Japanische Spiele zwischen Himmel und Hölle

Kampf am Boden

Anime-Spiele und JRPGs Teil 2: "Dragon Ball Xenoverse" und "The Awakened Fate Ultimatum"

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Im zweiten Teil des Japan-Games-Schwerpunkt stehen ein Erfolgs-Manga und ein abgedrehtes Rollenspiel im Fokus: "Dragon Ball Xenoverse" ist ein Beat’em Up im Setting einer der erfolgreichsten Manga-Serien. "The Awakened Fate Ultimatum" ist ein Dungeon Crawler alter Schule mit einer völlig abgedrehten Story.

Teil 1: "Final Fantasy Type-0" und "Atelier Shallie: The Alchemists of the Dusk Sea"

Dragon Ball Xenoverse

Dragon Ball startete vor gut 30 Jahren als Comic und wurde zu einer der erfolgreichsten Manga-Reihen. Neben vier Fernsehserien und zahlreichen Kinofilmen brachte es unzählige Videospiele hervor. Dragon Ball Xenoverse ist, wie die auf dem Cover abgedruckte Abkürzung "XV" andeutet, das fünfzehnte Kampfspiel für Heimkonsolen. Bandai Namco veröffentlichte das Spiel für PS3/4, Xbox 360/One und Windows PC.

Es knüpft anders als seine Vorgänger nicht direkt an die Geschichten von "Dragon Ball" an und erschließt sich somit auch denjenigen, die weder die Mangas noch die Animes kennen. Figuren aus der Serie tauchen zwar auf, aber der Protagonist wird vom Spieler nach dessen Gutdünken erstellt. Dabei darf er aus verschiedenen Rassen des Dragon-Ball-Universums wählen. Im Verlauf der originellen, teils verwirrenden Story rund um die Dämonengruppe Mira, die mit Zeitmanipulation die Geschichte umschreiben will, trifft der Kenner auf zahlreiche Bekannte des Dragon-Ball-Universums.

Kaum ist der eigene Held erstellt, zieht er in den ersten Kampf. Im Kern ist "Xenoverse" ein Beat’em up. Das Studio Dimps, das schon für die Playstation 2 die "Dragon Ball Z: Budokai"-Games entwickelte, hat eine modifizierte Version der Engine von Street Fighter IV verwendet. Die meisten Charaktere können in der Luft schweben und so findet auch das Gros der Kämpfe im Flug statt. Gelegentlich gibt es auch Matches auf dem Boden oder die Kontrahenten müssen schwimmen. Anfangs ist eine der größten Herausforderungen, den Gegner im Blick zu behalten. Mit einem Tastendruck lässt er sich anvisieren, aber der Spieler muss dennoch immer wieder die Abstände verkürzen oder sogar Hindernisse umfliegen und auf Plattformen aufsteigen.

Kampf in der Luft

Obwohl Dimps selbst an der Entwicklung von "Street Fighter IV" beteiligt war, ist das Kampfsystem deutlich einfacher als in reinen Prügelspielen. Auf der offensiven Seite gibt es einen leichten und einen starken Angriff, einen Energieschuss sowie einige Spezialangriffe. Diese erfordern keine komplexen Button-Kombinationen wie in "Street Fighter", oder "Mortal Combat", sondern der Spieler wählt sie über ein kleines Menü aus. Zur Defensive darf der Spieler blocken und kann sich zudem hinter den Gegner teleportieren, was wie die Spezialangriffe Ausdauer verbraucht.

"Xenoverse" reiht nicht einfach Prügeleien aneinander, sondern schickt den Helden in verschiedene Missionen, die freilich zum Großteil aus Kämpfen bestehen. Zusätzlich muss der Spieler die Umgebung untersuchen und wird teilweise von computergesteuerten Mitstreitern unterstützt, wenn er sich beispielsweise in ein 3-vs-3-Szenario stürzt.

Zwei gegen zwei

Als Belohnung für erfolgreiche Missionen erhält der Charakter Erfahrungspunkte. Mit dem Levelaufstieg kann er seine Grundwerte wie Gesundheit oder Angriffskraft stärken. Als Basis zwischen den Einsätzen dient die kleine Stadt Toki-Toki. Von hier aus startet der Spieler Haupt- und Neben-Quests, kauft Items oder stürzt sich in Online- und Offline-Matches mit bis zu drei gegen drei Kämpfern. Für die Story-Missionen ist das Konzept der Stadt eine nette Idee, aber auf dem Weg zum schnellen Match wäre ein Menü komfortabler.

