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Elektroauto BMW iX3 im Test: Lernprozess bei BMW

Christoph M. Schwarzer
BMW iX3

Der BMW iX3 ist sparsamer, als man ihm als SUV zutraut. Aber so teuer wie von BMW gewohnt.

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Mehr als sieben Jahre nach dem i3 geht das zweite batterieelektrische Auto aus München in den Verkauf: Der iX3. Der Test zeigt, wie viel BMW dazugelernt hat.

Es hat mehr als sieben Jahre gedauert, bis nach dem i3 das zweite batterieelektrische Auto von BMW zu haben ist: der iX3. Dem äußeren Anschein nach ist das SUV lediglich ein BMW X3 ohne Verbrennungsmotor. Konventionelles Conversion Design statt mutiger Karbonkarosserie. Aerodynamisch optimierte Leichtmetallfelgen, eine ebensolche Frontmaske und hellblaue Zierelemente – der Rest ist bekannt.

In der Community der Elektroautofahrer ruft ein solches Konzept Skepsis hervor, weil dort die Überzeugung vorherrscht, nur ein von vornherein und ausschließlich als Stromer konstruiertes Fahrzeug könne wirklich gut sein. Der iX3 aber zeigt, dass es anders geht. Er ist gekonnt gemacht, in etlichen Details durchdacht und gemessen am SUV-Format sogar effizient.

Kurz gesagt: BMW hat viel durch den BMW i3 (Test) [1] gelernt. Anders sind die Qualitäten des iX3 nicht zu erklären. So zeigt das Kompakt-SUV die Ladeleistung in kW groß im Kombiinstrument an. Wer regelmäßig Elektroautos fährt, weiß, wie wichtig das ist. Über 150 kW sind es mit Gleichstrom (DC) in der Spitze, und beim zurzeit günstigen Wetter – es ist weder zu kalt noch zu warm – war die ideale Ladekurve jederzeit abrufbar [2]. Die Anzeige steht repräsentativ für jene Elemente dieses BMWs, die fürs Fahren mit einem Elektroauto einfach wichtig sind, aber bei etlichen Fahrzeugen nicht zu finden sind.

Selbst bei der CCS-Buchse hinten rechts zeigt sich, dass BMW nachgedacht hat: Die Zugänge für AC und DC sind durch beschriftete und gedämpfte Klappen geschützt, die durch simplen Zug an Hebeln aufmachen. Das ist kein Vergleich zu den Gummilappen, die andere Hersteller einbauen.

AC-seitig, also zum Beispiel an der heimischen Wallbox, lädt der iX3 serienmäßig dreiphasig mit 11 kW. Bei einem Energieinhalt von 73,8 kWh netto (Bruttoangabe: 80 kWh) kommt manchmal der Wunsch nach 22 kW auf. Okay, es funktioniert auch so. Über Nacht ist der Speicher voll.

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Nahezu erstaunlich ist der Stromverbrauch. Das Mittel von 22,3 kWh/100 km (errechnete Reichweite: 331 km) ist wie üblich eher ein Spiegel des Fahrprofils als der Effizienz. Schauen wir also auf die Einzelwerte: Bei 130 km/h (Tachoanzeige dabei: 134 km/h) waren es 24,8 kWh/100 km, woraus sich knapp 300 km ergeben. Der 210 kW starke Elektromotor schiebt aber dermaßen an, dass solche Geschwindigkeiten langsam wirken. Zu diesem Eindruck trägt auch das sehr niedrige Geräuschniveau bei, das beim Testwagen in der Ausstattungsvariante "Impressive" (Preis vor Förderung: ab 71.800 Euro) vom Dämmglas unterstützt wird.

BMW iX3 Exterieur (0 Bilder) [4]

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Beim sehr zügigen Gleiten mit 130 bis 180 km/h standen 32 kWh/100 km im Bordcomputer. Es bleiben gut 230 km Reichweite. Die meisten Dieselfahrer werden diesen Wert vermutlich niemals akzeptieren, und auch die Anhängelast von 750 kg zeigt den Verbesserungsbedarf batterieelektrischer Antriebe. Wer ein solches Fahrzeug kauft, muss wissen, dass die Normreichweite von 458 km auf der Autobahn Makulatur ist. Im Premiumsegment erwarten viele Kunden mutmaßlich mehr. Aber nicht alle.

