MIT Technology Review 3/2023
S. 14
Titel
Wasser

Zu viel Wasser … und zu wenig!

Auch Länder in gemäßigten Zonen dürften in Zukunft regelmäßig zwischen Starkregen und Dürren hin- und herpendeln. Eine Ursache ist der Klimawandel, aber die Probleme reichen deutlich tiefer.

Gregor Honsel und Wolfgang Stieler

Nach tagelangem Dauerregen meldeten die Harztalsperren im Februar eine „angespannte“ Lage. Das Problem war aber keineswegs zu viel, sondern zu wenig Wasser. Der überdurchschnittlich nasse Januar brachte zwar noch ein paar Prozentpunkte Füllstand, aber trotzdem blieben die Talsperren weit unter ihrem langjährigen Schnitt. „Ich habe nur Trockenheit erlebt“, sagt Norman Droste, der seit 2018 bei den Harzwasserwerken arbeitet, gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.

Dieser Winter ist kaum vorbei, da zeichnet sich schon der nächste Dürresommer ab. Frankreich, Italien und die Alpenländer klagen schon jetzt über zu wenig Niederschläge. Alles, was bis jetzt nicht als Schnee gefallen ist, wird ab dem Frühjahr fehlen. Der französische Präsident Emmanuel Macron rief seine Landsleute bereits Anfang März zum Wassersparen auf. In einigen Departements ist das Bewässern von Gärten und Sportstadien, das Auffüllen von Swimmingpools oder das Waschen von Autos schon verboten – eine „für die Zeit des Jahres bisher nie da gewesene Beschränkung“, wie dpa berichtet. Und auch Berlin, meldete der Tagesspiegel, ist mittlerweile trockener als Israel oder Botswana: „Wäre Berlin ein Land, stünde es auf Platz 152 der Weltrangliste für Niederschlagsarmut“ (siehe S. 26).