MIT Technology Review 3/2022
S. 73
Report
Jubiläum

Die chemische Revolution

Kurz vor der Französischen Revolution stellte Antoine Laurent de Lavoisier die Welt der Chemie auf den Kopf. Er äußerte 1772 seine Zweifel an der damals vorherrschenden Phlogistontheorie und entwickelte die Oxidationstheorie. Einer der Beweise war seine berühmte Diamantenverbrennung.

Jo Schilling

Lavoisier war ein Mann mit vielen Talenten aus reichem Haus. Er studierte Jura, verdiente seinen Lebensunterhalt jedoch als Hauptzollpächter – sprich: Zolleintreiber. Wurden Salz oder Tabak nach Paris eingeführt oder zwischen den einzelnen Provinzen Frankreichs ausgetauscht, waren Zölle fällig, die die Hauptzollpächter mit ihren bewaffneten Beamten eintrieben. Sie selbst gingen gegenüber der Staatskasse in Vorleistung. Der Überschuss aus den eingetriebenen Zöllen war ihr Verdienst. Ein schmutziges, aber einträgliches Geschäft.

So einträglich, dass Lavoisier sich die Naturwissenschaften als Hobby leisten konnte. Er studierte am Collège Mazarin und wurde 1768 Mitglied der Académie des sciences. 1771 heiratete er Marie-Anne Pierette Paulze. Mit ihr gemeinsam revolutionierte Lavoisier die Chemie – seine Frau unterstützte ihn bei seinen Experimenten, führte Laborbücher, zeichnete Apparaturen und etablierte die noch heute übliche Vorgehensweise bei chemischen Experimenten.