MIT Technology Review 4/2023
S. 81
Report
Jubiläum

Siegeszug mit Nieten

Vor 150 Jahren erfanden ein Schneider aus Lettland und ein bayerischer Kurzwarenhändler das wohl beliebteste Beinkleid der Welt: die Jeans.

Andrea Hoferichter

Die erste Jeans der Welt hatte das, was man heute Boyfriend-Style nennt. Sie war lässig und weit geschnitten, zudem durchaus „öko“, da langlebig und rein pflanzlich gefärbt. Getragen wurde sie allerdings nicht von einem coolen Cowboy mit Kippe im Mundwinkel – wie die Mehrheit in einer Umfrage im Bekanntenkreis dachte –, sondern von einem Goldgräber.

Die Geschichte begann in den USA des 19. Jahrhunderts: Hunderttausende Amerikaner zogen gen Westen, um in Kalifornien Goldklumpen zu sammeln. Nur die wenigsten machten einen großen Reibach, im Gegensatz zu vielen Händlern, die die Arbeiter mit dem Nötigsten versorgten. Einer von ihnen war Levi Strauss, laut Geburtsurkunde „Löbi“ mit Vornamen. Er war Einwanderer aus dem bayerischen Buttenheim. In San Francisco verkaufte er unter anderem Zahnbürsten, Knöpfe und Stoffe, aus denen Kleidung und Zelte geschneidert wurden.