MIT Technology Review 3/2022
S. 70
Report
Krypowährungen

Kryptogeld per Chat

Die Kryptowährung Mobilecoin ist schnell, einfach zu benutzen und mit dem Messenger Signal schon auf über hundert Millionen Geräten präsent. Die größte Herausforderung des Unternehmens: Nicht verboten werden.

Jan Vollmer

Es ist ein Abend im Winter 2021. „Es gibt Pizza, Bier – und später verschenken wir noch Geld“, ruft einer der beiden Mobilecoin-Mitarbeiter in die Runde. Sie sind Gäste im Berliner Betahaus, einem Coworking-Space, und stellen dort ihre eigene Kryptowährung „MOB“ vor. Ein animiertes Video, in dem ein Krokodil einen Kaffee von einem Schnabeltier kauft, zeigt, wie die Währung funktioniert: Eine verschlüsselte Blockchain, Überweisungen in ein paar Sekunden, kaum Energieverbrauch. Das Wallet dazu, so erklären die beiden Hosts auf der Bühne, ist mit wenigen Klicks in der App Signal zu aktivieren. So könne man Mobilecoin via Signal an seine Kontakte verschicken oder per QR-Code in einem Laden bezahlen.

Mobilecoin will digitales Geld sein: Einfach zu bedienen, in einem Messenger integriert, weltweit nutzbar. Das steckt auch im Namen: Mobile und Coin. Auf über hundert Millionen Geräten ist Mobilecoin gewissermaßen vorinstalliert – nur ein paar Klicks und die Betaversion des Wallets wird in Signal aktiv. „Ich möchte in einer Welt leben, in der man sich nicht nur sicher fühlen kann, wenn man mit seinem Therapeuten über Signal spricht, sondern seinen Therapeuten auch über Signal bezahlen kann“, hat Signal-Gründer Moxie Marlinspike mal über die Mobilecoin-Integration in einem Interview gesagt.