Die Neuerungen von Linux 2.6.23
Seite 3: Die Neuerungen von Linux 2.6.23
Treiber
Treiber | Geeignet für | Neuerungen/Neu unterstützte Hardware |
---|---|---|
Storage-Hardware | ||
3w-9xxx | 3Ware Hostadapter | 3Ware 9690SA |
ahci | SATA-Hostadapter verschiedener Hersteller | Marvell 6145 |
areca | Areca Hostadapter | Zahlreiche Korrekturen, die die Zuverlässigkeit verbesseren sollen |
iop-adma | Intel IOP Series RAID engines | Erstmals enthalten |
pata_marvell | Marvell-PATA-Chips | Marvell 6145 |
qla2xxx | Qlogic-Hostadapter | ISP25XX |
sata_mv | Marvell-SATA-Chips | Hightpoint RocketRaid 1740/1742 |
sata_promise | SATA- und PATA-Hostadpater von Promise | SATA Hotplug |
Netzwerk | ||
ax88796 | Asix AX88796 network controller | Erstmals enthalten |
forcedeth | Nvidia-Chipsätze | Nvidia MCP73 |
phylib | Library für verschiedene PHY-Bausteien | 88E1112 phy |
r8169 | Realtek-Gigabyit-Chips | Verbesserungen aus den von Realtek gewarteten Treibern (1, 2) |
sky2 | Marvell-Gigabit-Chips | Marvell Yukon Extreme/ 88e8071 |
zd1211rw | WLAN-Hardware mit ZyDAS ZD1211 | Siemens Gigaset USB Stick 54 und weitere |
Audio | ||
snd-hda-intel | HDA-Soundtreiber für Chipsätze verschiedener Hersteller | zahlreiche Workarounds für verschiedene Mainboards und Noteooks (unter anderem für Thinkpad X61/T61); Unterstützung für neuere Intel iMacs, Analog Devices AD1882 und AD1884 / AD1984 sowie Realtek ALC268 und Nvidia MCP73/77 |
Framebuffer | ||
lxfb | AMD Geode LX | Ersmals enthalten |
nvidiafb | Nvidia-Grafikkerne | Unterstützung für GeForce 7600 |
radeonfb | Radeon-Grafikkerne von AMD/ATI | Add support for Radeon Xpress 200M |
Hardware Monitoring/Super I/O | ||
abituguru3 | Abit uGuru-Chips | Unterstützung für neuere Chips |
dme1737 | SMSC DME1737, Asus A8000 | Erstmals enthalten |
lm93 | National Semiconductor LM93 | Erstmals enthalten |
Verschiedenes | ||
fujitsu_ts | Fujitsu serial touchscreens | Erstmals enthalten |
longhaul | Cpufreq-Treiber für VIA-CPus | Verschiedene Verbesserungen |
sony-laptop | Sony-Notebooks | Fn-tasten auf Vario-C-Serie |
xpad | Gamepads verschiedener Hersteller | Xbox 360 gamepad |
Mit dem Modul rtl8187 für Realtek-USB-WLAN-Chips integrierten die Entwickler den ersten WLAN-Treiber, der auf dem mit 2.6.22 eingeführten WLAN-Stack Mac80211 aufsetzt. An letzterem gab es einige kleinere Verbesserungen. So wie es aussieht, wollen die Entwickler für 2.6.24 zahlreiche weitere, von den aktuellen Distributionen teilweise schon ausgelieferte Mac80211-Treiber in den offiziellen Kernel aufnehmen; darunter iwl3945 (Intel IPW3945), iwl4965 (Intel IPW4965), p54 (Intersil Prism54), rt2x00 (Ralink WLAN-Hardware) und b43 (Broadcom WLAN-Chips) .
Im Netzwerk-Subsystem stieß mit macvlan ein neuer Treiber hinzu, mit dem sich virtuelle Netzwerkgeräte mit eigenen Mac-Adressen erzeugen lassen.
