HomePod: Apples Siri-Lautsprecher im ersten Test

Der smarte Lautsprecher mit Sprachsteuerung ist seit Freitag in einigen Ländern erhältlich. Mac & i hat ein Exemplar in London gekauft und ausprobiert.

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HomePod

(Bild: Holger Zelder / Mac & i)

Lesezeit: 7 Min.
Inhaltsverzeichnis

Seit dem 9. Februar ist der HomePod in den USA, Australien und dem Vereinigten Königreich erhältlich. In Deutschland soll der Verkauf erst im Laufe des Frühjahrs beginnen. So lange wollten wir jedoch nicht warten, deshalb haben wir ein Modell im Apple Store Regent Street für 319 Pfund (knapp 360 Euro) gekauft. In einem Londoner Büro haben wir den HomePod etwa zwei Stunden lang ausprobiert.

Der HomePod ist mit gut 17 Zentimetern Höhe und 14 cm Durchmesser etwas größer als Amazons Echo-Modelle und Googles Home-Box. Der 2,5 Kilogramm schwere Apple-Lautsprecher ist in Weiß oder Space-Grau gehalten und mit einem Netzstoff überzogen. Auf der Oberseite zeigt ein kreisrunder LED-Touchscreen bei Siri-Aktivität eine Wellenformgrafik an. Ein mit Textil ummanteltes Netzkabel steckt fest im Gehäuse und lässt sich nicht auswechseln. Wer den englischen HomePod an eine deutsche Steckdose anschließen möchte, braucht einen Adapter.

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Einige Funktionen fehlen zum Start noch: So lassen sich zwei HomePods noch nicht zu einem Stereopaar bündeln. Auch Apples überarbeitetes Multiroom-Protokoll AirPlay 2, mit dem man mehrere HomePods in unterschiedlichen Räume parallel beschallen kann, beherrscht der Siri-Lautsprecher noch nicht. Beide Funktionen will Apple im Laufe des Jahres nachliefern.

Für die erste Einrichtung braucht man ein iOS-Gerät mit mindestens iOS 11.2.5: Das kann ein iPhone ab dem 5s, ein iPad der fünften oder ein iPod Touch der sechsten Generation sein. Hält man das iOS-Gerät mit aktiviertem Bluetooth neben den HomePod, erscheint einige Sekunden später ein 3D-Modell des Lautsprechers auf dem Display des iOS-Geräts. Mit einem Tipp auf "Setup" beginnt die Einrichtung. Hier legt man zum Beispiel den Namen des Raums fest, in dem der HomePod steht, und bezieht ihn gegegebenfalls in ein HomeKit-Szenario ein.

Einmal eingerichtet, kann man den HomePod über Apples Home-App bedienen, um etwa die Suchhistorie zu löschen oder bestimmte Titel zu blockieren. Der HomePod lässt sich auch – ebenso wie ein Apple TV oder ein iPad mit Netzteil – als Zentrale für HomeKit einsetzen, damit man von unterwegs Lampen, Heizung oder Türsensoren über das iPhone steuern kann. Zum Ausprobieren fehlten uns allerdings Zeit und weitere HomeKit-Geräte.

Aktiviert man die Option "Personal Requests", kann der Lautsprecher Erinnerungen anlegen oder auch iMessages vorlesen und schreiben, wenn sich ein iOS-Gerät im selben Netzwerk befindet. Wer sich den HomePod mit mehreren Personen im Haushalt teilt, wird diese Funktion möglicherweise aus Datenschutzgründen deaktivieren wollen: Siri unterscheidet auf dem Lautsprecher nicht zwischen individuellen Stimmen.

Unser Testexemplar aus Großbritannien kommt mit einem englischen Netzstecker; wer ebenfalls dort einen HomePod erwerben möchte, braucht einen Adapter.

(Bild: Holger Zelder / Mac & i)

Mit "Transfer Settings" überträgt der HomePod die wichtigen Einstellungen wie das WLAN-Passwort oder die iCloud-Einstellungen vom iOS-Gerät; das dauert wenige Sekunden. Zum Abschluss erklingt eine kurze Einführung über die unterstützten Siri-Kommandos, dann ist der smarte Lautsprecher einsatzbereit.

Für die Sprachsteuerung kann man entweder lange auf die Touch-Oberfläche drücken oder "Hey Siri" sagen. Momentan spricht der HomePod nur australisches, US-amerikanisches oder britisches Englisch. Unser Englisch mit deutschem Akzent verstand der Lautsprecher von einigen Ausnahmen abgesehen gut.

