Fedora 7 – Distributionen nach Wunsch

Seite 2: Fedora 7 – Distributionen nach Wunsch

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Bei der weiteren Softwareausstattung ist Fedora 7 mit Glibc 2.6, GNOME 2.18, KDE 3.5.6, Firefox 2.0.0.3, Thunderbird 2.0.0.3 und OpenOffice 2.2.0 auf einem weitgehend aktuellen Stand – kurz vor der Fedora-Veröffentlichung vorgestellte Software wie KDE 3.5.7 reichen die Fedora-Entwickler üblicherweise bald nach. Bei der GCC dürfte Fedora 7 jedoch bei Version 4.1.2 bleiben, da sie bereits zahlreiche Verbesserungen aus der vor kurzem freigegebenen Version 4.2 enthält.

Standard-Desktop von Fedora 7

Fedora verwendet für die grafische Oberfläche weitgehend die Bestandteile des der X.org-Version 7.2, setzt aber nicht auf dessen X-Server in Version 1.2, sondern bereits auf die später freigegebene Version 1.3 . Sie soll mit neuen Treibern dank RandR 1.2 Ausgabegeräte weitgehend automatisch konfigurieren und auch zur Laufzeit hinzufügen oder entfernen können – das Neustarten von X zum Ändern der Bildschirmkonfiguration sollte so entfallen.

Über den Gnome-Power-Manager steuert man die verschiedenen Suspend-Modi an. Er enthält nun eine Liste mit gerätespezifischen Tricks für den Suspend-to-RAM. Erkennt der Gnome-Power-Manager einen PC oder ein Notebook an seinen DMI-Informationen, wendet es, sofern vorhanden, die in der Liste verzeichneten Tricks automatisch an. Anwender können verschiedene Tricks auch selbst ausprobieren und Informationen über gegebenenfalls nötige Sonderbehandlungen über eine eigens eingerichtete Webseite an die Entwickler übermitteln, von der aus sie wieder den Weg in Fedora und anderen Distributionen wie Mandriva Linux 2007 Spring finden sollen.

GNOME unterstützt nun den dynamische Benutzerwechsel ohne Abmeldung – das ging prinzipiell schon länger, doch der Zugriff etwa auf die Sound-Hardware gelang bislang nur dem zuerst angemeldeten Benutzer. Mit Smolt versucht das Fedora-Projekt Informationen über die Zahl der installierten Fedora-Systeme und deren Hardware-Ausstattung zu bekommen – der Anwender wird nach der Installation gefragt, ob er sein Hardware-Profil an das Projekt übermitteln möchte. Den nicht gerade für schnelle Arbeit bekannte Paket-Management-Tool Yum wollen die Entwickler wieder einmal beschleunigt haben. Das merkt man etwa beim Update, wo Yum in Unterschied zu früher vor der eigentlichen Transaktion nicht mehr alle RPM-Header neuer Pakete herunterlädt und analysiert, bevor es die Pakete komplett anfordert.

Zu Testzwecken integrierten die Fedora-Entwickler die unter einer Open-Source-Lizenz stehenden Nouveau-Treiber für Grafikkarten mit Nvidia-Chips. Sie sollen in Zukunft anders als der für Nvidia-Chips standardmäßig installierte nv-Treiber von X.org auch 3D-Beschleunigung bieten – die Treiber finden sich aber noch in einem sehr frühen Stadium und arbeiten noch alles andere als zuverlässig.

Die proprietären und unter Kernel-Entwicklern umstrittenen Grafiktreiber von Nvidia selbst integriert das Fedora-Projekt aufgrund der bereits erwähnten Open-Source-Politik nicht. Ebensowenig das Pendant von ATI oder Closed-Source-Software wie den Adobe Reader oder das Macromedia-Flash-Plug-in. Ferner fehlen auch durch Patente oder Lizenzen geschützte Techniken sowie Software, die wirksame oder unwirksame Kopier- oder Abspielsperren umgehen kann. So manche Video- oder Audio-Datei sowie DVDs lassen sich daher nach einer Standardinstallation von Fedora nicht abspielen. Einige 3rd-Party-RPM-Depots wie atrpms.net, freshrpms.net oder rpm.livna.org bieten jedoch zur einfachen Nachinstallation auf Fedora abgestimmte RPM-Pakete an, die diese Mankos ganz oder teilweise ausräumen – die Dokumentation des Fedora-Solved-Projekts beschreibt die nötigen Schritte. Auch die proprietären Grafiktreiber und andere vom Fedora ausgesparte Software findet sich in den drei RPM-Depots.

