"Crucible" angespielt: Ballern ohne Wumms

Das war nichts: Amazons F2P-Multiplayer-Shooter "Crucible" hinterlässt von Beginn an einen schlechten Eindruck.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen
"Crucible" angespielt: Ballern ohne Wumms

(Bild: Amazon)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Satte 5 Jahre Entwicklungszeit, mehrere Termin-Verschiebungen und dann auch noch Chaos beim Start – der Start des 3rd-Person-Shooters "Crucible", bei dem Amazon als Publisher auftritt, lief alles andere als reibungslos. Im Auftrag des Versandriesen werfen die Relentless Studios einen Hero-Shooter auf den Markt, der mangels cooler Ideen kaum eine Chance gegen die übermächtige Konkurrenz von Overwatch oder Fortnite hat.

Eine Map, zwei Teams und drei Spielmodi: Die Spieler landen auf einem Planeten, kämpfen um Stützpunkte und ballern sich durch die dünne Fauna. Neben dem Hauptspielmodus gibt es noch den Modus Heart of the Hives, in dem zwei Teams um die Herzen besagter Hives kämpfen. Wer zuerst drei gesammelt hat, ist der Sieger. In einem Koop-Modus treten 2er-Teams gegeneinander an.

Das Besondere am Spiel sind die zehn Helden. Einige fegen im Nahkampf mit der Axt durch die Gegner, andere können sich unsichtbar machen oder pflanzen kleine Helfer, die den Gegner unter Beschuss nehmen. Natürlich gibt es auch den obligatorischen Marine mit Sturmgewehr und eine Scharfschützin. Alle Helden spielen sich sehr unterschiedlich und ermöglichen interessante Taktiken – sofern sich die Teams per Chat miteinander absprechen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

In jedem Match gewinnen die Helden Erfahrungspunkte, indem sie Gegner und Tiere erledigen oder Stützpunkte einnehmen. Besondere Events wie das Auftauchen des Hives sollen Abwechslung ins Spiel bringen, strecken aber nur den abwechslungsarmen Inhalt. Eine Beutejagd wie in Fortnite gibt es auch nicht. Die Helden müssen von Anfang bis zum Ende mit derselben Ausrüstung auskommen.

Sind genug Erfahrungspunkte gesammelt, steigen die Helden einen Level auf und schalten neue Fähigkeiten frei. Dabei können sich die Spieler vorher entscheiden, in welche Richtung sie sich spezialisieren wollen: Mehr Munition statt Schadensbonus? Lieber härter zuschlagen oder besser zielen? In dem wenig originellen Gesamtkonzept ist diese Art des Hochlevelns einer der wenigen Lichtblicke.

Auch abgesehen vom geringen Inhalt und der fehlenden Abwechslung hat das Spiel mit Problemen zu kämpfen. Zum einen fällt die Übersicht schwer. Pings sind kaum zu erkennen und Richtungszeiger, die auf potenziell interessante Ziele hinweisen, gibt es nicht. Anfangs irren die Spieler also eher über die Map, als dass sie koordiniert vorgehen. Zum anderen ist da das mangelnde Treffer-Feedback. Ob und wie stark ein Gegner getroffen wurde, ist kaum zu spüren und zu erkennen – eigentlich die größte Sünde, die ein Entwickler bei einem Shooter begehen kann.

"Crucible" angespielt (5 Bilder)

"Crucible" ist momentan keine Konkurrenz für Fortnite & Co. Es fehlt an Inhalt und Abwechslung. (Bild: heise online)

Weil in Crucible so wenig funktioniert, drängen sich Vergleiche mit Biowares "Anthem" oder "Battelborn" von Gearbox auf. In beiden Fällen standen finanzstarke Publisher dahinter, beide wollten mit Fortnite konkurrieren und beide floppten auf spektakuläre Weise. Auch die Relentless Studios hatten dank Amazon genug Zeit und Geld, um einen ordentlichen Shooter zu entwickeln. Aber Geld ist eben nicht alles.

"Crucible" wirkt wie ein Spiel, das in den vergangenen Monaten nach zahlreichen Entwicklungsproblemen notdürftig zusammengeschustert wurde. Für den geringen Inhalt, die leblose Tierwelt und das öde Geballer haben Publisher und Entwickler schon die Quittung bekommen: Nach einem durchschnittlichen Start ist das Spiel schon schnell wieder aus den Steam-Charts verschwunden. Egal, wie sich "Crucible" noch entwickelt – die Ambitionen von Spielepublisher Amazon haben schon bei der Premiere einen herben Dämpfer bekommen.

Crucible ist seit dem 20. Mai als Download für Windows über Steam erhältlich. Es ist kostenlos. USK ab 12.

(dahe)