Erster Blick auf OpenSolaris 2008.05

Seite 2: Hardware, Paketverwaltung, Fazit

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Recherche ist immer dann erforderlich, wenn man als Solaris-Neuling Aufgaben zur Systemverwaltung wahrnehmen will oder muss. Dank der guten Hardware-Erkennung ist das glücklicherweise nur selten nötig. Auf drei Testsystemen, von denen das älteste drei Jahre und das jüngste wenige Monate alt war, patzte OpenSolaris nur einmal bei einem ICH6-Onboard-Soundchip von Intel, der sich jedoch mit den OSS-Treibern zur Zusammenarbeit bewegen liess. Angenehm für Besitzer von Nvidia-Karten ist, dass OpenSolaris automatisch den Herstellertreiber mit 3D-Beschleunigung einrichtet. Eine xorg.conf gibt es standardmäßig nicht, da der Xorg-Server beim Start automatisch die richtigen Parameter ermittelt. Gelingt das einmal nicht oder will man zusätzliche Optionen wie nodeadkeys für die Tastatur setzen, kann man mit xorgconfig eine xorg.conf erzeugen und deren Einstellungen über das grafische xorgcfg anpassen. Noch unterstützt OpenSolaris nicht so viel Hardware wie Linux, bei gängigen Komponenten sollten jedoch keine Probleme auftreten. Um nähere Informationen über seine Hardware zu erhalten, gibt es neben den Device Driver Utility noch die Konsolen-Befehle prtconf und scanpci; der letztgenannte liefert eine ähnliche Ausgabe wie lspci unter Linux.

Beim Netzwerk haben die Anwender Glück, in deren Netz ein DHCP-Server seinen Dienst verrichtet. OpenSolaris erhält automatisch eine IP-Adresse und ist im Netz. In Umgebungen mit fester IP gilt es, sich in die Solaris-Netzwerkkonfiguration einzulesen; die IP-Adresse des Gateways steht beispielsweise in der Datei /etc/defaultrouter. Alternativ kann man die Netzwerkkonfiguration auch über das Gnome-Tool im Systemeinstellungsmenü vornehmen. Dazu ist es jeoch nötig, die OpenSolaris-eigene Netzwerkverwaltung nwamd (network auto-magic daemon) zu deaktivieren. Sagen einem beide Möglichkeiten nicht zu, kann man das System direkt nach der Installation mit dem Befehl sys-unconfig in einen jungfräulichen Zustand versetzen, sodass es beim nächsten Start Details wie Root-Passwort, Zeitzone, Tastaturlayout und Netzwerkkonfiguration erfragt.

Für den neuen OpenSolaris-Paketmanager, der ein wenig an Debians apt erinnert, haben die Entwickler bereits eine grafische Oberfläche erstellt, die jedoch noch recht langsam zu Werke geht. Der Paketserver auf opensolaris.org ist als Repository voreingestellt, neue Paketquellen lassen sich jedoch nur über die Kommandozeile mit pkg einrichten. So fügt man mit

pkg set-authority -O http://pkg.sunfreeware.com:9000 Sunfreeware

das Repository auf sunfreeware.com als Paketquelle mit dem Namen Sunfreeware hinzu. Es enthält weitere Open-Source-Software wie den PDF-Viewer Xpdf und alternative grafische Oberflächen, unter anderem die schlanke Desktop-Umgebung XFCE und den Fenstermanager WindowMaker. Weitere freie Software, auch den KDE-Desktop, gibt es auf Blastwave, allerdings läuft dort noch kein IPS-Server (Image Packaging System), sodass man zur Installation der dort vorgehaltenen Pakete auf das Solaris-Kommando pkgadd zurückgreifen muss. Zur vereinfachten Installation der Software bietet Blastwave pkg-get an, das ein Einspielen der Software wie mit Debians apt ermöglicht.

Das grafische Frontend der OpenSolaris-Paketverwaltung.

OpenSolaris macht von der Installation, Vorkonfiguration und der Paketverwaltung einen guten Eindruck. Was Linux-erfahrene Anwender noch stört, sind nicht die unter Solaris oftmals fremden Kommandos, sondern eher der fehlende Feinschliff. Dass im Gnome-Terminal mehrere Tasten wie "Entfernen", "Bild auf" und "Bild ab" nicht wie erwartet funktionieren, im xterm jedoch schon, ist lästig und wäre leicht mit einer passenden Datei .inputrc zu verhindern. Ein Update der installierten Software ist zwar leicht möglich, allerdings fehlt bislang ein Update-Wächter, der den Anwender über bereitstehende Aktualisierungen informiert. Auch dass es für kaum eines der leistungsfähigen Systemverwaltungs-Tools eine entsprechende grafische Oberfläche gibt, dürfte manche Nutzer abschrecken. Allerdings war es für Sun Microsystems wichtiger, zunächst an der Funktionalität und Hardware-Unterstützung des Systems zu feilen, als sich auf GUI-Entwicklung zu konzentrieren. Mit der leichten Installation und der gefälligen Oberfläche hofft das Unternehemen jedoch, vermehrt Entwickler zu begeistern, die dann vielleicht auch administrative Tools zur Verfügung stellen. Dank der Live-CD ist es möglich, gefahrlos mit dem System herumzuspielen und vorab zu testen, wie es mit der vorhandenen Hardware zurecht kommt. (amu) (amu)