Suse Linux 10.1: erster Test

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Suse Linux 10.1 hat eine lange und offenbar schwierige Entwicklungsgeschichte hinter sich. Ursprünglich sollte die Distribution Anfang März erscheinen. Einen Monat vor dem angepeilten Termin erklärten die bei Suse/Novell angestellten Entwickler des OpenSuse-Projektes, dass die damals anstehende vierte Betaversion die internen Qualitätstests nicht bestanden habe und sich die Entwicklung um zwei bis vier Wochen verzögern werde.

Anfang März verschob man um weitere zwei Wochen, die fertige Release sollte jetzt am 13. April erscheinen. Anfang April wurde der 25. April genannt, kurz vor diesem Termin verkündete man schließlich eine letzte Verschiebung. Auch wenn diese Verzögerungen insgesamt kein gutes Licht auf das Management der Produktentwicklung werfen (und auch untypisch für Suse sind), sollen sie nach Auskunft aus Entwicklerkreisen der Stabilität vieler Bestandteile der Distribution durchaus zugute gekommen sein.

Die Verzögerungen bei der Fertigstellung der Distribution wurden in erster Linie durch die Umstellung auf eine neue Softwareverwaltung verursacht. Die Bibliothek libzypp integriert das Paketmanagement des klassischen Administrations-Tools Yast2 von Suse Linux und das Softwareverteilungssystem Red Carpet, das Novell zusammen mit Ximian eingekauft und in sein Zenworks Linux Management (ZLM) integriert hat. ZLM kommt in den Enterprise-Versionen zum Einsatz. Es erlaubt eine weitgehend automatisierte Verwaltung des Softwarebestandes ähnlich dem Red Hat Network.

Nach Aussagen der Entwickler soll die neue Softwareverwaltung eine bessere Auflösung von Abhängigkeiten bieten – in unseren Tests sind zumindest keine Abhängigkeitskonflikte aufgetreten. Ein weiterer Vorteil der Umstellung auf libzypp ist, dass sich in Suse 10.1 Softwarearchive mit Programmpaketen und solche mit Updates unter einer Oberfläche verwalten lassen. Bislang musste man ein neues Programmpaket zunächst über das Yast2-Modul "Software installieren oder löschen" und anschließend im Yast Online Update YOU auf den aktuellen Stand bringen. Jetzt wird automatisch die neueste Version mit allen Updates und Patches installiert.

Zudem kann libzypp mit unterschiedlichen Arten von Repositories (Kataloge in der Zenworks-Terminologie) umgehen: Yum- und Yast-Archive, Zenworks-, Open-Carpet- und Red-Carpet-Server. Viele zusätzliche Softwarearchive wie Packman, die unter anderem Multimediatools mit Support für Formate wie MP3 und MPEG2 bereitstellen, lassen sich problemlos einbinden.

Neue Softwareverwaltung, neues Update-Tool

Schon bei der Installation lassen sich zusätzliche Kataloge in Form einer URL wie ftp://ftp.suse.com/pub/suse/install/10.1/inst-source-extra (das Repository mit den proprietären Tools der AddOn-CD) angeben, deren Inhalt dann in in der Softwareauswahl auftaucht. Allerdings ist dazu das Netzwerk von Hand in Betrieb zu nehmen: Mit Alt-F2 wechselt man auf eine Textkonsole. Der Befehl

hwinfo --netcard

zeigt die eingebaute(n) Netzwerkkarte(n), die zuständigen Treiber und (unter "Driver Activation Cmd") den modprobe-Aufruf, um den Treiber zu laden. Anschließend kann man das Netz mit ifconfig und route konfigurieren und mit Alt-F7 zum Installer zurückwechseln. In zukünftigen Versionen dürften die OpenSuse-Entwickler hier einen komfortableren Weg vorsehen, schließlich soll es dieser Mechanismus in Zukunft beispielsweise Hardwareherstellern ermöglichen, proprietäre Treiber so bereitzustellen, dass sie sich einfach in die Installation integrieren lassen.