Im April haben sich 1801 Käufer für einen konventionellen BMW X3 (Test) [6] entschieden. Davon entfielen 419 Exemplare oder 23,3 Prozent auf ebenfalls steuerbegünstigte Plug-in-Hybride. Es addieren sich 123 iX3. Die Besteuerung des geldwerten Vorteils der Privatnutzung eines Firmenwagens reduziert sich in beiden Fällen auf die Hälfte des gewohnten Prozents pro Monat. Eigentlich könnte es bei batterieelektrischen Autos sogar ein Viertel sein. Das gilt aber nur bis zu einem Bruttolistenpreis von 60.000 Euro, und diese Schwelle überschreitet der BMX i3 mit einem Mindestpreis von 66.300 Euro immer. Auch die staatliche Förderung ist geringer als bei preisgünstigen Elektroautos: Sie beträgt 7945 Euro.

Abseits der Autobahn waren Werte zwischen 17 und 19 kWh/100 km ablesbar. Man bewegt sich also bei den derzeit gemäßigten Temperaturen rund 400 km weit. Für ein SUV dieses Formats ist das effizient. Im Portfolio von BMW gehört der X3 zu den kleineren SUVs. Größere wie der BMW X5 und der BMW X7 sind weltweit äußerst beliebt, und die Nachfrage in diesem Segment ist der Grund für den BMW iX, einem nach deutschen Maßstäben riesigen Fahrzeug, das bereits reserviert werden kann und ab Ende des Jahres verfügbar sein soll.

Der BMW iX3 ist vom X3 abgeleitet. Das Auto an sich ist also bekannt. Ein Premium-SUV von perfekter Verarbeitungsqualität mit dem typischen Markengefühl des Hinterradantriebs. Das Leder riecht wie in anderen BMWs auch. Nichts Neues. Erwähnenswert ist dagegen die Kombination aus neusten Fahrassistenzsystemen und Elektromobilität.

Bei BMW lassen sich sämtliche Assistenzsysteme grundsätzlich mit einem Knopfdruck an- oder abschalten. Im Regelfall bleibt ein Fahrer bei den einmal gewählten Voreinstellungen, insofern ist es kein Problem, dass einige Punkte wie der künstliche "Iconic"-Sound (Empfehlung: Aus!) in Submenus abgelegt sind. Wie gut die Software funktioniert, ist angesichts der Bugs bei Volkswagen [7] beeindruckend, obwohl es selbstverständlich sein sollte.

BMW iX3 Interieur (4 Bilder) [8]

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SUVs werden gekauft, weil sie von vielen Menschen als praktisch empfunden werden. Fakt ist: Der Kofferraum ist groß (510 bis 1560 Liter). Unter dem Zwischenboden geht es weiter.
(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Die automatische Abstandsregelung ACC etwa ist perfekt. Keine nervösen Starkbremsungen bei plötzlichen Einscherern auf der Autobahn. Der iX3 verzögert sanft und immer angemessen. Im Stop & Go-Verkehr fährt er auch nach langen Stillstandsphasen ohne zusätzliche Fahrerimpuls wieder an. Vorausgesetzt, die Hände sind am Lenkrad und nicht am Smartphone.

Typisch für Fahrzeuge im Premiumsegment ist das Ausprobieren von neuen Features. Im Fall des BMW iX3 ist das die Ampelerkennung. Einfach zu erkennende Rotlichter werden automatisch übernommen. Der iX3 hält dann exakt an der Linie. In der Großstadt, wo Ampelanlagen an Kreuzungen komplizierter sind, zeigt der BMW die rote Ampel im Head-up-Display an. Der Fahrer muss noch händisch bestätigen. Das war im Nutzungsprofil des einwöchigen Tests deutlich häufiger der Fall als die automatische Erkennung und Übernahme. Trotzdem zeigt sich, wie sich Assistenzsysteme schrittweise und kontinuierlich verbessern. Wem das zu experimentell ist, kann es abschalten.

BMW iX3 (4 Bilder) [10]

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AC-seitig hat der BMW iX3 serienmäßig ein dreiphasiges Ladegerät mit elf kW Leistung eingebaut. Bei einer Nettokapazität von 73,8 kWh wäre es trotzdem nett, eine 22 kW-Option zu haben. Rechts im Bild ein Volkswagen ID.4, der etwas kürzer ist.
(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Der BMW iX3 berücksichtigt die roten Ampeln übrigens auch bei der adaptiven Rekuperation. Ein faszinierendes System, dass zuerst beim Daimler zum Einsatz kam. Im Normalbetrieb gleitet der iX3 nahezu widerstandslos dahin. Wird ein vorausfahrender Pkw oder eine enge Kurve erkannt, regelt die Rekuperation hoch und umgekehrt. Die Adaption erfolgt dabei so natürlich, dass unvoreingenommene Fahrer keine Kenntnis davon nehmen. Wem das nicht gefällt: Die Rekuperation ist auch in drei festen Stufen voreinstellbar.

