USA: Einkommensungleichheit größer denn je

Der Anteil der reichsten 10 Prozent der Amerikaner am Gesamteinkommen ist auf fast 50 Prozent angestiegen

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Die Zeit der Bush-Regierung hat zwar durch Kriege und Steuersenkungen zu einer hohen Staatsverschuldung geführt, die US-Präsident Obama zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise noch weiter hochfährt, aber für die Reichen und Superreichen der USA waren es goldene Zeiten. Kein Wunder, dass nun Republikaner mobil machen gegen die Gesundheitsreform, die nicht nur ein Stück Sozialstaat wieder einführt, sondern auch eine etwas größere Umverteilung des Reichtums durch eine Reichensteuer beinhaltet.

Die reichsten 10-Prozent haben nach den letzten Zahlen aus dem Jahr 2007 einen höheren Anteil am Gesamteinkommen erreicht, als dies in den letzten 100 Jahren der Fall war, wie der Ökonom Emanuel Saez von der University of California-Berkeley auf der Grundlage von Steuerdaten für einen Bericht ausgerechnet hat. Die Steuerzahlen reichen bis 1917 zurück. Die Einkommensungleichheit ist auch größer geworden als während der "Roaring Twenties" vor Beginn der Wirtschaftskrise.

Die reichsten 10 Prozent der Amerikaner erzielen nun mit 49,7 Prozent fast die Hälfte des Gesamteinkommens. In den 70er Jahren lag der Anteil erst bei 33 Prozent: "Nach Jahrzehnten der Stabilität in der Nachkriegszeit, ist der Anteil der obersten 10 Prozent dramatisch während der letzten 25 Jahre angestiegen."

Die Ungleichheit ist aber auch innerhalb der Gruppe der Reichen gestiegen. Die obersten 0,01 Prozent der Topverdiener – 14.988 Familien, die ein jährliches Einkommen von mindestens 11,5 Millionen US-Dollar erzielen - haben nun einen Anteil von 6 Prozent am Gesamtvermögen. Zu Beginn der Präsidentschaft von Ronald Reagan Anfang der 80er Jahre lag der Anteil noch bei einem bescheidenen Anteil von einem Prozent.

Anteil der reichsten 0,1 Prozent am Gesamteinkommen. Grafik: Emanuel Saez

Zwar sei 2007 auch für 99 Prozent der Bevölkerung während der Bush-Präsidentschaft ausnahmsweise gut gewesen. Ihr Einkommen wuchs um 2,8 Prozent. Gegenüber dem Zuwachs von 65 Prozent beim reichsten Ein-Prozent sind das allerdings nur Peanuts. Zwei Drittel des gesamten Einkommenszuwachses erhielt in den Bush-Jahren zwischen 2002 und 2007 das reichste Ein-Prozent der Bevölkerung. Hier wuchs das Einkommen jährlich um mehr als 10 Prozent, beim Rest der Bevölkerung um 1,3 Prozent. Gleichzeitig senkte Bush bekanntlich die Steuerbelastung der obersten Einkommensgruppen. Im Gegensatz zu früher ist der Anteil der Menschen, die ihr Einkommen aus hoch bezahlter Arbeit verdienen ("working rich"), relativ hoch. Es sind eben die Topmanager, die viele Millionen im Jahr verdienen, u.a. auch die "Boni" in der Bankenbranche für angeblich gute Leistungen.

In den nächsten beiden Jahren wird das Einkommen pro Haushalt fallen, besonders stark bei den Reichen. Es wird also zumindest vorübergehend ein gewisser Rückgang der Einkommensungleichheit eintreten. Dies war auch der Fall in den Jahren 1928 und 1929 nach der Weltwirtschaftskrise und kurz vor Beginn der "Großen Depression". Damals wurden neue Finanzregulationen und höhere Steuern für Reiche eingeführt, die die vorübergehend gesunkene Einkommensungleichheit bis in die 70er Jahre hinein stabil gehalten haben. Mit Amtsantritt von Reagan, dem Vorbild von Bush, sind die Reichen dann immer reicher geworden und haben sich einen höheren Anteil am Gesamteinkommen sichern können.