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Neue iMacs mit Kaby-Lake-Prozessoren im ersten Test

Johannes Schuster

Mac & i hatte Gelegenheit, die auf der WWDC vorgestellten iMacs einem kurzen Test zu unterziehen und Apples Versprechen zu überprüfen.

Die auf der WWDC vorgestellten iMacs [1] mit Thunderbolt 3 und Intel-Prozessoren vom Typ Kaby Lake [2] sind nun im Fachhandel erhältlich. Einem ersten Test unterzogen wir zunächst zwei der sechs neuen Standard-Konfigurationen [3], die äußerlich von ihren Vorgängern kaum zu unterscheiden sind (siehe Mac & i Heft 6/2015, S. 66 [4]).

Bitte beachten: Hier handelt es sich um einen Vorabbericht. Den vollständigen Test zu den neuen iMacs lesen Sie in Mac & i Heft 4/2017 [5].

Testkandidat Nummer 1 ist der nun günstigste iMac mit 2,3 GHz und 21,5-Zoll-HD-Display. Er kostet 1300 Euro und löst den Billig-iMac mit 1,6 GHz ab, der zuletzt nur 50 Euro günstiger war und von dem wir seinerzeit abrieten. Beide arbeiten lediglich mit 2-Kern-Prozessoren, während alle anderen iMacs 4-Kern-CPUs mitbringen.

Unser zweiter Testkandidat ist der teuerste 21,5-Zoll-iMac mit 4K-Display und 3,4-GHz-Quadcore-CPU zum Preis von 1700 Euro. Im Unterschied zu seinem Vorgänger kann er auf ein Fusion Drive und einen dedizierten Grafikchip (Typ AMD Radeon Pro 560) zugreifen, der deutlich mehr Leistung erwarten lässt als Intels Prozessor-Grafik (Iris Pro 6200).

Alle 4K- und 5K-Macs sollen laut Apple ein um 43 Prozent helleres Display mit 500 Nits (Nit = Candela/qm) bekommen haben. Wir konnten mit unserem geeichten Leuchtdichte-Messgerät bei unserem 4K-iMac 485 cd/qm ermitteln – das liegt im Rahmen der Schwankungsbreite. Das Panel unterstützt weiterhin den erweiterten Farbraum DCI-P3, und zwar fast komplett, wie die Messungen an unserem Konoskop zeigten.

Die unterschiedliche Auflösung von Full HD und 4K ist nur bei näherem Hinsehen zu bemerken. Das 4K-Display (rechts) leuchtet aber wesentlich heller.

Außerdem sollen nun auch die 4K-Bildschirme dank 10-Bit-Dithering 1 Milliarde Farben darstellen können. Unsere Tests bestätigen dies. Hierfür bedarf es allerdings geeigneter Programme, die eine 10-Bit-Farbtiefe auch unterstützen – Apples Vorschau oder Photoshop beispielsweise.

Beim iMac ohne Retina-Display hat sich der Bildschirm nicht verändert. Er leuchtete mit lediglich 325 cd/qm und unterstützt nach wie vor "nur" den sRGB-Farbraum.

Apple versprach für die Intel-Grafik Iris Plus 640 aus dem iMac 21,5" dank 64 MByte eDRAM (Level 4 Cache) eine um 80 Prozent bessere Performance gegenüber dem (lahm getakteten) Vorgänger. Im Test mit dem 3D-Ballerspiel Tomb Raider erreichte er bei der Basisauflösung des Spiels von 1024 x 768 Pixeln und allen Einstellungen auf "Maximum" 36 Frames pro Sekunde, während der Vorgänger lediglich 23 fps schaffte.

In den 4K-iMacs kommen nun endlich auch dedizierte Grafikchips mit eigenem Videospeicher (2 bis 4 GByte GDDR5) zum Einsatz. Das soll laut Apple die Grafikleistung um satte 300 Prozent steigern. Wir konnten beim iMac 21,5" 4K mit 3,4 GHz und Radeon Pro 560 mit 4 GByte VRAM vermutlich aus der Polaris-21-Serie mit dem oben erwähnten Tomb Raider lediglich einen Sprung von 65 auf 73 fps verzeichnen – enttäuschend.

