MIT Technology Review 5/2024
S. 105
Review
Meinung

Wider die WLAN-Lücke

Grundversorgung

Internet? Wird sich nicht durchsetzen: Über diese Einschätzung des Trendforschers Matthias Horx aus dem Jahr 2001 kann man sich heute natürlich trefflich amüsieren. Weniger lustig ist es, wenn die Horx’sche Vorhersage in der neu angemieteten Wohnung irgendwie doch wahr wird. Drei Wochen lang gab es in meinem neuen Zuhause keinen WLAN-Anschluss. Surfen war nur übers Handy möglich – in Zeiten von Homeoffice, Streaming und Videokommunikation durchaus ein Problem und vor allem sehr teuer. Der Grund für den Ausfall: Der Anbieter hatte eine Glasfaserdose vermutet, die es aber nur perspektivisch gibt. So zumindest lautete die Analyse eines Mitarbeiters via Telefonhotline. Man könne mir stattdessen ein 16er-DSL anbieten, bis – voraussichtlich – zwei Monate später eine geeignete Dose gesetzt werde. Dass es noch 16er-Internet gibt, fand ich zwar durchaus interessant, es klang aber nach Nostalgiemomenten, die ich mir eher nicht wünschte. Ich lehnte ab und machte mich auf die Suche nach einem anderen Anbieter.

Gespräche im Bekanntenkreis und eine Internetrecherche – das gebuchte Handy-Datenvolumen schrumpfte weiter – zeigten: Ich bin kein Einzelfall. Über 20 Jahre nach Beginn des kommerziellen Internets und obgleich Menschen nicht erst seit gestern auch mal ihren Wohnort wechseln, ist eine unterbrechungsfreie WLAN-Versorgung ohne nervenaufreibende Hotlineanrufe für viele nur ein schöner Traum. Man stelle sich das umständliche Prozedere einmal für die Versorgung von Strom oder Heizung vor. Doch hier gibt es Grundversorger – jene mit den jeweils meisten Netzschlüssen in einem bestimmten Gebiet – und daher eben keine Versorgungslücken. Wer mit dem Angebot des Anbieters nicht einverstanden ist, kann jederzeit wechseln.