Am Ende der Installation steht bei Suse Linux 10.1 eine Registrierungsprozedur, die man auch bei der kostenlosen Download-Version durchlaufen muss, um das Online-Update aktivieren und konfigurieren zu können. Der Anwender kann dabei entscheiden, wie viele Informationen an Novell übermittelt werden – minimal erforderlich scheinen Prozessortyp, Hardwareplattform und Hostname zu sein, wie sie das uname-Kommando mit den Optionen -p, -i und -n ausgibt. Hinzu kommt eine Nummer, die den Rechner eindeutig identifizieren soll (GUID). Persönliche Informationen – E-Mail, Name und ähnliches – sind nicht erforderlich. Der Datenaustausch mit dem Novell-Server wird in /root/.suse_register.log protokolliert. Im Zuge der Registrierung kann Novell beispielsweise einen passenden Update-Server übermitteln und im System eintragen.

Die altbekannten Tools zur Paketverwaltung in Yast2 haben sich trotz der Umstellung auf libzypp kaum verändert; die beiden neuen grafischen Frontends zen-installer und zen-remover sind eher einfach gehalten und deutlich unübersichtlicher. An Stelle des Susewatcher informiert jetzt das Applet zen-updater über anstehende Updates.

Die eigentliche Arbeit erledigt der Zenworks Management Daemon zmd im Hintergrund. Ein mächtiges Kommandozeilentool namens rug erlaubt die direkte und schnelle Kommunikation mit dem zmd: Der Befehl

rug se[arch] <i>Muster</i>

durchsucht alle registrierten Kataloge nach Programmpaketen, die auf Muster passen,

rug in[stall] <i>Paket</i>

installiert ein Paket mit allen Abhängigkeiten.

Der Gnome-Desktop in der Suse-Linux-Variante

Gnome ist jetzt zur gleichwertigen Alternative zum bei Suse Linux traditionell bevorzugten KDE-Desktop geworden und trägt eine deutliche Suse-/Novell-Handschrift. Gnome-Fans werden den Gnome-Desktop 2.12 (die aktuelle Version 2.14 hat es, obwohl bereits Mitte März erschienen, nicht mehr in Suse 10.1 geschafft) allerdings kaum wiedererkennnen. Die OpenSuse-Entwickler haben die beiden Menüleisten, die Gnome normalerweise am oberen und unteren Bildschirmrand platziert, zusammengefasst und mit eigenen Icons und einem eigenen Theme für eine Optik gesorgt, die dem eigenen KDE-Desktop ähnelt.

Ähnlich dem KDE-Kontrollzentrum sammmelt das Gnome-Kontrollzentrum nicht nur Desktop-Einstellungen, sondern bietet unter Hardware auch Zugriff auf eine Reihe von Yast2-Modulen beispielsweise zur Konfiguration von Netz-Hardware oder zur Userverwaltung an. Ob man dieses Aufweichen der unter Unix traditionell strikten Trennung von persönlichen und Systemeinstellungen nun schätzt oder nicht: Dem Benutzerkomfort ist es allemal zuträglich. Und anders als in früheren Versionen von Suse Linux erfragt jetzt auch korrekt das gnomesu-Programm das root-Passwort – und nicht das entsprechende KDE-Tool, was den Start diverser KDE-Dienste nach sich zog.

Für die anstehende Version 10.2 will man sich von vorneherein mehr Zeit – acht an Stelle der traditionellen, auch für Suse Linux 10.1 geplanten sechs Monate – nehmen. Die derzeitige Roadmap sieht ab dem 16. Juni fünf Alpha-Versionen im Vier-Wochen-Takt vor. Wie genau es anschließend mit den Beta-Versionen und Release Candidates weitergeht, steht noch nicht fest.

Bei der Entwicklung soll die Community stärker eingebunden werden. Beschränkte sich die Rolle der Externen bei Suse Linux 10.1 noch im wesentlichen auf das Anmelden von Wünschen, das Testen neuer Releases und das Melden von Bugs, will man jetzt zunehmend externen Entwickler Verantwortung für die Pflege einzelner Programmpakete übertragen. Ein Build Service, der noch während der Entwicklung von Suse Linux 10.2 in den Betatest gehen soll, wird Externen eine einfache Möglichkeit bieten, eigene Pakete für Suse Linux zu pflegen.

Der Kernbereich der Distribution dürfte allerdings auch dann fest in der Hand von Novell-Entwicklern bleiben – schließlich dient das im OpenSuse-Projekt entwickelte Suse Linux als Grundlage für Novells Unternehmens-Linux. Das frisch erschienene Suse Linux 10.1 soll übrigens die technische Grundlage bilden für den bereits auf der CeBIT vorgeführten Suse Linux Desktop 10 und den ebenfalls noch für dieses Jahr angekündigten Suse Linux Enterprise Server (SLES) 10. (odi) (odi)