Interessant dürfte der Test des Radeon Pro 580 mit 8 GByte VRAM werden, der in der teuersten 27-Zoll-Standard-Konfiguration steckt und laut Apple mit einem Durchsatz von 5,5 Teraflops auch für die Entwicklung von VR-Inhalten geeignet sein soll.

Die neuen, durchweg eingesetzten Prozessoren aus der Kaby-Lake-Baureihe bedeuten für die 21,5-Zöller gleich einen Sprung über zwei Generationen, da diese bisher noch mit Broadwell-Chips bestückt waren. Bei den 27-Zoll-Modellen kommen sie nun statt Skylake-CPUs zur Verwendung. Kaby-Lake-Prozessoren sind bei gleicher Taktung etwas schneller, verbraten aber weniger Energie – insbesondere in Rechenpausen – und erzeugen folglich weniger Abwärme.

Der günstigste iMac mit dem 2-Kern-Prozessor (Intel Core i5-7360U) machte zudem einen Sprung von 1,6 auf 2,3 GHz. Insgesamt war er beim Rendern mit Cinema 4D auf allen Kernen über 50 Prozent schneller (258 zu 396 Punkte) und benötigte im eingeschalteten Zustand bei einer Display-Helligkeit von 100 cd/qm 18,5 Watt. Beim Vorgänger waren es noch 21,8 Watt. Zu hören war von dem iMac zu keinem Zeitpunkt mehr als das dezente Rattern der Festplatten.

Demgegenüber legte der teure 4K-iMac mit Quadcore-i5 (Intel-Bezeichnung: i5-7500) im Nominaltakt nur um 300 MHz zu und konnte den Vorgänger beim Rendern nur um etwa 3 Prozent hinter sich lassen. Der Stromverbrauch ohne Last stieg wegen des dedizierten Grafikchips und der zusätzlichen SSD von 21,8 auf 26 Watt an. Beim 3D-Spiel Tomb Raider drehten die Lüfter in unserem sommerlich warmen Büro etwas auf. Bei der Messung in der klimatisierten Messkabine war das Verhalten nicht zu reproduzieren.

Die Core-i5-Prozessoren mit 4 Kernen beherrschen weiterhin kein Hyper-Threading. Wer diese virtuelle Verdoppelung der Kerne haben will, kann zu einem optional für alle 4K- und 5K-iMacs erhältlichen Core i7 greifen.

Die 21,5-Zoll-iMacs sind nun durch die Reihe mit DDR4-RAM (zwei Bänke, beide bestückt) ausgestattet, der sich etwas höher takten lässt als die bisherigen DDR3-Module und der anders als LPDDR3-Bausteine (wie im MacBook Pro) auch in SO-DIMMs zu haben ist. Dementsprechend lässt sich der Speicher nun durch größere Module ersetzen. Der Reiz, die RAM-Riegel selbst zu tauschen, ist groß, denn 32 GByte kosten bei Apple 720 Euro – im Handel aber nur etwa 150 Euro.

Allerdings ist das Gehäuse weiterhin stark verklebt und kann nur unter Zerstörung der Haftstreifen geöffnet werden (die man bei iFixIt nachkaufen kann). Daran sollten sich nur geübte Bastler machen – Mac & i zeigt anhand des Vorgängers, wie das geht [6] –, zumal man bei diesem Eingriff die Garantie von Apple verliert. Nur bei den 27-Zöllern gibt es eine Klappe, die die dort vorhandenen vier Slots zum Tauschen/Erweitern durch den Anwender freigibt.

An den Seiten ist der 21,5-Zoll-iMac verblüffend dünn. Die Scheibe ist dem Display auflaminiert und beides mit dem Gehäuse verklebt.

