Die Neuerungen von Fedora 17

Seite 3: Ausblick, Fazit, Download

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Fedora 17 gibt es nur in Version für 32- und 64-Bit-x86-Systeme. Eine Variante für PowerPC (PPC) ist in Vorbereitung; eine Beta erschien am 11. Mai. Die Beta von Fedora 17 für ARM-Prozessoren hat Fedora am 23. Mai veröffentlicht. Diese Portierungen laufen bei Fedora als "Architekturen zweiter Klasse", damit Probleme, die nur bei diesen Ports auftreten, nicht die Arbeit an den x86-Versionen verzögern. Die ARM-Entwickler von Fedora arbeiten darauf hin, dass ihr Port mittelfristig auf eine Stufe mit der x86-Variante gehoben wird. Dazu muss der ARM-Port allerdings einige Kriterien erfüllen, die das technische Leitungsgremium von Fedora kürzlich grob umrissen hat.

Parallel zur Fertigstellung von Fedora 17 ist bereits die Arbeit an Fedora 18 angelaufen. Der für diese Version vorgesehene NetworkManager soll Unterstützung zum Aufsetzen eines Hotspots bieten – das war ursprünglich schon für Fedora 17 vorgesehen und soll dort vielleicht noch über ein Update einfließen. Die Firewall soll bei Fedora 18 standardmäßig durch den firewalld betreut werden; das war schon bei Fedora 16 und 17 so angedacht, wurde aber bei beiden Versionen jeweils in den letzten Entwicklungswochen verworfen.

Geplant ist ferner der eine größere Überarbeitung des Bedienoberfläche des Installers, der Umstieg auf RPM 4.10 und der Einsatz von tmpfs für das Verzeichnis /tmp/. Fedora 18, Codename "Spherical cow" (zu deutsch in etwa "Kugelkuh"), soll am 6. November erscheinen – bei Fedora gibt es aber häufig Verzögerungen, daher ist eine Veröffentlichung zwei oder drei Wochen später wahrscheinlicher.

Fedora 17 (20 Bilder)

Standard-Desktop

Das Fedora-17-Design von Gnome 3, dem Standard-Desktop der Linux-Distribution.

Aus der Vielzahl von Neuerungen stechen das Software Rendering für die Gnome Shell und die Sandbox-Funktionen zur Anwendungs-Isolation hervor. Diese und viele andere Änderungen dürften bald auch in anderen Distributionen auftauchen. Ob das auch für die viel diskutierte Umstellung der Dateisystemstruktur gilt, wird sich zeigen. (thl)

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Download

Das Fedora-Projekt pflegt mehrere Seiten zum Herunterladen der Linux-Distribution. Die Haupt-Download-Seite offeriert lediglich die Standard-Version: Den mit Gnome ausgestatteten "Desktop Spin" für 32-Bit-x86-Systeme, der ein Live-System von CD oder USB-Stick startet und sich aus dem Live-System heraus auf Platte installieren lässt. Die Variante für 64-Bit-x86-Systeme findet sich auf einer zweiten Download-Seite, welche die populärsten Fedora-Spins zum Herunterladen anbietet – darunter auch mit Spins mit KDE, Xfce und Lxde.

Auf einer eigenen Subdomain verteilt Fedora noch einige weitere Spins, deren Software-Zusammenstellungen auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet sind. Dazu gehören das früher eigenständige "Sugar on a Stick" (SoaS), der für DVDs ausgelegt "Games Spin" sowie das "Security Lab", das vorwiegend zur Systemrettung, forensische Systemuntersuchung und Sicherheitsprüfung (auditing) gedachte Software enthält.

Eine weitere Download-Seite listet für CDs, DVDs oder USB-Datenträger gedachte Images zum Erstellen von Installationsmedien – mit diesen kann man die Distribution vor dem Aufspielen nicht ausprobieren, dafür aber die aufzuspielende Software wählen. Eine Netzwerkinstallation ist nur mit diesen Images möglich; mit dem lediglich 1 MByte großen gXPE-Image kann man sogar die Installationsumgebung selbst aus dem Netz starten.