Die Audio-Treiber und das sie umgebende Subsystem sind jetzt auf einem Stand irgendwo zwischen den Alsa-Versionen 1.0.14 und 1.0.15rc1 – wie mit praktisch jeder Kernel-Version kamen mit den neuen Alsa-Treibern zahlreiche Workarounds für einzelne, nicht vollständig Standard-konforme Notebooks und Mainboards hinzu oder werden auf ihnen nun, sofern nötig, automatisch aktiviert.
Neu dabei ist der Treiber dvb-usb-af9005 für DVB-T-USB-Stricks wie die erste Revision der Cinergy T USB XE von Terratec. Im Vergleich zu 2.6.22 sind auch die PATA-Treiber für AMDs SB700 und Intels ICH8M erstmals enthalten – die fanden aber zwischenzeitlich auch den Weg in die Stable-Kernel 2.6.22.x, sodass deren Anwender diesmal schon in den Genuss besserer Hardware-Unterstützung kamen, bevor der neue Kernel fertiggestellt wurde.
Nachdem der Kernel bereits seit Version 2.6.20 Unterstützung für die Cell-Architektur der Playstation 3 (SP3) mitbringt, enthält Linux 2.6.23 nun auch endlich alle wichtigen Treiber für die die Sound- und Netzwerk-Chips sowie die BD/DVD-, Flash- und die Festplatten-Controller der Spielkonsole. Zudem beherrscht Linux auf der PS3 nun auch von Haus aus kexec und die seit Firmware 1.80 verfügbaren HDMI-RGB-Full-Range-Ausgabe. Im libata-Subsystem gab es einige Verbesserungen an den Treibern und erste Teile der Unterstützung für SATA-Port-Multiplier stießen hinzu. Das libsas-Framework für Serial Attached SCSI spricht nun auch SATA-Platten mit und ohne NCQ an.
Während Hardware-Hersteller ihre Windows-Treiber meist kaum mehr groß verbessern, wenn die Hardware vom Markt verschwindet, muss man Vergleichbares unter Linux nicht fürchten – das zeigt unter anderem das mit Linux 2.6.16 aufgenommene EDAC-Framework (Error Detection And Correction), das nun auch einen Treiber für den legendären BX-Chipsatz mitbringt. Letzterer war rund um die Jahrtausendwende lange Jahre auf vielen Desktop-Mainboards für Pentium 2 oder 3 zu finden – mittlerweile kommt er allenfalls noch bei Industrie- oder Embedded-Systemen zum Einsatz. Auch für neuere Intel-Chipsätze wie den 975X bringt 2.6.23 erstmals EDAC-Treiber mit.
Ade
Rausgeschmissen aus dem Kernel wurden zahlreiche der teilweise schon länger nicht mehr funktionierenden Treiber für separate oder auf Soundkarten integrierten Storage-Controller aus der Anfangszeit der CD-ROM-Laufwerke. Auch einige durch Alsa-Treiber abgelöste Audio-Treiber wurden wie geplant entfernt – darunter etwa auch der emu10k1-Treiber für Creatives SoundBlaster der Live-Serie. Die Treiber warnen allerdings bereits seit 2.6.20 nicht mehr ohne Tricks zu aktivieren.
Den Raw-Treiber zum Zugriff auf Datenträger unter Umgehung des Kernel-Caches wollen die Entwickler hingegen nicht mehr tilgen – eine Emulationsschicht stellt das alte Raw-Interface für Anwendungen weiter bereit und nutzt den für diesen Zweck mittlerweile vorgesehenen Device-Zugriff mittels O_DIRECT. Ferner tilgten die Entwickler die ACPI-Unterstützung aus speedstep-centrino – er ist zukünftig nur noch für ältere Speedstep-Implementation zuständig, während sich acpi-cpufreq um neuere Systeme kümmert. Entfernt wurde zwischenzeitlich auch der Netzwerktreiber sk98lin, da mit skge und sky2 bereits seit längerem zwei Alternativ-Treiber bereitstehen – kurz vor Toresschluss nahmen die Entwickler sk98lin jedoch erneut auf, da wohl manche Hardware mit den neueren Treiber nicht zuverlässig arbeitet.