Der BMW iX3 mag wie ein Conversion Vehicle aussehen. Aber er ist keins. Stattdessen bekommen die Käufer ein feingeschliffenes Elektroauto mit höchstem Komfort und durchdachten Features. Für ein SUV dieses Formats ist er effizient. Auch Freunde von Assistenzsystemen werden gut bedient. Dazu kommt, dass der iX3 ein BMW ist: Er schiebt sich mit der erstklassigen Traktionsregelung und viel Kraft aus engen Kurven heraus. Ein VW ID.4 (Test) [12] ist im Vergleich langsam. Langstreckenfahrer wären trotzdem enttäuscht, denn die Reichweite ist weit entfernt von dem, was mit einem Dieselmotor ganz normal ist. Und wie immer bei BMW ist der Preis happig. Man nimmt es, weil man es kann.

Hersteller BMW
Modell iX3
Motor und Antrieb
Motorart Elektromotor
Leistung in kW 210
Drehmoment in Nm 400
Antrieb hinten
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1600
Spurweite hinten in mm 1616
Reifengröße 245/50 R19
Maße und Gewichte
Länge in mm 4734
Breite in mm 1891
Höhe in mm 1668
Radstand in mm 2864
Kofferraumvolumen in Litern 510
Leergewicht in kg nach EU inklusive 68 kg Fahrer und 7 kg Gepäck 2260
Zuladung in kg 540
Batterie in kWh 73,8 (netto)
Fahrleistungen
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in Sekunden 6,8
Höchstgeschwindigkeit in km/h 180
Verbrauch
Verbrauch WLTP in kWh/100 km 18,6 bis 19
Ladeleistung an AC in kW 11
Ladeleistung an DC in kW 150
Reichweite in km (WLTP) bis zu 458
Daten Stand Juni 2021
Modell BMW iX3
Ausstattungslinie Impressive
Preis für diese Ausstattungslinie 71.800
Infotainment
DAB+ Serie
USB-Anschluss Serie
Soundsystem Serie
Navigationssystem Serie
Verkehrsdaten in Echtzeit Serie
Freisprecheinrichtung Serie
Head-up-Display Serie
Android Auto/Apple CarPlay Serie
kabelloses Laden von Handys Serie
Assistenz
Tempomat Serie
Abstandstempomat Serie
Einparksensoren vorn Serie
Einparksensoren hinten Serie
Einparkassistent Serie
Rückfahrkamera Serie
Totwinkelwarner Serie
Müdigkeitserkennung Serie
Spurhalteassistent Serie
Matrix-Licht Serie
Nachtsicht-Assistent
Funktion
LED-Scheinwerfer Serie
elektrische Heckklappe Serie
Alarmanlage Serie
schlüsselloser Zugang Serie
Fahrwerksoption 490
Anhängerkupplung 1100
Komfort
Sitzheizung Serie
Sitzbelüftung -
Massage -
Ledersitze Serie
beheizbares Lenkrad -
Lederlenkrad Serie
Klimaautomatik Serie
Schiebedach Serie
Akustikverglasung Serie
Sonstiges
Metalliclack Serie
Leichtmetallfelgen Serie
Preisliste Stand Juni 2021

(fpi [13])


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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Unterwegs-im-BMW-i3S-3969018.html
[2] https://support.fastned.nl/hc/de/articles/360018958457-Laden-mit-einem-BMW-iX3
[3] https://www.heise.de/Datenschutzerklaerung-der-Heise-Medien-GmbH-Co-KG-4860.html
[4] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6056918.html?back=6056938;back=6056938
[5] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6056918.html?back=6056938;back=6056938
[6] https://www.heise.de/autos/artikel/Test-BMW-X3-20d-4032362.html
[7] https://www.heise.de/tests/VWs-Mildhybrid-Golf-1-0-eTSI-im-Test-guter-Antrieb-schlechte-Software-4976864.html
[8] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6056915.html?back=6056938
[9] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6056915.html?back=6056938
[10] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6056921.html?back=6056938
[11] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6056921.html?back=6056938
[12] https://www.heise.de/tests/Volkswagens-Elektro-SUV-VW-ID-4-in-der-ersten-Ausfahrt-Sachlich-souveraen-4986898.html
[13] mailto:fpi@heise.de