MIT Technology Review 4/2024
S. 14
Titel
Resilienz

Mentaler Schutz vor Katastrophen

Wir leben im Zeitalter der Naturkatastrophen und Polykrisen. Die Lage ist dennoch nicht hoffnungslos. Wie wir ihnen die Stirn bieten können und Optimismus heute noch funktionieren kann.

Wolfgang Stieler

Ein Blick in die aktuellen Zeitungen gefällig? In der Ukraine wird das Atomkraftwerk Saporischja zum Ziel von Drohnenangriffen. Großbritannien vermeldet seit 18 Monaten die schwersten Regenfälle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und rechnet deshalb mit „drastischen Ernteeinbußen“, während Spanien wegen anhaltender Trockenheit und Hitze seine Olivenölproduktion halbiert hat. Wer noch Hoffnungen hatte, dass KI eine zivile Technologie bleiben könnte, wird eines Besseren belehrt: Whistleblower bezichtigen die israelische Armee, bei ihrem Einsatz im Gaza-Streifen ihre „legitimen Ziele“ mithilfe von KI identifiziert zu haben – das Programm soll über 30 000 Namen ausgespuckt haben. Ach ja, und Peter Higgs, der bescheidene Welterklärer, ist gestorben. Die gute Nachricht lautet dieser Tage: Wer mit dem Schlimmsten rechnet, wird selten enttäuscht.

Überall Kriege und Krisen, Skandale und Unruhen, begleitet von aktuellen Naturkatastrophen: Hier ein Erdbeben, da eine Überschwemmung, dort eine Hitzewelle und dann fängt schon wieder die nächste Sturmsaison an. Das alles wird begleitet von beinahe täglichen Wasserstandsmeldungen zu langfristigen Trends wie einem sich scheinbar unaufhaltsam beschleunigenden technischen Wandel – der droht, außer Kontrolle zu geraten –, der weltweiten Ausbreitung von Mikroplastik, dem Artensterben oder dem Klimawandel. Eine Pandemie haben wir zwar gerade nicht am Start, aber die nächste wird kommen. Die Frage ist nicht, ob, sondern nur, wann.