"Marvel's Spider-Man 2": Abenteuerspielplatz für Superheldenfans
In "Marvel's Spider-Man 2" schickt Insomniac gleich zwei freundliche Nachbarschafts-Superhelden in ein wildes Open-World-Abenteuer – Playstation-exklusiv.
Bitte legen Sie Ihre Sicherheitsgurte an – unser Flug wird etwas turbulent! Im PS5-Exklusivspiel "Spider-Man 2" fliegen wir durch die Lüfte und stürzen von einer aberwitzigen Action-Sequenz in die Nächste. Schade, dass abseits der spannenden Story in der Open-World nur eine austauschbare Mini-Spielesammlung steckt, auf die Insomniac lieber hätte verzichten sollen.
Hexenkessel New York
Da ein Gangster-Nest ausheben, dort nach Schatztruhen scannen und irgendwo mal wieder einen Raub verhindern – niemand kann sagen, dass in "Spider-Man 2" nichts los ist. New York macht seinem Ruf als "Hexenkessel" alle Ehre. Die beiden spielbaren Spideys Peter Parker und Miles Morales stürzen von einem Kampf in den nächsten – obwohl die wahre Bedrohung in Gestalt eines geheimnisvollen Jägers und eines vermeintlichen Freundes noch gar nicht aufgetaucht ist.
Es braucht seine Zeit, bis die knapp 15-stündige Story so richtig ins Rollen kommt. Bis dahin schwingen sich die beiden Superhelden abwechselnd durch die Gegend und plagen sich mit privaten Problemen – typisch Spider-Man. Die Fans kennen das Spielprinzip schon aus dem ersten "Spider-Man" und seinem Quasi-Nachfolger "Miles Morales": Spannende Kämpfe, die gute Reflexe beim Parieren und Zuschlagen erfordern und sogar ein bisschen Taktik, denn beide Spideys haben dazu gelernt. Dazu dürfen die beiden jetzt mit einem Wing Suit durch die Lüfte gleiten.
"Spider-Man 2" im Test (5 Bilder)
Zwei Helden, eine Stadt
Peter mag es zunächst ganz klassisch und spinnt seine Gegner ein oder jagt ihnen Drohnen auf den Hals. "Zunächst" deshalb, weil im weiteren Verlauf noch so einige Fähigkeiten hinzukommen, die aus ihm einen scheinbar unbesiegbaren Superhelden machen – für einen Preis. Miles setzt dagegen neben seiner Schlagfertigkeit ganz auf seine Elektro-Fähigkeiten und schockt die Gegner, bevor er sie ausknockt.
Wie gehabt, gehört auch eine Prise Rollenspiel dazu. Sobald die Helden in einer Erfahrungsstufe aufsteigen, gibt es Erfahrungspunkte, die in neue Fähigkeiten investiert werden. Natürlich auf jeden Helden perfekt zugeschnitten. Neu ist, dass es jetzt auch Fähigkeiten gibt, die beide Helden benutzen können. Wer alle beherrschen will, muss nicht nur viel Zeit abseits der Story ins Spiel stecken, sondern auch über gut trainierte Daumen und Reflexe verfügen. Auf einen Koop-Modus hat Insomniac derweil verzichtet.
Mehr Action
Anders als noch im ersten "Spider-Man" spielen die Schleichangriffe aus dem Hinterhalt nur eine kleine Rolle. Zwar kann Spider-Man jetzt ein Netzseil spannen, um über seinen Gegner zu lauern, doch variantenreicher werden diese Missionen dadurch nicht. "Assassin’s Creed" oder die "Batman"-Trilogie von Rocksteady machen das spannender und origineller.
Dennoch funktioniert dieses Spielkonzept teilweise prächtig. Wie die beiden Superhelden von einem Actionspektakel ins nächste rasen und sich die Story dreht und wendet, ist nicht nur visuell beeindruckend. Schon der erste Kampf gegen "Sandman" ist eines Finales würdig. Ungefähr zur Mitte des Spiels scheint schon alles auf ein tragisches Finale zuzulaufen, bevor Insomniac nochmal Gas gibt und einen Bösewicht präsentiert, der aus der zweiten Hälfte des Spiels fast schon ein Horror-Abenteuer macht.
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Enttäuschende Open-World
Das gilt aber nur für die Story. Kümmert sich Spider-Man 2.0 um sein Alltagsgeschäft, sieht die Sache weit weniger spektakulär aus. Egal, wo das Duo hinschwingt, überall hagelt es dröge Mini-Missionen: Spider-Bots sammeln, Alltagsleben fotografieren, Drohnen verfolgen, manchmal ein kleines Rätsel lösen – gähn. Auch die kleinen Story-Nebenmissionen laufen meist auf das lahme Abklappern bekannter Spieleklischees ab. Das wäre alles halb so schlimm, wenn das Spiel nicht zum Grinden dieser Missionen zwingen würde. Beispielsweise wird die Schnellreise-Funktion nur freigeschaltet, wenn entsprechend viele dieser Missionen im Stadtteil absolviert sind. Eine ärgerliche Idee, die die Spielzeit unnötig in die Länge zieht.
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Wie so viele andere Blockbuster scheitert "Spider-Man 2" an der glaubhaften Darstellung einer offenen. Wo in "Red Dead Redemption 2" oder "Horizon: Forbidden West" spannende Nebenmissionen tatsächlich das Gefühl einer großen und belebten Spielewelt schaffen, ist das pulsierende New York in "Spider-Man 2" nur eine oberflächliche Hintergrundkulisse. Audiovisuell auf der Höhe der Zeit, inhaltlich aber Last Gen.
Vorne dabei ist Insomniac aber bei den Themen Diversität und Barrierefreiheit. Nicht nur, dass wir in einer Mission eine stumme Protagonistin begleiten. Durch zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten kann das Spiel zudem individuell angepasst werden. Von einfachen Spielhilfen, die Rätsel vereinfachen, bis zu visuellen Kontrasthilfen bietet das Spiel ein breites Angebot an Einstellungen für die Barrierefreiheit. Nach "The Last of Us 2", "Ratchet und Clank" und zuletzt "Forza Horizon" ein weiteres Beispiel, dass die Spieleindustrie in diesem Bereich immer mehr hinzulernt.
Fazit
Größer, besser und jetzt auch noch im Duett: Insomniac Games inszeniert mit "Marvel's Spider-Man 2"ein atemberaubendes Actionabenteuer für alte und neue Fans des netzschwingenden Superhelden-Duos. Das Entwicklungsstudio übertrifft beim Spektakel beide Vorgänger. Zwar hat sich am Spielprinzip kaum etwas verändert, doch durch die neuen Fähigkeiten kommt etwas mehr Tiefe in die Kämpfe und der Wechsel zwischen den beiden Helden sorgt für Abwechslung. "Spider-Man 2" ist in diesem Jahr der Maßstab, an dem sich die Action-Konkurrenz messen wird.
Allerdings funktioniert der aberwitzige Actionritt vor allem bei der Story. Wie schon bei den Vorgängern ist die Open World eine enttäuschende Ansammlung diverser Mini-Missionen und Spielchen, die das Abenteuer unnötig in die Länge zieht. Wer "Spider-Man 2" vollends genießen will, lässt die New-York-Kulisse hinter sich und konzentriert sich ganz auf das spannende Story-Spektakel.
"Marvel's Spider-Man 2" erscheint am 20.10. exklusiv für PS5. Es kostet ca. 80 €. USK ab 16. Für unseren Text haben wir das Spiel durchgespielt.
(dahe)