Notizprogramm Journal: Einfach nur notieren
Das Notizprogramm Journal für Windows ist konsequent auf Handschrift ausgerichtet. Es kann nicht sonderlich viel, aber genau das ist seine Stärke.
Vor rund 20 Jahren gab es schon einmal ein Notizprogramm namens „Windows Journal“, speziell entwickelt für die damalige Windows XP Tablet Edition. Mit dem hat das aktuelle Programm den Namen, die Handschrifterkennung und den Einsatzzweck gemein. Ansonsten ist es aber eine komplette Neuentwicklung aus der Microsoft Garage, einer Spielwiese für Microsoft-Programmierer.
Microsoft Journal soll gar nicht mit leistungsfähigen Notizprogrammen wie Evernote oder dem hauseigenen OneNote konkurrieren. Mit seinem spartanischen Funktionsumfang versteht es sich als Ersatz für Stift und Papier – mehr nicht.
Ausgefeilte Verwaltungsfunktionen mit Ordnern oder Tags bietet Journal nicht. Es gibt benennbare Notizbücher, in denen man beliebig viele Seiten anlegt. Das digitale Papier ist wahlweise liniert, kariert oder gepunktet oder einfach nur weiß. Für Musiker gibt es zudem Blätter mit Notenlinien.
Lokale Handschrifterkennung
Auf dem virtuellen Papier schreibt man einfach drauflos. Da das Programm keine getippten Texte erlaubt, gibt es auch keinerlei Formatierungs- oder Auszeichnungsbefehle. Eine kompakte Symbolleiste stellt lediglich ein paar Stifte und Marker zur Auswahl. Ein Dreipunkte-Symbol auf jeder Seite öffnet ein Menü mit seitenbezogenen Funktionen, etwa für den Druck oder die Textsprache.
Letztere ist wichtig fĂĽr die integrierte Handschrifterkennung. Dabei kommt nicht etwa der Azure-Clouddienst wie im aktuellen OneNote zum Einsatz, sondern die Windows-eigene lokale Erkennung. Die ist nicht so treffsicher, aber immer noch gut genug, wenn man halbwegs leserlich schreibt.
Kein Onlinezwang
Es gibt keinerlei Onlinezwang; Journal arbeitet und speichert lokal. Die Dateien lassen sich problemlos sichern oder auf einen anderen Rechner ĂĽbertragen.
Besondere Auszeichnungen macht man direkt mit dem Stift oder Finger: FĂĽr eine Punktliste malt man Kringel vor die Zeilen, eine Ăśberschrift unterstreicht man einfach und als besondere Markierung zeichnet man ein Sternchen hinter die Zeile. All diese Elemente lassen sich in der guten Suchfunktion gesondert aufspĂĽren.
Um einen Textabschnitt zu löschen, streicht man ihn durch oder zerkritzelt ihn. Markiert wird mit einem Kringel um den Text oder alternativ durch Antippen. Ein langer Tipp öffnet ein Kontextmenü mit der Möglichkeit, erkannten Text in die Zwischenablage zu übertragen und dann in einem anderen Programm als Klartext einzusetzen. Das klappt auch per Drag & Drop.
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Es lassen sich auch Bilder und PDF-Dateien in ein Notizbuch importieren und mit dem Stift beschriften. Letztere werden aber dabei zu Bitmaps und verlieren spezielle Inhalte wie Klartext oder Formularfelder. Das gilt nur für die importierte Kopie – der Originaldatei passiert nichts.
Sicher mag man sich die eine oder andere Extrafunktion wünschen. Es ist aber genau dieser Minimalismus, der das Programm so zugänglich macht.
Microsoft Journal
| Notizprogramm mit Handschrifterkennung | |
| Hersteller, URL | Microsoft, microsoft.com/en-us/garage |
| Systemanf. | Windows 10, 11 |
| Preis | kostenlos |
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(swi)