MIT Technology Review 4/2023
S. 82
Report
Tierversuche

Aus die Maus?

Neue Medikamente müssen aufwändig auf ihre Sicherheit geprüft werden. In den USA verlangt die Zulassungsbehörde FDA dafür keine Tierversuche mehr. Überflüssig werden sie damit noch lange nicht.

Ulrike Schneeweiß

„Mehr als 70 Prozent der Gene, die beim Menschen mit Krebs in Verbindung gebracht werden, finden sich auch in Drosophila-Fruchtfliegen“, sagt Natascha Drude vom QUEST Center for Responsible Research an der Charité. Ein Grund für Tierversuche an Fruchtfliegen ist, dass Forschende aus ihnen erste Anhaltspunkte dafür ablesen können, wie Krebserkrankungen entstehen. „Man bekommt anhand dieses Modells schnell erste Einblicke in Mechanismen und Funktion.“ Und gelegentlich erste Ideen für neue Therapien oder Medikamente.

Der Weg solcher Medikamente zum Menschen ist jedoch lang und voller Hürden. Er führt von Tests im Reagenzglas über Prüfungen an Zellen und Geweben. Und irgendwann reicht das nicht mehr. „Nehmen wir Nanopartikel“, sagt Drude. „Diese Wirkstoffträger werden oft schon im Blut von einer Proteinschicht umhüllt. Was bedeutet das für ihre Verteilung im Körper: Reichern sie sich in bestimmten Geweben an? Wie werden sie ausgeschieden, und entstehen dabei an einer Stelle Abbauprodukte, die an anderer Stelle unvorhergesehenen Schaden anrichten?“