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Varianten

In den Paket-Depots von Fedora 17 finden sich für x86-64-Systeme derzeit rund 27.000 Programmpakete, die das Projekt zu zahlreichen unterschiedlichen Varianten der Distribution kombiniert.

Die umfangreichste Software-Ausstattung und die größten Einflussmöglichkeiten bieten die DVD-Images für Installationsmedien, bei denen man Paketauswahl, Dateisystem und viele andere Faktoren beeinflussen kann. Die für DVDs oder USB-Sticks gedachten Images enthalten beispielsweise die Pakete von Gnome und KDE. Andere Desktop-Umgebungen wie Lxde oder Xfce lassen sich bereits bei der Installation aufspielen, wenn man im Installer die Online-Depots als Installationsquelle aktiviert.

Nur mit dem Installer dieser Ausführungen gelingt die voll- oder teilautomatische Installation via Kickstart. Mit ihnen kann man auch ältere Fedora-Installation aktualisieren. Für die meisten Anwender dürfte allerdings ein Update via PreUpgrade die bessere Lösung sein, denn dieser Weg ist komfortabler, häufig schneller und frischt auch Software auf, die nicht in den Images enthalten ist.

Bei den vom Fedora-Projekt angebotenen "Spins" handelt es sich um Live-Medien, die auf unterschiedliche Benutzerkreise abgestimmte Software-Zusammenstellungen enthalten. Sie eignen sich nicht nur zum gefahrlosen Ausprobieren der Distribution, sondern auch zur Installation. Dabei lässt sich allerdings weder die Softwareauswahl noch das Dateisystem für die Root-Partition beeinflussen – dafür ist diese Installationsmethode deutlich schneller als die flexible Installation von DVD. Am schnellsten geht es mit einem flotten USB-Stick, auf den man die Hybrid-ISOs der Spins mit dd oder dem für Linux und Windows erhältlichen Liveusb-Creator überträgt.

Einige der Spins starten direkt in eine englische Benutzeroberfläche durch; wer etwa beim Desktop-Spin ein deutsches Gnome möchte, muss die Sprache in den Gnome-Einstellungen ändern und sich neu anmelden. Da die meisten Spins auf eine CD passen sollen, fehlen dort aus Platzgründen häufig große Programmpakete wie LibreOffice; sie lassen sich nach der Installation aber leicht nachinstallieren.

Abgesehen von einigen Firmware-Dateien enthält Fedora nur Software, die unter einer der vom Fedora-Projekt anerkannten Open-Source-Lizenzen steht. Ferner lässt das Fedora-Projekt auch Software außen vor, die bekanntermaßen durch Patente geschützte Techniken nutzt. Das Projekt hat diesen Ansatz bewusst gewählt, um ein Open-Source-Betriebssystem zu schaffen, bei dem jeder, der es nutzen oder weiterverbreiten will, vor Ansprüchen durch Copyright- und Patenthalter sicher ist.

Durch diese Herangehensweise fehlen Fedora jedoch Software wie der Adobe Flashplayer oder die proprietären Grafiktreiber von AMD und Nvidia. Auch Codecs zur Wiedergabe vieler gängiger Audio- und Video-Formate fehlt – das schließt die Unterstützung zum Abspielen von MP3s ein, da die Rechteinhaber des Formats immer wieder Ansprüche geltend machen.

Auf Notebooks oder Desktops ist eine Fedora-Installation daher erst nach Aktivieren zusätzlicher Paketdepots wirklich einsatzbereit. Am meisten genutzt dürften die Repositories "Free" und "Nonfree" von RPM Fusion sein, die sich nach der Installation mit wenigen Handgriffen aktivieren lassen. Benötigen auf Gstreamer aufsetzende Mediaplayer anschließend einen fehlenden Codec, spielt es die Softwareverwaltung PackageKit nach Bestätigung einiger Dialoge automatisch aus den RPM-Fusion-Depots ein. Die Installation der proprietären Grafiktreiber von Nvidia erläutert ein Howto.

Aber auch in RPM Fusion hat Lücken: Den Adobe Reader und das Adobe Flash-Plugin etwa muss man über ein Paketdepot von Adobe einspielen. Auch Google pflegt eigene Repositories für einige seiner Programme.

(thl)