"Evil Dead" angespielt: Dämonen auf der Franchise-Schlachtbank
Bei der Videospielumsetzung "Evil Dead: The Game" geht der Spielspaß im blutigen Gemetzel unter. Kein Wunder, dass der Gewaltgrad für Schlagzeilen sorgte.
Videospielumsetzungen von Filmen haben einen schlechten Ruf: zu einfallslos, zu simpel, zu billig. Kurz, eine Masche, um Fans das Geld aus der Tasche zu ziehen. Saber Interactive hat sich diese Definition zu Herzen genommen und erfüllt mit dem asymmetrischen Koop-PvP-Abenteuer "Evil Dead: The Game" jedes einzelne dieser Klischees: Es ist eine simple Schlachtplatte, die sich nur durch ihre ausufernden Gewaltexzesse von Konkurrenten wie "Dead by Daylight" abhebt.
Saber Interactive wirft bekannte Figuren der Filmreihe wie Kettensägenträger Ash in einen dunklen Wald, in dem sie die Wiederauferstehung eines Dämonen verhindern sollen. Dazu müssen sie erst Teile einer Landkarte finden, besessene Einwohner besiegen und schließlich so lange ein Ritual mit dem Dämonenratgeber Necronomicon durchführen, bis das Böse zumindest bis zur nächsten Runde gebannt wurde. Oder Spieler und Spielerinnen drehen den Spieß einfach herum und übernehmen die Rolle von einem der drei Dämonen, indem sie Ash und Co. die Monster auf den Hals hetzen.
Bis zu vier Spieler können aus verschiedenen Charakterklassen wählen: Krieger und Jäger, die besonders widerstandsfähig sind und besonders im Nahkampf viel Schaden anrichten oder Support-Klassen, die ihr Team heilen oder motivieren. Zusammen suchen sie im dunklen Wald nach Waffen und Ausrüstung. Erst wenn sie die einzelnen Missionsziele in der richtigen Reihenfolge erfüllt haben, können sie sich dem Endkampf stellen. Als Dämon können die Fans Skelette kommandieren oder die Helden kurzzeitig per Mind Control übernehmen. Nach jeder Spielrunde wird abgerechnet: Mit Erfahrungspunkten können für jede Klasse Buffs und Fähigkeiten freigeschaltet werden. Wer nicht auf Online-Partner warten will, kann sich auch auf Computer-gesteuerte Helfer und Gegner verlassen. Daneben gibt es auch Solo-Story-Missionen, die sich grob an den Filmen orientieren und aufgrund mangelnder Speicherpunkte einen enormen Schwierigkeitsgrad besitzen.
"Evil Dead - The Game" angespielt (5 Bilder)
Brutales Bildschirmgemetzel
Das war's. Mehr ist nicht. In der Praxis rennt das Team einfach los und legt sich in unübersichtlichen Fern- und Nahkämpfen mit dem Zombie-Dämonen-Mix an. Taktik oder besonderes Können war zumindest in unseren Anspielstunden nicht erforderlich. Nette spielerische Ideen, wie etwa der Faktor "Angst", der die Teammitglieder im Dunkeln anfällig macht, Spezialfähigkeiten wie Heilung oder Schutzschild und nicht zuletzt die ganzen Autos, mit denen das Team schnell von einem Ort zum anderen kommt, gehen in einem blutigen Gemetzel unter.
Am Ende bleibt nur simples Buttonsmashing. Leichte und schwere Angriffe zerstören die "Rüstung" der Gegner, sodass man sie mit einem besonders blutigen Finishing Move erledigen kann. Audiovisuell ist das angemessen gelöst: Da knackt der Schädel herzhaft aus den Boxen, wenn der Vorschlaghammer den Kopf zertrümmert, und das Blut spritzt fontänenartig durch die Gegend. Nur spielerisch ergibt es keinen Sinn. Im Gegenteil – irgendwann war der Bildschirm so in Blut getränkt und die Sicht so schlecht, dass wir einfach nach Gefühl in der Gegend herumgeschlagen haben.
Simpel und abwechslungsarm
Nach wenigen Runden fehlt einfach die Abwechslung. In jeder Runde laufen wir durch die gleichen Gebäude und erfüllen die gleichen Aufgaben in der gleichen, monotonen Reihenfolge. Für Stress sorgen die sich wiederholenden einfallslosen Ausdauerkämpfe gegen Skelette, Besessene und Monster. Immer wieder bietet sich uns ein monotones Gemetzel, das nur durch den Wechsel der einzelnen Charakterklassen oder den Rollentausch mit den Dämonen Spaß macht.
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Der größte Kritikpunkt ist aber ein anderer: Das Spiel nimmt sich viel zu ernst. Mit Ausnahme des berüchtigten ersten Teils der Filmreihe von 1981 und dem Reboot von 2013 waren es allesamt augenzwinkernde Splatter-Komödien, die clever mit Genre-Mythen spielten. Held Ash war ein naiver Haudrauf, der meist erstmal zuschlug, bevor der anfing zu denken, und sich dadurch in prekäre Situationen brachte. Das sorgte nicht nur für derben Splatter, sondern auch für viel schwarzhumorigen Slapstick. Bis auf die gelegentlichen Off-Kommentare des Originaldarstellers Bruce Campbell merken die Fans im Spiel davon kaum etwas: Ash ist hier nur ein weiterer austauschbarer Held, der sich mit seinen Freunden und Freundinnen auf eine tödliche Mission begibt.
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Technisch dürfen sich unverzagte Fans dagegen auf ein reibungsloses Spielerlebnis freuen. Dank Crossplay zwischen Konsole und PC ist die Wartezeit auf eine Onlinepartie gering. Dazu kommen stimmige Licht- und Schattenspiele und ein paar Jump-Scare-Effekte. Das lässt zumindest für ein paar Stunden die spielerischen Mängel vergessen.
Zwischenfazit
"Evil Dead: The Game" ist eine weitere uninspirierte Videospielumsetzung einer Filmreihe, die Fans mit ein bisschen Lore ködert, um sie dann in ein einfallsloses und abwechslungsarmes Gemetzel zu werfen. Das macht mit ein paar Freunden kurz Spaß, verliert aber schnell jeglichen Wiederspielwert. Wir sind gespannt, ob Saber Interactive noch weitere Spielmodi nachliefert. Bis jetzt ist dieses Kettensägenmassaker nur eine Empfehlung für anspruchslose Splatterfans wert.
"Evil Dead: The Game" ist für Windows, PS4/5, Xbox One/ Series und Geforce Now erschienen. Es kostet ca. 40 €. USK ab 18. Für unser Angespielt haben wir uns ein paar Stunden durch die Windows-Version geschnetzelt.
(dahe)