MIT Technology Review 8/2023
S. 24
Titel
Emissionszertifikate

Viel Geld, wenig Wirkung

Kompensationszahlungen sollen eigentlich dem Klima helfen. Der Markt explodiert – aber unter Umständen schaden sie mehr als sie nutzen.

Klaus Sieg

Die Idee hinter dem Kompensationsgeschäft mit Kohlendioxid klingt einleuchtend: Für das Weltklima ist es einerlei, an welcher Stelle Klimagas reduziert wird. Also finanzieren Konsumenten, Unternehmen, Organisationen oder Regierungen in den Industrieländern Projekte, die von ihnen ausgestoßene Klimagase an anderer Stelle wieder einfangen oder vermeiden. Und das kostet nicht einmal viel: Bereits ab 13 Euro bieten einige Organisationen die Kompensation einer Tonne CO2 an. Im europäischen Emissionshandel wird die Tonne derzeit durchschnittlich mit rund 80 Euro bepreist.

Für negative Emissionen können neu gepflanzte Wälder sorgen, die Aufforstung von Mangroven-Sümpfen, die Herstellung von Pflanzenkohle, der Schutz von Seegraswiesen oder Blauwalen (siehe S. 44) – oder Projekte, die der Atmosphäre technisch Klimagase entziehen (siehe S. 38). Daneben gibt es auch Projekte, die darauf abzielen, Emissionen zu vermeiden: etwa das Verteilen effizienter Kochöfen, die Installation von Biogasanlagen, der Schutz bestehender Wälder oder die Wiedervernässung von Mooren.