MIT Technology Review 3/2022
S. 62
Report
Klima
Foto: Kristján Maack

Aus der Luft in den Boden

Eine neue Anlage in Island soll CO2 aus der Luft entfernen und dauerhaft im Boden binden. Es ist die größte Anlage ihrer Art auf der Welt.

Casey Crownhart (Übersetzung: Gregor Honsel)

Kohlendioxid verbleibt lange in der Atmosphäre. Eine Verringerung der Emissionen allein wird deshalb nicht ausreichen, eine künftige Erwärmung zu bremsen. Um die bereits ausgestoßenen Emissionen zu entfernen, eröffnete das schweizerische Start-up Climeworks im September 2021 in Island die größte kommerzielle Anlage zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid. Die Anlage namens Orca befindet sich in der Nähe von Reykjavik und kann jährlich etwa 4000 Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre abscheiden. Auch wenn Orca nicht groß genug ist, um die jährlichen Emissionen in Milliardenhöhe substanziell zu reduzieren, so ist es doch ein wichtiger Test für die wirtschaftliche Machbarkeit der Technologie.

Jedes Modul von Orca besteht aus einem Dutzend Reinigungseinheiten. Die Luft strömt durch Gitter an der Vorderseite in einen Filter, der Kohlendioxid mit chemischen Adsorptionsmitteln bindet. Sind die Filter voll, schließen sich die Gitter, und Rohre pumpen Wärme in den geschlossenen Raum. Dadurch wird das CO2 aus den Filtern freigesetzt. Anschließend wird es abgepumpt und für die Lagerung vorbereitet. Danach öffnen sich die Gitter wieder, um den Prozess erneut zu starten.
Foto: Kristján Maack
Die Module von Orca können auf verschiedene Weise kombiniert werden, sodass sich die Anlage weltweit leichter nachbauen lässt. Climeworks hat seine erste Anlage in Island errichtet, um die dort reichlich vorhandene Erdwärme zu nutzen und so die Emissionen zu minimieren, die bei der Abscheidung von Kohlendioxid entstehen.
Foto: Kristján Maack
Auf der Rückseite jedes Moduls blasen Ventilatoren die gefilterte Luft zurück in die Atmosphäre. Flexible Abdeckungen an den Lüftern sorgen dafür, dass lose Teile der Filter nicht von den starken isländischen Winden weggeblasen werden. Diese Abdeckungen werden wahrscheinlich nur für die Tests im ersten Jahr benötigt.
Foto: Kristján Maack
Nach der Abscheidung wird das Kohlendioxid in feste Karbonatmineralien umgewandelt, die hier als helle Flecken in einer Matrix aus dunklem Basaltgestein zu sehen sind.
Foto: Kristján Maack
Die von einem Unternehmen namens Carbfix betriebenen Injektionsbohrungen pumpen Kohlendioxid 1000 Meter in die Tiefe, wo es mit Basaltgestein reagiert und innerhalb von zwei Jahren in mineralischer Form gebunden wird.
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