Bejoy: KI-Bilderrahmen fĂĽr Senioren kann Stimmung erkennen

Der KI-Bilderrahmen von Beyond Emotion verspricht, den Gemütszustand von älteren Menschen zu überwachen. Wir haben einen ersten Blick auf das Gerät geworfen.

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KI-Bilderrahmen zur Emotionserkennung

KI-Bilderrahmen von Bejoy

(Bild: heise online / mack)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Wer seinen Großeltern gerne Bilder von sich auf einem Tablet zeigen und gleichzeitig wissen möchte, wie es ihnen geht, für den eignet sich möglicherweise ein digitaler Bilderrahmen von Bejoy. Dieser lässt sich in der Wohnung der Person abstellen, über deren Wohlbefinden man regelmäßig informiert werden möchte. Wir haben einen ersten Blick auf das Gerät von Beyond Emotion geworfen.

Die Bedienungsanleitung für den KI-Bilderrahmen – ein Samsung-Tablet (Version A8, 2022) mit der von Beyond Emotion entwickelten Software – ist leicht verständlich. Mit großen Buchstaben und vielen Bildern erklärt sie, wo etwas das Ladekabel hineingesteckt werden muss. Nachdem der Bilderrahmen auf- und angestellt ist, können sich Angehörige mit dem Gerät verbinden. In einer weiteren Anleitung für Senioren wird erklärt, wie das WLAN-Passwort eingetippt werden muss. Wenn Senioren dazu nicht in der Lage sind, müssen die Angehörigen das Gerät vor Ort aufbauen.

Leicht verständliche Bedienungsanleitung für den intelligenten Bilderrahmen

(Bild: heise online / mack)

Senioren können das von den Angehörigen übermittelte Bild liken oder ausblenden

Dazu benötigen die Angehörigen die Bejoy-App für iOS oder Android auf einem ihrem eigenen Smartphone oder Tablet. Mit der App lassen sich dann bis zu 18 Bilder auswählen und auf den KI-Bilderrahmen schicken, um sie dort bildschirmfüllend anzuzeigen. Betrachter können die Fotos mit einem Fingertipp liken oder ausblenden.

Über die App können auch weitere Personen eingeladen werden, die sich ebenfalls über den Gemütszustand der Eltern oder Großeltern informieren können.

Auf dem Tablet läuft eine von Beyond Emotion mit Flutter entwickelte Software, die die KI-Modelle mittels Edge-Computing lokal ausführt und die Nutzerschnittstelle bereitstellt. Außerdem kommt laut Beyond Emotion die Sicherheitsplattform Samsung Knox als Mobile Device Management zum Einsatz. Sensible Daten wie Videos und auch Bilder verlassen das Gerät demnach nicht – für die Analyse notwendige Daten werden nicht gespeichert. Das Ergebnis werde lediglich in aggregierter Form – als Smiley und Information zum Gemütszustand – an die Angehörigen gesendet. "Die Resultate der Auswertung auf dem Tablet werden verschlüsselt auf unsere eigenen Server bei der Deutschen Telekom übertragen und von dort aus auf die zugehörigen Apps der Angehörigen", heißt es von Beyond Emotion.

App zeigt an, dass der KI-Bilderrahmen eine "mäßige" Stimmung erkannt hat

Sobald das Tablet eingeschaltet ist, trackt dessen Frontkamera das Gesicht des Betrachters – sofern sich die Person in Sichtweite des Bilderrahmens befindet. Wenn sich der Gemütszustand ändert, erhält die Kontaktperson eine Benachrichtigung über die Bejoy-App: "Peter geht es hervorragend", "gut", "ok", "neutral" oder "schlecht".

Bei unserem Test hat das zuverlässig funktioniert. Die dahinterliegende Gesichtsanalyse-KI erkennt laut Entwicklern 17 verschiedene Emotionen.

Bejoy erkennt mehr als 10 verschiedene Emotionen

(Bild: Bejoy)

In der Bejoy-App lassen sich ein Pausenplaner für die Benachrichtigungen und ein Energiesparmodus aktivieren sowie die Anzeigedauer der Bilder festlegen. Es ist auch möglich, den Zeitpunkt für die Abwesenheitsmitteilung einzustellen, also nach welcher Zeit man benachrichtigt wird, wenn die zu beobachtende Person nicht zu sehen ist. Ebenfalls einstellbar ist die "Analyse-Sensibilität der Stimmungsmitteilung". Je höher diese ist, desto schneller werden Angehörige über den Gemütszustand benachrichtigt.

Oft enthalten die Benachrichtigungen die Empfehlung, sich bei den Senioren zu melden – um ihre positive Stimmung zu bestärken oder sie aus einem Stimmungstief zu holen. Wurde eine Person über einen längeren Zeitraum nicht gesichtet, informiert der KI-Bilderrahmen hinterlegte Kontaktpersonen über die App.

Aktivitätsbenachrichtigungen informieren über Anwesenheit und Gemütszustand

Beyond Emotion ist eine Ausgründung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Die Idee zu Bejoy hatten Arne Bernin und seine Kommilitonen, Sobin Ghose und Hanne Butting, da sie ihren Angehörigen Sicherheit geben wollten. Zuvor hatte Bernin zur automatisierten Gesichtsanalyse (PDF) "Tailored and Enhanced Automated Facial Expression Analysis to Tackle Practical Applications in Affective Computing" promoviert. Die Aktivitätserkennung mit dem KI-Bilderrahmen sollte dazu beitragen, dass Ghoses Vater und Bernins Mutter weiterhin möglichst sorgenfrei alleine leben können. Auch den anderen Familienangehörigen ist es somit möglich, bei längerer Nichtaktivität informiert zu werden.

Derzeit testet Beyond Emotion, ob sich auch Anzeichen eines Schlaganfalls erkennen lassen – unterschiedliche Gesichtsausdrücken in den verschiedenen Gesichtshälften. Ein Notrufknopf ist ebenfalls in Planung.

Das Paket bestehend Samsung-Tablet, Standfuß und Software kostet einmalig 299 Euro. Eine monatliche Miete von 29,90 Euro ist ebenfalls möglich. Hinzu kommen monatliche Gebühren von 10 oder 29 Euro, abhängig davon, ob das Gerät mit WLAN oder mit einer SIM-Karte für mobiles Internet genutzt wird. Beyond Emotion bietet einen kostenlosen Test des Bilderrahmens für 30 Tage an.

(mack)