MIT Technology Review 5/2024
S. 59
Report
Kolumne

The Summer of Meatspace Love

Ist dies der Sommer, in dem sich mehr und mehr Menschen von den Dating-Apps abwenden und ihr Glück wieder im Analogen suchen? Meet statt swipe, Kneipe statt Cyberspace.

Julia Kloiber

„Don’t Buy Bumble’s Lifetime Subscription“ – neugierig bleibe ich bei diesem Reddit-Thread hängen. tedchambers1 beklagt sich, dass er seit dem Kauf des Lifetime Boost der Dating-App weniger Matches hat als zuvor. Seine Theorie: Mit dem Kauf des teuersten Abonnements ist das Monetarisierungspotenzial an ihm wohl ausgereizt. Die Dating-Plattform hat keine Anreize mehr, sein Profil zu priorisieren. Ein Lifetime Boost, schießt es mir in den Kopf, ist das genaue Gegenteil von: „Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single auf Parship.“

Lifetime – im Kontext von Online-Dating – ist ehrlich und deprimierend zugleich. Ich stelle mir vor, wie der gute Mann von Date zu Date altert und immer wieder denselben Zyklus durchläuft: Texten, treffen, vögeln, tschau. Aus Nutzer:innensicht sind Dating-Apps nur ein notwendiges Übel. Wenn es gut läuft, dann löscht man sie so schnell wie möglich wieder. Das scheint aber nur für einen Bruchteil aufzugehen. Für jedes glückliche Paar, das sich in meinem Bekanntenkreis über eine App kennengelernt hat, kenne ich mindestens 40 Singles, die seit Jahren verzweifelt nach links und rechts swipen.