Heiter bis wolkig
Nach der Veröffentlichung von 2.6.23 beginnt nun die zirka zwei Wochen lange Phase, in der Torvalds und seine Mitstreiter die größten Änderungen für die nächste Kernel-Version aufnehmen; darauf folgt bis zur Veröffentlichung von 2.6.24 der normalerweise zirka acht Wochen dauernde Abschnitt, in dem sich die Entwickler auf die Beseitigung von Fehlern konzentrieren.
Zahlreiche Programmierer haben bereits Patches vorbereitet, die sie in 2.6.24 gerne integriert sehen. Viele davon sind bereits zu Testzwecken in der mm-Entwicklerkerneln von Andrew Morton enthalten oder auf dem Radarschirm des seit einigen Wochen gepflegten Linux Weather Forecast der Linux-Foundation verzeichnet.
Erneut hoffen die x86-64-Portierung der High Resolution Timer und die darauf aufsetzenden Dynamic Ticks auf die Integration in den Kernel, nachdem diese Erweiterungen für 2.6.23 noch ausgespart wurden. Ebenso erging es dem unter anderem mit Red Hat Enterprise Linux 5 ausgelieferten Utrace, dessen Entwickler nun ebenfalls auf die Aufnahme im nächsten Linux-Entwicklungszyklus hoffen – der Wetterbericht der Linux-Foundation prognostiziert Utrace aber mittlerweile erst für 2.6.25.
Auch nach der Aufnahme von Lguest und Xen dürfte es bei den Virtualisierungstechniken weitere Neuerungen geben, die nun aber eher evolutionär als revolutionär ausfallen dürften. Mit den Xen-Teilen, die nicht in 2.6.23 aufgenommen wurden, Lguest64, der x86-64-Varianten von Lguest, und KVM-Lite, einem Lguest-Ableger, ist noch genug Code in Umlauf, der früher oder später in den Kernel einziehen dürfte. Ferner basteln auch die Entwickler der chroot-Umgebungen nutzenden Container-Virtualisierungslösungen Linux-VServer und OpenVZ an einer gemeinsamen Basis für ihre Techniken im Kernel – Teile davon ziehen aber nach und nach eher unbemerkt in den offiziellen Kernel ein.
Vom Linux-Vater und vielen anderen wohlwollend empfangen wurde hingegen der Ansatz, die Kernel-internen Architektur-Verzeichnisse für die i386- und x86-64-Portierungen zu vereinen. Das Umherschieben und anschließende Zusammenlegen der zahlreichen Zeilen Quellcode dürfte jedoch nicht ganz einfach sein und wohl nicht ganz ohne Kollateralschaden vonstatten gehen – am Ende erhoffen sich die Entwickler aber einfacher wartbaren Code. Der Verwalter der x86-Architektur ist davon allerdings nicht überzeugt und sprach sich gegen die Zusammenlegung aus – Torvalds deutete allerdings an, seine Einwände übergehen zu wollen. (thl/c't)
Linux 2.6.23 steht ab sofort über kernel.org zum Download bereit; etwa bzip2 komprimiert als Patch gegen 2.6.22 oder als komplettes Archiv. Bald dürften dann auch die deutschen Spiegelserver nachziehen und den Patch oder das komplette Archiv vorhalten.
Sämtliche Änderungen der neuen Linux-Version listet das detaillierte Changelog auf. Einen im Wesentlichem als Aufzählung umgesetzten Überblick der wichtigen Neuerungen der von 2.6.23 bietet das Kernelnewbies-Wiki. Genau wie dieser Artikel bietet es auch zahlreiche Links zu weiterführender Dokumentation oder den einzelnen während der Kernel-Entwicklung in das Quellcode-Verwaltungssystem integrierten Patches, deren Beschreibung meist genauerer Informationen zu den Änderungen und ihren Hintergründen preis geben. (thl)