MIT Technology Review 3/2022
S. 53
Report
Kolumne

Die KI-Illusion

Künstliche Intelligenz soll Zeit sparen und Probleme lösen – zum Beispiel auch im Recruiting. Das funktioniert aber nur bedingt.

Julia Kloiber
, Bild: Anna Niedhart
Bild: Anna Niedhart

Laut dem Science-Fiction-Autor Theodore Sturgeon sind 90 Prozent von allem Mist. Seine Beobachtung geht darauf zurück, dass Science-Fiction-Literatur oft als minderwertig verspottet wird. Damit unterscheidet sie sich laut Sturgeon nicht von anderen Kunstformen, denn auch dort ist der Großteil der Werke minderwertig. Aus diesem geflügelten Satz wurde Sturgeon’s Law: „90 Prozent of everything ist crap.“ Es gibt wenig Glaubenssätze, die mich so gut durch den Alltag tragen, wie dieser. Der klare Blick für den Mist ist hilfreich in einer Zeit, in der es von minderwertigen digitalen Anwendungen nur so wimmelt. Besonders deutlich zeigt sich der Mist im Bereich von Künstlicher Intelligenz.

Vor ein paar Jahren erzählte mir eine Frau auf einer Weiterbildung, dass sie ihren Lebenslauf für Maschinen optimiert. Das war das erste Mal, dass ich von automatisierten Systemen im Personalrecruiting hörte. Kaum waren die Systeme an den Start gegangen, fingen Menschen an, sie auszutricksen, zum Beispiel die Namen von Eliteunis in Weiß – unsichtbar für das menschliche Auge, aber sichtbar für die Maschine – in den Lebenslauf einzubauen.