Seit über 40 Jahren vergleicht dieser die verschiedenen Formen des Landbaus auf extra angelegten Testfeldern (DOI: 10.1038/s41598-018-38207-w).