Apple will die optional erhältlichen SSDs um 50 Prozent schneller gemacht haben, womit sie dem Stand der MacBook-Pro-Modelle entsprechen dürften. Unser Testgerät mit 4K-Display bringt lediglich eine kleine SSD (32 GByte) von Samsung mit, die macOS mit einer geräumigen Festplatte zu einem Fusion Drive (siehe Mac & i Heft 9/2013, S. 146 [7]) kombiniert, das ungefähr 80 Prozent der SSD-Geschwindigkeit erreichen soll. Bei oft benutzten Programmen und Dateien funktioniert das auch, während bei selten verwendeten oder über 4 GByte großen Datenbeständen die Performance auf Plattenniveau absackt. Mit QuickBench [8] konnten wir Daten (vom SSD-Teil) mit 888 MByte/s schreiben und mit 1532 MByte/s lesen.

Zwei der drei iMacs mit 21,5" besitzen nur eine normale Festplatte, die man möglicherweise gegen eine 2,5-Zoll-SSD mit SATA 6G tauschen könnte. Hier besteht aber wieder das gleiche Problem wie beim RAM: Man kommt nur dran, wenn man den Rechner öffnet, was Apple nicht gutheißt. Die HTS541010A9E632 in unserem 21,5-Zoll-HD-iMac schaffte lesend wie schreibend lediglich 104 MByte/s. Wegen der fehlenden SSD fühlt sich macOS 10.12 auf dem billigen iMac merkwürdig klebrig an, wenn man an einen Mac mit Flash-Speicher gewöhnt ist.

Alle iMacs bringen nun die rasend schnelle Thunderbolt-3-Schnittstelle mit, an die man zum Beispiel noch einen 5K-Monitor anschließen und mit 60 Hertz betreiben kann. An den zwei Typ-C-Buchsen liegt auch USB 3.1 an.

Bei den Schnittstellen hat Thunderbolt 3 mit Typ-C-Buchsen den Vorgänger abgelöst. Eine Klappe zu den RAM-Steckplätzen gibt es bei 21,5-Zöller weiterhin nicht.

Eine schöne Neuerung stellt auch das für 30 Euro Aufpreis erhältliche erweiterte Keyboard mit Ziffernblock dar. Es funktioniert erstmals drahtlos. Geladen wird es wie die Magic Mouse 2 mit einem mitgelieferten Lightning-Kabel. Standardlieferumfang bleibt die schmalere Bluetooth-Tastatur ohne Ziffernblock.

Endlich hat Apple den schnarchlahmen Billig-iMac aus dem Programm genommen und durch einen durchaus empfehlenswerten Einstiegs-Rechner ersetzt. Schön ist auch, dass die iMacs wieder zeitgemäße Prozessoren besitzen und dabei nicht wesentlich teurer wurden. Teilweise machen die All-In-One-Rechner einen Sprung über zwei Generationen.

Anders als bei den MacBooks setzt Apple aber hier standardmäßig noch keine SSDs, sondern weiterhin Fusion Drives oder gar Festplatten ein – das ist ein klarer Performance-Nachteil. Beim Kauf sollte man unserer Meinung nach lieber über eine optionale SSD nachdenken als über einen schnelleren Core-i7-Prozessor mit Hyper-Threading, wenn man sich nicht beides leisten mag.

In Mac & i Heft 4/2017 (ab 3. August im Handel) bringen wir alle Testergebnisse im Vergleich, mehr Details und zusätzliche Messdaten – auch von weiteren iMac-Modellen. (jes [9])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3751870

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Apple-Schnellere-iMacs-und-ein-iMac-Pro-mit-bis-zu-18-Kernen-3733944.html
[2] https://www.heise.de/news/Kaby-Lake-Intel-bringt-siebte-Generation-der-Core-i-Prozessoren-3308002.html
[3] https://www.apple.com/de/imac/specs/
[4] https://www.heise.de/mac-and-i/heft/2015/6/66/
[5] https://www.heise.de/select/mac-and-i/2017/4/1502470961551800
[6] https://www.heise.de/mac-and-i/artikel/SSD-im-Mac-nachruesten-Anleitungen-fuer-Einbau-im-iMac-Teil-5-3613428.html?artikelseite=3&hg=1&hgi=2&hgf=false
[7] https://www.heise.de/mac-and-i/heft/9/146/
[8] http://www.speedtools.com/QuickBench.html
[9] mailto:jes@ct.de