Raspberry Pi aus der Ferne warten mit qbee
Die Cloudplattform qbee überwacht und steuert IoT-Geräte. Wie gut sich die Funktionen für Raspi-Bastler und gewerbliche IoT-Admins eignen, haben wir getestet.

Die Bastelphase ist beendet, der Raspberry Pi hat eine verantwortungsvolle Aufgabe als Smart-Home-Zentrale, Überwachungskamera oder als Boots-Navigationshilfe bekommen. Es beginnt die Betriebsphase und ein mehr oder weniger wichtiger Teil des Alltags ist davon abhängig, dass es dem Minirechnerchen gut geht. Noch wichtiger ist das Wohlergehen solcher IoT-Hardware für Firmen, die damit ihr täglich Brot verdienen. Hat man mehr als ein Maschinchen zu warten, reicht es schnell nicht mehr aus, ab und zu mal per SSH-Verbindung nach dem Rechten zu sehen oder sich nur dann um Updates und Logs zu kümmern, wenn sich schon Fehler bemerkbar machen.
An Geräteverwalter, die eine ganze Flotte Linux-betriebener IoT-Geräte betreuen, richtet sich das Angebot der Firma qbee aus Norwegen. Das Unternehmen verspricht eine cloudbasierte Flottenverwaltung, die über den Browser bedient wird. Auf der verwalteten Hardware läuft ein Agent, der Informationen zum Betrieb an die Cloud meldet und von dort auch Befehle entgegennimmt. Was im Kern für Unternehmen mit wirklich vielen Geräten gedacht ist, kann sich auch für Raspi-Bastler lohnen, denn bis zu zwei Geräte darf man mit einem kostenlosen Konto fernsteuern. Die Firma erhofft sich davon vermutlich, dass so manch privater Bastler auch beruflich mit IoT zu tun hat und die Software dem Arbeitgeber vorschlägt. Wie gut die Fernwartung im Alltag funktioniert, haben wir über Monate mit einem Raspi getestet, der als Smart-Home-Zentrale arbeitet.
Die Einrichtung geht flott vonstatten, nachdem man auf der qbee-Seite sein Konto eingerichtet hat. Unter dem Menüpunkt "Devices" gibt es die Schaltfläche "Add device". Hat man keinen Raspi oder andere IoT-Hardware zur Hand, kann man eine solche zum Experimentieren auch simulieren, indem man mit Docker einen Testcontainer hochfährt; den Befehl zeigt die Weboberfläche praktischerweise gleich an. Wer echte IoT-Hardware fernsteuerbar machen will, kopiert einen Code-Schnipsel, der per wget
den Agent herunterlädt und diesem einen Schlüssel mitgibt, der ihn in der qbee-Cloud identifiziert. Wem ein Installationsskript, das Root-Rechte erfordert, nicht geheuer ist, für den ist qbee nicht das richtige Produkt. Man muss sich bewusst sein, dass der qbee-Agent weitreichende Rechte bekommt, damit er Befehle umsetzen kann.
Schnell am Start
Im Test dauerte das Einrichten eines neuen Geräts wenige Sekunden. Die Hardware muss kein Raspi sein, der Agent läuft auf allerlei ARM-Prozessoren und auch auf x86-64-Hardware; selbst die steinalte Intel-386-Architektur wird noch unterstützt. Als weitere Zielgruppe spricht qbee Nutzer von OpenWrt an, die viele Router zu steuern haben. Der qbee-agent
liegt auch als Paket im offiziellen OpenWrt-Paketrepository. Hat man viele kleine Helferlein oder Router auf der Welt verteilt, hinterlegt man fĂĽr jedes den Standort und kann sich die eigene Flotte auf einer Karte ansehen.
Ist der Agent in Stellung gebracht, zeigt qbee viele Details zu dem, was im Linux vor sich geht. Dazu gehören Zusammenfassungen von Fehlern aus Logs nebst Diagrammen mit CPU- und RAM-Auslastungen sowie Speicherfüllständen und die Netzwerkkartenlast. Wie bei Monitoring-Lösungen üblich, kocht auch qbee nur mit Wasser und bezieht die Daten aus den Schnittstellen, die das Betriebssystem ohnehin bereitstellt. Es zeigt an, was man auch mit anderen Werkzeugen zu sehen bekommt, das aber zentralisiert und schematisiert.
Ein Mehrwert von qbee: In den Einstellungen kann man Schwellwerte für Alarme hinterlegen. Dann schickt die Plattform etwa eine E-Mail, wenn ein Raspi unter zu hoher CPU-Last leidet oder die SD-Karte vollläuft. Schade: Andere Benachrichtigungskanäle wie die Chatsysteme Rocket.Chat, Slack oder auch Microsoft Teams, die bei Admins dafür vermehrt genutzt werden, beherrscht qbee noch nicht.
Prozesse, die in Docker- oder Podman-Containern laufen, bekommen in qbee eine eigene Übersicht. Die Oberfläche bietet aber nur lesenden Zugriff, neu starten oder löschen kann man Container über den Browser nicht. Wer solche Funktionen braucht, ist mit einer Containerverwaltungsplattform wie Portainer besser bedient.