"Avatar – Frontiers of Pandora" angespielt: Altbekanntes in schöner Hülle

In "Avatar: Frontiers of Pandora" erwartet Spieler ein großes Open-World-Abenteuer im Stil von "Horizon Forbidden West" und "Far Cry".​

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(Bild: Ubisoft)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Ähnlich wie Filmemacher James Cameron bei der Filmvorlage machen Ubisoft und Massive Entertainment bei "Avatar: Frontiers of Pandora" keine Experimente. Im Stil bekannter Open-World-Spiele wie "Horizon Forbidden West", "Far Cry" oder "Assassin's Creed" setzt das französische Studio auf eine große Spielwelt mit leichten Rollenspielelementen. Das unterhält besonders Fans der Vorlage für viele Stunden, auch wenn das Spiel abseits der technischen und visuellen Raffinesse kaum eigene Ideen entwickelt.

Die Handlung spielt ein paar Jahre vor den Ereignissen der Filme. Die Spieler schlüpfen in die Rolle einer im Kindesalter entführten Na'vi, die unsanft aus dem Kälteschlaf geweckt wird und sich ihren Angehörigen anschließen muss. Wie schon in der Vorlage gilt der Kampf den gierigen Menschen, die den Planeten Pandora ausbeuten wollen. Um sich dieser waffenstarrenden Übermacht zu stellen, müssen erstmal die einzelnen Na'vi-Stämme vereint werden.

"Avatar: Frontiers of Pandora" angespielt (5 Bilder)

"Avatar: Frontiers of Pandora" setzt auf bewährte Spielmechaniken und eine beeindruckende Naturkulisse.​ (Bild: heise online)

Schon nach wenigen Minuten ist der typische Ubisoft-Stil zu erkennen. In einer visuell betörenden Naturlandschaft rennt die Hauptfigur mit Pfeil und Bogen durch die Gegend, erobert feindliche Basen, bastelt an ihrer Ausrüstung und verbessert ihre Kampf- und Überlebensfähigkeiten. Schnell erscheinen auf der Karte neue Nebenaufträge, mit denen wir die ganze Welt erkunden können. Überall können die Spieler nach Wildtieren für die Jagd suchen oder Pflanzen pflücken, um Nahrung herzustellen. In einem Minispiel können sie zur Abwechslung in einem Geschicklichkeitstest auch Computer hacken.

Das alles haben Spieler so schon oft gesehen. Dennoch beeindruckt die Umsetzung. Fauna und Flora sind nicht nur Kulisse. Gräser wehen im Wind, Pflanzen ziehen ihre Blüten zusammen, wenn die Spieler sich ihnen nähern. Wenn sie sich dann auf den Rücken eines Ikrans, einer Art Flugdrachen, schwingen, und dem Sonnenuntergang entgegengleiten, ist die Öko-Idylle perfekt. Schöner sah in diesem Jahr kaum ein anderes Spiel aus.

Der spielerische Gehalt kann mit der hübschen Hülle nicht immer mithalten. "Frontiers of Pandora" ist ein AAA-Open-World-Abenteuer nach dem Reißbrettprinzip: alles perfekt, alles hübsch, alles schon mal gesehen. Wie schon in den bekannten Ubisoft-Vorbildern müssen die Spieler sich meist in feindliche Basen einschleichen und alles töten, was ihnen in den Weg kommt. Wie in "Assassins's Creed" sollte das aber möglichst heimlich geschehen. Die feindlichen Mechs sind für unsere mächtigen Pfeile nur schwer zu knacken. Erst später können die Spieler auch Maschinengewehre und andere schwere Waffen nutzen.

Um die Sache etwas leichter zu machen, setzen die Na'vi auf ihre Sinne. Mit ihnen finden sich nicht nur Wildtierspuren bei der Jagd, sondern sie entblößen auch die Schwachstellen der Gegner. Das ist nicht nur im Kampf am Boden von großer Hilfe, sondern auch, wenn sie sich in der Luft auf dem Rücken eines Ikran mit schwer bewaffneten Kampfhubschraubern duellieren. Wenn nach einem erfolgreichen Kampf eine ganze feindliche Basis explodiert, bietet das genau das Spektakel, das Genrefans erwarten.

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Obwohl sich das alles sehr bekannt anfühlt, überzeugt der flüssige Spielablauf. Ständig gibt es etwas zu tun, die Kämpfe mischen geschickt Egoshooter-Action mit Schleichabenteuer. Zwischendurch können Spieler einfach durch die Lüfte schweben und die Landschaft genießen. Die Einzelteile mögen zwar wie schon in der Filmvorlage ziemlich altbacken sein, aber in der Summe gelingt ein spannendes Open-World-Abenteuer.

Geblieben ist auch die Öko-Botschaft des Films. Die Na'vi kämpfen einen verzweifelten Kampf gegen Ausbeutung und Industrialisierung. Wo die bösen Menschen nach Profit gieren und die Umwelt zerstören, geht es für die indigene Bevölkerung um den Einklang mit der Natur. In der simplen Skizzierung von Gut und Böse mag das etwas naiv klingen, aber dadurch nicht weniger wahr. Obwohl die Handlung ein paar Lichtjahre von uns entfernt auf einem fremden Planeten spielt, ist diese Öko-Botschaft ganz nah an unseren aktuellen irdischen Problemen.

Massive Entertainment und Ubisoft drücken in "Avatar: Frontiers of Pandora" jedes Knöpfchen für ein spannendes wie spektakuläres Open-World-Abenteuer. Im Gegensatz zu anderen Spielumsetzungen bekannter Filmvorlagen ruhen sich die Macher nicht auf der bekannten Marke aus, sondern versuchen ein eigenständiges AAA-Action-RPG mit Öko-Botschaft zu schaffen. Das gelingt besonders durch die visuelle Umsetzung und den routinierten Einsatz bekannter Spielmechaniken – "Frontiers of Pandora" sieht toll aus und spielt sich flüssig.

Was fehlt, ist mehr Mut zur Originalität. "Frontiers of Pandora" spielt sich wie der erneute Aufguss eines bewährten Spielprinzips, das langsam in die Jahre kommt. Da mag der ein oder andere Spieler gelangweilt den Kopf schütteln, aber für Genrefans ist das nur ein kleiner Schönheitsfleck in einem gelungenen Open-World-Abenteuer.

"Avatar: Frontiers of Pandora" erscheint am 07. Dezember für Windows, PS5 und Xbox Series. Es kostet ca. 80 €. USK ab 16. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die PC-Version gespielt.

(dahe)