Die wichtigsten Neuerungen von Linux 2.6.19

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Wie mit jeder neuen Kernel-Version gibt es zahlreiche neue oder überarbeitete Treiber sowie Änderungen an den von ihnen genutzten Subsystemen: So wurden die Audio-Treiber auf die Alsa-Version 1.0.13 aktualisiert, die zahlreiche Workarounds für verschiedene Mainboards und Notebooks mitbringt und das Power-Management verbessern soll. Erstmals dabei ist das Modul snd-mts64 für das Ego Systems (ESI) Miditerminal 4140 sowie die Unterstützung einiger neuer HDA- und AC97-Codecs. Entfernt wurden hingegen zahlreiche der alten OSS-Soundtreiber – zurück bleiben vorerst solche, für die bisher keine vollwertiger Ersatz im Alsa-Framework bereit steht.

2.6.19 bietet darüber hinaus zahlreiche Detailverbesserungen an den Netzwerk-Treibern; so unterstützen die Module sky2 (Marvell), r8169 (Realtek), tg3 (Broadcom) und zd1211rw (ZyDAS) nun mehr Netzwerkchips als zuvor. Neu sind der Treiber qla3xxx für die Gigabit-Ethernet-Adapter ISP3xxx von Qlogic und ehea für die eHEA-Netzwerkadapter in IBMs pSeries. Für verschiedene InfiniBand-Adapter von IBM liegt erstmals das Modul ib_ehca bei.

Am libata-Subsystem gab es wie schon bei 2.6.18 größere Veränderungen. So verbesserten die Programmierer das Power-Management und die Suspend-Funktionen bei den AHCI-Treibern. Sie können nun auch mit den SiS-Southbridges 966 und 968 umgehen. Die PATA- und SATA-Controller in VIAs VT8237A und VT8251 soll 2.6.19 nach ersten Ansätzen in vorherigen Kerneln nun vollständig ansprechen können. Auch mit einigen neueren Mainboard-Chipsätzen von ATI und Nvidia kann der Kernel nun umgehen. Libata hat im Quelltextbaum erstmalig ein separates Verzeichnis und kappt so die Abhängigkeiten zum SCSI-Subsystems. Infolgedessen wurden auch die Konfigurationsoptionen umbenannt, sodass man beim Konfigurieren eines 2.6.19-Kernels mit einer alten Konfigurationsdatei und make oldconfig die libata-Treiber neu aktivieren muss.

Zahlreiche im wesentlichen von Alan Cox vom alten IDE-Treiber-Framework auf libata portierte und dabei überarbeitete Treiber für Parallel-ATA-Controller kamen hinzu. Sie gelten noch als experimentell; die bestehenden, in den vergangenen Monaten jedoch kaum noch verbesserten, sondern nur noch gewarteten IDE-Treiber bleiben vorerst erhalten. Darüber hinaus erweiterten die Entwickler libata um Unterstützung von Serial Attached SCSI (SAS) und integrierten das Modul aic94xx für SAS-Hardware von Adaptec. Für verschiedene ATA-RAID-Controller von Areca wird 2.6.19 zudem erstmals den Treiber arcmsr mitbringen, für die Promise SuperTrak-Modelle EX8350/8300/16350/16300 das Modul stex.

Das longhaul-Modul für die Takt- und Spannungsanpassung bei VIA-Prozessoren wurde verbessert und der ondemand-Governor überarbeitet. Die Lm-sensors-Treiber sollen nun auch auch einige neuere Hardware-Monitoring-Chips wie VIAs VT8237A, VT8251 und VT1211 sowie den ITE IT8718F ansteuern. Erstmals enthalten ist das Modul k8temp, das direkt die Temperaturen aus aktuellen AMD-Prozessoren ausliest.

Die DVB-Module können ab 2.6.19 mit zahlreichen neuen Geräten umgehen; das Modul für Hauppauges WinTV-HVR3000 unterstützt nun beispielsweise auch DVB-T. Im Direct Rendering Manager (DRM) gab es Verbesserungen, die einige Probleme auf VIA- und SiS-Chips beheben sollen. Hinzu kam ein Treiber für MSI-Notebooks der Modellserie S270, der die Kontrolle von Backlight, WLAN und Bluetooth ermöglicht. Der Asus-ACPI-Treiber kann nun mit der W3000-Seie umgehen.

In den nächsten zwei Wochen dürften die Entwickler die größten Neuerungen für 2.6.20 aufnehmen, bevor die meist vier- bis sechswöchige Stabilisierungsphase vor der Fertigstellung beginnt. Ob der weitere Entwicklungsprozess aber wirklich wie bei den vorangegangenen Kernel-Versionen verläuft, muss sich noch zeigen: Zahlreiche wichtige Kernel-Entwickler regten in einer Diskussion auf der Linux Kernel Mailinglist (LKML) an, das Veröffentlichungschema leicht anzupassen. So schlug Torvalds selbst vor, die Kernel mit einer am Ende ungeraden Versionsnummer als Entwicklerkernel anzusehen, deren Zusammenstellung nur rund drei Wochen dauern solle. In den folgenden drei Wochen wolle er dann nur noch Korrekturen aufnehmen und den darauf resultierenden Kernel dann mit einer geraden Zahl am Ende veröffentlichen. Auf der Kernel-Mailingliste kam man jedoch zu keinem Ergebnis, und auch ein späterer Thread zum gleichen Thema zeigt bisher keine fassbaren Resultate.

An technischen Neuerungen steht für 2.6.20 schon wieder einiges an: So möchten die Programmierer der High Resolution Timers nach der Aufnahme der Basis-Infrastruktur in 2.6.16 nun in der nächsten Kernel-Version gerne die erweiterte Variante integriert sehen. Sie ist Voraussetzung für die im selben Patchset enthaltenen "Dynamic Ticks", die bei einem unbelasteten System den Stromverbrauch durch vorübergehendes Ausschalten des Timer-Interrupts senken soll.

Im von Andrew Morton gepflegten mm-Entwicklerkernel finden sich zudem zahlreiche weitere Neuerungen, die möglicherweise bald in den offiziellen Kernel Einzug halten. Laut einer Andeutung von Morton zu Beginn der Entwicklung von 2.6.19 erwägen die Entwickler, möglicherweise das Reiser4-Dateisystem in 2.6.20 aufzunehmen. Die arbeiten am neuen WLAN-Stack ziehen sich noch hin und dürften frühestens in 2.6.21 Einzug halten.

Auch die treibenden Kräfte hinter Xen und Vmware arbeiten unterdessen weiter an einer Basisunterstützung im Kernel für die unterschiedlichen Virtualisierungsumgebungen. Einen leicht anderen Ansatz verfolgt das auf Prozessoren mit VT angewiesene und noch recht junge, aber bereits in den mm-Kernel aufgenommene KVM (Kernel-based Virtual Machine for Linux).

Linux 2.6.19 steht ab sofort über kernel.org oder in Kürze auch über dessen deutsche Spiegelserver zum Download bereit. Sämtliche Änderungen listet das ausführliche Changelog – die wichtigen fasst zudem das Kernelnewbies-Wiki übersichtlich zusammen. Es bietet auch weiterführende Links zu den jeweils relevanten Änderungen in Quellcode-Verwaltungssystem des Kernels sowie teilweise zu detaillierten Beschreibungen der betroffenen Techniken. (thl) (thl)