MIT Technology Review 6/2022
S. 22
Titel
Interview
Foto: Dina Litovsky/Redux/laif

„KI ist eine Technik der Mächtigen“

Meredith Whittaker ist eine der weltweit prominentesten Stimmen, wenn es um die gesellschaftlichen Folgen von Künstlicher Intelligenz geht. Im Interview erklärt sie, was in der Debatte fehlt, wieso KI eine Machttechnologie ist und immer bleiben wird – und wieso sie trotzdem Optimistin ist.

Interview: Eva Wolfangel

Meredith Whittakers Lebenslauf ist bemerkenswert: Sie hat 13 Jahre bei Google gearbeitet, heute ist sie eine der schärfsten Kritikerinnen des Unternehmens – vor allem, wenn es um KI geht. Als sie 2006 bei Google anfing, war sie schlicht auf das Geld angewiesen. Sie hatte gerade ihren Bachelor in Literatur und Rhetorik abgeschlossen. „Ich war pleite, ich brauchte Arbeit, und Google war die erste Firma, die mir ein Angebot machte“, sagte sie in einem Gespräch mit dem Magazin Republik.

Bei Google startete sie mehrere Initiativen, unter anderem die Google Open Research Group, die komplexe Probleme gemeinsam mit externen Wissenschaftlerinnen und Open-Source-Aktivisten lösen will, oder das M-Lab, ein global verteiltes Netzwerkmesssystem, das die weltweit größte Quelle für Open Data zur Internetleistung darstellt. Schon 2013 kritisierte sie die Praxis, KI-Systeme mit Daten zu trainieren, die diskriminieren – weil sie aus dem Internet stammen. Mit der KI-Forscherin Kate Crawford gründete sie 2017 das Forschungsinstiut AI Now. Es gilt als erstes akademisches Institut, das zu den sozialen Implikationen von Künstlicher Intelligenz forscht.