Nachdem das Wiki des Fedora-Projekts bei der Freigabe von Fedora Core 6 mit der Last schwer zu kämpfen hatte und teilweise nicht erreichbar war, hat das Projekt nun zusätzlich eine statische Seite eingerichtet und hofft, dass diese der Last besser standhalten kann.

Durch die Zusammenlegung von Core und Extras ändert sich auch in der Organisationstruktur bei Fedora einiges. Früher hatten nur Red-Hat-Entwickler direkt Zugriff auf die Pakete, aus denen Fedora Core zusammengestellt wurde. Community-Mitstreiter pflegten im Rahmen von Fedora Extras ein Add-On-RPM-Depot mit RPM-Paketen für Fedora Core. Mit der Zusammenlegung sind nun praktisch alle Pakete Bestandteil der Distribution; einige Community-Entwickler haben aber auch Zugriff auf die bisher von Red-Hat-Mitarbeitern entwickelten Pakete bekommen. Geleitet wird Fedora wie bisher vom Fedora Board, das aus Red-Hat-Mitarbeitern und Community-Mitglieder besteht. Ebenfalls in die Entwicklung der Distribution ist das gewählte Fedora Engeneering Steering Committee (FESCo) eingebunden, das mit ähnlicher Besetzung und leicht anderem Namen zuvor Fedora Extras leitete.

Wie auch bei anderen ungefähr im Halbjahresrhythmus freigegebenen Distributionen bringt Fedora mit neuen Versionen allerlei technische Neuerungen, die zahlreiche evolutionäre Verbesserungen von Wert bringen. Zusammen sind sie ganz nett, etwas bahnbrechend Neues, wie es etwa Fedora Core 6 mit 3D-Desktop, Compiz und Aiglx bot, ist aus Sicht des Anwenders diesmal aber nicht dabei. Den Vorgänger muss man daher noch nicht zum alten Eisen zählen – durch die zahlreichen Anpassungen und Änderungen im Rahmen der Zusammenlegung von Core und Extras ist es vielleicht sowieso angebracht, vor einer Aktualisierung auf Fedora 7 noch ein oder zwei Wochen ins Land gehen zu lassen, bis Updates vielleicht noch den ein oder anderen Fehler korrigieren. Und da das Fedora-Projekt die eigenen Distributionen seit einigen Umstrukturierungen nun länger als früher pflegt, kann man auch getrost bis zirka vier Wochen nach der Veröffentlichung von Fedora 8 warten, wenn man mit Version 6 zufrieden ist und Fedora 7 überspringen möchte.

Die Möglichkeit, relativ einfach eigene Distributionen oder Live-Medien zu erzeugen, dürfte allerdings viele Systemadministratoren in Firmen oder manchen Computer-Freak reizen; das könnte das Fedora-Projekt für neue Anwendergruppen attraktiv machen. Durch die Zusammenlegung von Core und Extras öffnet sich das Projekt zudem weiter und wird so Jahre nach dem Start nun wohl zu einer wirklichen Community-Distribution, bei der auch Nicht-Red-Hat-Mitarbeiter Einfluss auf die Distribution und ihre Entwicklung erhalten.

Fedora 7 steht ab sofort über den Hauptserver, zahlreiche Mirrors oder BitTorrent zum Download bereit; die DVD-Images finden sich auf einigen via http zu erreichenden Mirror-Servern nicht, da manche von ihnen noch Apache ohne Unterstützung von Large File Support einsetzen. Zu den Spiegel-Servern mit Fedora 7 im deutschsprachigen Raum zählt etwa der der Fachhochschule Esslingen, den wir in einem eigenen Artikel vorstellten.

Besucher der derzeit in Berlin stattfindenden Messe LinuxTag können sich Fedora 7 auch vom Fedora-Team (Halle 12, Stand 73) installieren oder die ISO-Images auf ihren Rechner übertragen lassen. (thl)