Im Lauf der Geschichte trifft er in der Stadt auf Charaktere, die ihm neue Spezialfähigkeiten beibringen oder Sonderaufgaben mit besonderen Items belohnen. Der Held findet oder kauft außerdem Kapseln, mit denen er im Kampf kurzzeitig seine Werte steigern kann. Mit der Zeit schaltet der Spieler zudem weitere Charaktere aus dem Dragon-Ball-Universum frei.

Ob Story oder schneller Kampf: An der Stadt Toki-Toki führt kein Weg vorbei

Optisch sind vor allem die wunderbar animierten Figuren mit ihrer starken Mimik ein Genuss. Dahinter stören die einfacheren, sterilen Landschaften wenig. Das Ganze wirkt wie ein interaktiver Anime und wird damit der Vorlage durchaus gerecht. Auch der Soundtrack und die auf Englisch und Japanisch verfügbare Synchronisation sind gelungen.

Wer sich auf die haarsträubenden, actiongeladenen Kämpfe in der Luft einlässt, findet schnell Gefallen an "Dragon Ball Xenoverse". Beat’em-up-Veteranen werden sich unterfordert fühlen und der Rollenspiel-Part ist für RPG-Fans zu rudimentär. Die eigenständige Story hat für Serien-Veteranen den Vorteil, dass sie frischen Wind in die Dragon-Ball-Welt bringt. Gleichzeitig finden sich Neulinge besser zurecht, da sie keinerlei Vorkenntnisse voraussetzt.

The Awakened Fate Ultimatum

Nippon Ichi Software (NIS) ist für skurrile Settings und experimentierfreudige Spiele bekannt. Typischerweise kombinieren die Entwickler klassisches Gameplay mit eigenen Elementen und einer abgedrehten Story. In Europa dürfte Disgaea die bekannteste Serie sein.

Vom Setting her ist The Awakened Fate Ultimatum für die PS3 wie auch der Vorgänger The Guided Fate Paradox ein Gegenpol zu "Disgaea": Leteres spielt in der Welt der Dämonen, während bei den "Fate"-Games die Engel im Zentrum der Erzählung stehen.

Shin mit Engel Jupiel und Teufelin Ariael

Die Story ist dabei ebenso abgedreht: Shin Kamikaze ist der typische Verlierertyp. Seine Eltern starben früh und er hat sich zum Einzelgänger entwickelt, der von seinen Klassenkameraden gemobbt wird. Eines Tages wird er auf dem Heimweg von einer Gruppe Teufel überfallen und getötet. Soweit so schlecht, doch dann wacht er in Celestia, dem Reich der Engel auf. Dort erfährt er, dass das Schicksal ihm bestimmt hat Gott zu sein.

Er arbeitet von nun an mit dem weiblichen Engel Jupiel und der Teufelin Ariael. Letztere wurde von den Engeln gefangen und forscht für den ehemaligen Feind. Sie hat Shin zum Gott gemacht und dazu einen Teil ihrer Seele und der von Jupiel benutzt.

Daher schlagen förmlich zwei Herzen in Shins Brust - Jupiels himmlischer und Ariaels dämonischer Part. Diese Dualität wirkt sich sowohl auf die Handlung als auch auf das Gameplay aus.

Das Spiel selbst besteht aus zwei unterschiedlichen Komponenten. Über weite Strecken präsentiert es sich als interaktive Geschichte, die wie in "Disgaea" vor allem in Standbildern erzählt wird. An kritischen Punkten muss Shin wichtige Entscheidungen treffen und dabei zwischen Engel und Teufel wählen.

Die Waage repräsentiert die Entscheidungen des Spielers

Jedoch geht es nicht um Gut oder Böse im klassischen Sinn. So muss der Spieler beispielsweise an einem Punkt entscheiden, ob er versucht eine komplette Gruppe Engel aus dem Reich der Dämonen zu retten oder einen Teil zurücklässt. Letzteres hat größere Erfolgschancen für die ausgewählten Engel, da die Gruppe schneller fliehen kann. Der Preis ist, dass die Übrigen chancenlos zurückbleiben.

Die Erzählung führt dem Spieler jeweils im direkten Anschluss die Konsequenz seines Handelns vor Augen. Schnell wird klar, dass selten eine Wahl eindeutig richtig oder falsch ist. Dabei bestätigen die Ausnahmen die Regel: Es kann durchaus vorkommen, dass eine Entscheidung zum Game Over führt.

