Ferkeleien im Privat-Fernsehen

Unmut über schweinischen Gast im TV-Sommercamp

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Im "Neun live Sommercamp" wird nicht nur die Sau rausgelassen, das alte, nein, blutjunge Schwein wird anschließend auch noch vor laufender Kamera geschlachtet

An Supergurken, die sich in merkwürdigen Camps mit Kakerlaken bewerfen lassen und alte, abgehalfterte Showstars die zuhause einen Affen sitzen haben, sind wir inzwischen gewöhnt, sofern sich überhaupt noch ein Fernsehgerät im Haushalt befindet. Schließlich sind die besseren Ferkeleien angeblich längst im Internet zu finden.

Nachdem es mit den zweibeinigen Ferkeln, die sich gerne vor laufender Kamera präsentieren, aber immer Ärger mit dem Jugendschutz gab, probiert "9 live" es nun mit einem vierbeinigen Exemplar: Eine Woche lang wird das Ferkel "Schnappi" im "Sommercamp" untergebracht. Der Quizsender ist dabei an hoher öffentlicher Aufmerksamkeit interessiert, weil er sich ausschließlich aus Anrufen seiner Zuschauer finanziert.

Martin und Schnappi (Bild: 9live)

Deshalb wird das Schwein am Schluss auch nicht nur per Telefonvoting aus der Sendung gekickt, sondern gleich aus dem Leben: Es wird geschlachtet, gegrillt und verspeist. Das empört, obwohl gängige Praxis, die Tierschutzverbände, denn normal läuft dabei keine Fernsehkamera. Der Sender verstoße gegen mehrere Paragrafen des Tierschutzgesetzes und der Tierschutzbund plane juristische Schritte, so dessen Geschäftsführer Thomas Schröder.

Der Sender ist unbeeindruckt:

Das Schicksal von Schnappi ist, als Schwein auf die Welt gekommen zu sein. Schnappi wird so oder so geschlachtet. Bei uns soll er es noch einmal richtig gut haben. Tagtäglich werden Schweine geschlachtet. Das ist Alltag. Warum also nicht bei uns live im TV?

Vielleicht wäre Schnappi aber viel lieber in RTL oder in Bayern 2 beim Landfunk aufgetreten? Oder gar im Werbefernsehen – "mehr sog I ned"? Zukünftig wird der Sender aber vermutlich wieder auf Schweine zurückgreifen, die nicht als solche geboren wurden, sondern sich erst in ihrem Leben dazu entwickelt haben.

Nachtrag: Am Schluss wurde das Schwein doch nicht geschlachtet, sondern PETA übergeben, die dafür im Sender ein vegetarisches Menü kochten.