Die meisten Siri-Funktionen kennen Apple-Nutzer bereits. Musik steuert man etwa mit Befehlen wie "Play the number one song", um den Toptitel der Charts abzuspielen. Bei bestehendem Apple-Music-Abonnement soll der HomePod sukzessive dazulernen: Gefällt ein Titel, sagt man "I like this song" oder "Play more like this", sodass Siri später auf den Befehl "Play a song I’d like" passende Empfehlungen gibt. Ob die Empfehlungen nachhaltig sind, konnten wir in der kurzen Zeit freilich nicht beurteilen.

Die Oberfläche ist mit einem nahtlosen Stoff bespannt.

(Bild: Holger Zelder / Mac & i)

Fragten wir nach dem Wetter, antwortete der HomePod sinngemäß. Bei einigen Orten wie Hannover mussten wir das zugehörige Land dranhängen. Insgesamt scheint Siri auf dem HomePod weniger Befehle zu verstehen als auf iOS-Geräten: Trotz Zugriff auf unseren iCloud-Account fand die Sprachassistentin auf dem Lautsprecher beispielsweise keine Kalendereinträge oder E-Mails. Der HomePod hatte aber Zugriff auf iMessages: Mit "Read the last iMessage from Stephan" las er etwa die letzte Nachricht eines Kollegen vor; allerdings nur, wenn wir zuvor Siri auf unserem iPhone auf Englisch gestellt hatten und der Nachrichteninhalt ebenfalls Englisch war. Deutsche Phrasen erkannte Siri auf dem HomePod nicht und behauptete stattdessen, unsere iPhone sei nicht mit dem WLAN verbunden. Mit "Send a new Message" konnten wir eine Nachricht auf Englisch diktieren.

Musik bezieht der HomePod über den eigenen Streaming-Dienst Apple Music, aus der iCloud-Musikmediathek sowie per AirPlay aus iTunes-Mediatheken vom iPhone, iPad oder Mac. Als Internetradio ist Sender Beats-1 mit an Bord. Podcasts, die bei Apple verzeichnet sind, kann man mit dem Lautsprecher direkt abspielen.

Abseits von Apples Ökosystem wird man mit dem HomePod allerdings wenig Freude haben: Weitere Streaming-Anbieter wie Spotify oder Deezer unterstützt er nicht. Auch andere Geräte lassen sich nicht anschließen: Audioanschlüsse gibt es nicht; über Bluetooth kann man den HomePod nicht ansteuern.

Auch von unten macht der HomePod eine gute Figur.

(Bild: Holger Zelder / Mac & i)

Im Inneren stecken sieben Hochtöner, die kreisförmig angeordnet sind und in alle Richtungen abstrahlen. Ein nach oben gerichteter Tieftöner unter dem Touch-Display ist für Bässe zuständig.

Über die eingebauten sechs Mikrofone nimmt der HomePod nicht nur die Siri-Kommandos entgegen, sondern empfängt auch die Tonreflektionen von den Wänden, um seine Position im Raum zu bestimmen und den Klang entsprechend anzupassen. Das minimiert Negativeffekte wie Hall. Ein weiteres Mikrofon dient der Korrektur von Bassfrequenzen.

Mit Hilfe einer Technik, die Apple "Beamforming" nennt, weist der HomePod den sieben Hochtönern bestimmte Tonlagen zu und richtet sie in einer Art Strahl aus. Der frontale spielt etwa Stimmen und Gitarren ab, die zu den Wänden gerichteten Ambientemusik. Die Anpassung erledigt der im HomePod eingebaute A8-Chip während der Musikwiedergabe automatisch, der Nutzer muss sich nicht darum kümmern.

Leider hatten wir nur wenig Zeit, um den Klang zu beurteilen. Trotzdem machte der kleine Stereolautsprecher auch solo einen sehr guten Eindruck: Bässe klangen druckvoll, Höhen absolut klar. Tonlagen erklangen nicht übertrieben, sondern eher neutral. Wir werden den HomePod in der Redaktion ausgiebig weitertesten und gegen andere Geräte wie den Sonos One antreten lassen. Einen ausführlichen Bericht bringen wir in Mac & i Heft 2/2018 (ab 5. April im Handel).

Der HomePod hinterließ einen zweispältigen Eindruck: Auf der einen Seite klingt er außergewöhnlich gut. Auf der anderen Seite machte Siri mit ihm weniger Spaß als auf dem iPhone oder iPad, weil einige Möglichkeiten fehlten. Auch wäre es schön, mehr Musikquellen nutzen zu können, schließlich gibt es iPhone-Nutzer, die Spotify, Deezer und Co gegenüber Apple Music bevorzugen. Bis zum Deutschlandstart bessert Apple da hoffentlich noch etwas nach, denn guter Klang allein ist für einen smarten Lautsprecher zu wenig.

HomePod (10 Bilder)

HomePod ist Apples Antwort auf Alexa. Allerdings kann man damit keine Bestellungen aufgeben.

(hze)