An festen Punkten innerhalb der Erzählung muss Shin sich in Kämpfe stürzen beispielsweise, um ins Reich der Dämonen vorzudringen. Hier kommt die zweite spielerische Komponente zum Tragen, die von der Erzählung losgelöst ist: Ein klassicher Dungeon-Crawler mit zufälligen Labyrinthen - "The Awakened Fate Ultimatum" reiht sich wie der Vorgänger in die lange Liste der sogenannten Roguelike-Games ein.

Dabei betrachtet der Spieler die Umgebung aus der isometrischen Ansicht, also schräg von oben. Die Umgebung besteht aus Quadraten als Spielfelder. Der Verlauf ist rundenbasiert: Solange Shin nicht handelt, stehen auch die Gegner still. Bewegt sich der Held oder greift er an, ziehen anschließend die feindlichen Kreaturen. Jedes Dungeon hat mehrere Ebenen. Für den Erfolg muss Shin in der letzten Ebene entweder den Ausgang finden oder einen Boss besiegen.

Ist Shin im Dungeon umzingelt, gerät er schnell ins Hintertreffen

Anfangs muss der Spieler dabei vor allem darauf achten, die Gegner einzeln zu bekämpfen. Wird er von mehreren umzingelt, erleidet er nach jedem eigenen Angriff mehrere Gegenschläge. Später kommen weitere Gefahren hinzu wie starke Fernkämpfer oder Geister, die aus Wänden angreifen können, aber dort vor Gegenschlägen sicher sind.

Die Angreifer sind entweder dämonischer oder himmlischer Natur. Im Kampf kommen die beiden Seelen erneut zum Tragen: Shin kann neben seiner menschlichen Gestalt auch die eines Engels oder eines Teufels annehmen. Seine Angriffe sind gegen das entgegengesetzte Element besonders effektiv.

In den Kämpfen sammelt er Erfahrung, die er nach dem Abschluss eines Dungeons zur Verbesserung seiner Werte und Fähigkeiten investiert. Beide Seelen haben ihren eigenen Talentbaum. Auch die Entscheidungen während der Story bringen Fertigkeitspunkte für die jeweilige Seele: Eine himmlische Wahl nutzt der Engelsgestalt, eine dämonische dem Teufel in Shin.

Stirbt der Charakter, bevor er den Ausgang erreicht, behält er zwar die gesammelte Erfahrung, verliert aber sämtliche Gegenstände inklusive der anfangs mitgebrachten Ausrüstung. Auch hierbei steht der Spieler vor einer schweren Entscheidung: Soll er seine Items abschreiben oder den alten Spielstand laden und auf die gewonnene Erfahrung verzichten?

Der Spieler kann zwei Gegenstände zu einem stärkeren verschmelzen

Die Gegner und Bosse werden spätestens im sechsten Kapitel so knackig, dass sie im normalen Verlauf kaum zu schaffen sind. Ein Besuch bereits geschaffter Dungeons zum Sammeln von Ausrüstung und Erfahrungspunkten ist nahezu unausweichlich. Da die Welten bei jedem Besuch zufällig erstellt werden, fällt die Wiederholung weniger ins Gewicht als bei anderen Rollenspielen. Das Spiel verlangt dennoch Geduld und Leidensfähigkeit vom Spieler.

"The Awakened Fate Ultimatum" ist kein Mainstream-Titel. Das ist durchaus positiv, denn wer sich auf die skurrile Story in Kombination mit einem knackigen Roguelike einlässt, bekommt ein außergewöhnliches und gutes Spiel mit Anime-Flair. Es hat eine interessante, interaktive Geschichte mit Entscheidungen, die den Spieler immer wieder mit Gewissensfragen konfrontieren. Der Dungeon-Crawler-Part ist ebenfalls gut und spielerisch anspruchsvoll. Leider greifen die beiden Komponenten nicht wirklich ineinander, sondern es bleibt ein Nebeneinander. Gelegentlich stehen sich die Teile gegenseitig im Weg. An kritischen Punkten der Geschichte heißt es: "Ab ins Dungeon!" Hat der Spieler dort erfolgreich die unterste Ebene erreicht, folgen lange Dialoge, bevor er endlich die gefundenen Gegenstände kombinieren und die frischen Fähigkeitspunkte einsetzen darf.

Teil 3: "Xenoblade Chronicles" und "Toukiden: Kiwami"

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