Test: Canon EF-M 28mm 1:3.5 Makro IS STM

Die Objektivpalette zu Canons spiegellosem EOS-M-System wächst nur sehr langsam. Aktueller Neuzugang ist ein 28-mm-Makro. Wir haben es unter die Lupe genommen.

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Von
  • Peter Nonhoff-Arps
Inhaltsverzeichnis

Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, wenn man das neue und zugleich erste Makro-Objektiv zu Canons spiegellosem EOS-M-System vorstellen möchte. Es ist in vielerlei Hinsicht ein Sonderling.

Canons EF-M 28mm Makro bietet als Besonderheit ein integriertes Makrolicht.

(Bild: Peter Nonhoff-Arps)

Zunächst einmal: Das EF-M 28mm Makro kommt in einem Plastikgehäuse mit einem Plastikbajonett. Offensichtlich hat Canon sich bei seiner M-Familie nun endgültig von dem anfänglich wertigen und robusten Image getrennt. Die ersten drei Objektive – das 18-55-mm-Standardzoom, die 22-mm-Pancake-Festbrennweite sowie das Superweitwinkel 11-22mm besitzen allesamt ein Metallgehäuse und ein Metallbajonett. Die Nachfolger – das Telezoom 55-200mm sowie das neue Standardzoom sind aus Plastik. Es wäre schade, wenn sich Canon hier endgültig in diese Richtung weiterentwickeln würde. Erstaunlich: Die mitgelieferte Sonnenblende ist aus Metall.

Die zweite Besonderheit ist ein Lichtschalter. Dieses Feature ist vermutlich sogar einzigartig in der Objektivlandschaft. An der Front verdeckt unter der Streulichtblende befindet sich ein LED-Ringlicht. Dieses strahlt in den Nahbereich vor der Linse und beleuchtet so das Motiv. Über den Taster lässt sich das Licht nicht nur ein- und ausschalten, sondern auch dimmen und halbieren. Dann leuchtet entweder nur die linke oder rechte Hälfte.

Das integrierte Makrolicht lässt sich nicht nur dimmen, sondern segmentweise ein- und ausschalten.

(Bild: Peter Nonhoff-Arps)

Das Makro-EF-M besitzt eine Brennweite von 28 Millimetern, bezogen auf das Vollformat entspricht das etwa 46 Millimetern. Für ein Makro ist das vergleichsweise kurzbrennweitig. Standardmakros bieten eine Brennweite zwischen 90 und 100 Millimetern. Das hat den Vorteil, dass man damit nicht so nah an sein Motiv heran muss. Vor allem bei lebendigen Models wie Schmetterlingen oder Libellen ist es von Vorteil, wenn man die Fluchtdistanz nicht unterschreiten muss. Die Naheistellgrenze des EF-M 28 mm Makro für Abbildungen im 1:1-Maßstab liegt bei 9,5 Zentimeter. Damit ist man schon verdammt nah am Objekt.

Canon EF-M 28mm f/3.5 Macro IS STM, Makrolicht (7 Bilder)

Volles Makrolicht

Makroaufnahme mit dem EF-M 28mm Macro an einer EOS M3 mit voll eingeschaltetem Makrolicht. Der Nahbereich wird gleichmäßig ausgeleuchtet.

Canon EOS M3 mit EF-M 28mm f/3.5 Macro IS STM bei ISO 100, f/8.0, 1/8 s
(Bild: Peter Nonhoff-Arps)

Die Supermakro-Stellung des Canon EF-M 28mm Makro ermöglicht einen Abmildungsmaßstab von 1,2:1.

(Bild: Peter Nonhoff-Arps)

Als weitere Besonderheit bietet das EF-M-Makro noch den Supermakromodus, der einem Maßstab von 1,2:1 ermöglicht. In dieser Stellung kann das Objektiv allerdings nur im Nahbereich zwischen 9,3 und elf Zentimetern scharfstellen. Ein Bildstabilisator unterstützt Fotografen, um auch bei etwas längeren Belichtungszeiten verwackelungsfreie Bilder zu erhalten. Gerade bei Makroaufnahmen führen bereits kleinste Bewegungen zu großen Wegen und damit zu Verwackelungen im Bild. Beim EF-M 28mm Makro arbeitet der Stabilisator gut, empfehlenswerter ist es jedoch, ein Stativ einzusetzen.

Der Autofokus arbeitet zuverlässig, wenn auch EOS-M- und vor allem Makro-typisch eher gemächlich. Im Mittel lagen die Werte für die Auslöseverzögerung bei 1,5 Sekunden. Das es deutlich schneller geht, zeigt beispielsweise Sony mit seinem lichtstarken 90er Makro für die spiegellosen A7-Kameras. Es bleibt selbst an der A7R mit 0,7 Sekunden deutlich unter einer Sekunde. Bei Makroaufnahmen vom Stativ empfiehlt sich, manuell scharfzustellen, da man per Lupe den Schärfepunkt sehr genau setzen kann. Der Fokusring läuft angenehm leicht und erlaubt eine feine Justierung.

Canon EF-M 28mm Makro: c't Testszene und Beispielbilder (6 Bilder)

Die c't Testszene, fotografiert mit dem Canon EF-M 28mm Makro an einer EOS M3. Die markierten Felder kennzeichnen die Ausschnitsvergößerungen.




Canon EOS M3 mit EF-M 28mm 1:3.5 Makro IS STM bei ISO 100, f/3.5, 1/40 s
(Bild: Peter Nonhoff-Arps)

Im Messlabor ermittelten wir für das EF-M 28mm Macro an der EOS M3 bei Blende f/5.6 mittig eine maximale Auflösung von 1610 Linienpaaren pro Bildhöhe (Lp/Bh). Das entspricht etwas über 80 Prozent der theoretisch erzielbaren Sensorauflösung und liegt damit auf dem Niveau, das wir auch mit anderen Objektiven an der EOS M3 erreicht haben. Zu den Rändern hin fällt die Auflösung um ein paar Prozent ab. Und auch bei Offenblende liegen die Werte mit 1540 Lp/Bh einige Prozente darunter. Ab Blende f/11 nimmt die Auflösung deutlich ab. Bei Blende f/22 liegen die Werte nur noch unterhalb von 1000 Lp/Bh. Dieses Verhalten spiegelt sich auch in den Aufnahmen der c't Testszene wider. Am besten ist die Schärfe bei Blende f/5.6. Oberhalb von Blende f/11 verschwimmen die Linien des Auflösungsmusters und auch die Maserung in der Holzpalette verwischt zunehmend. Die Darstellung wird flau.

Canon EF-M 28mm f/3.5 Macro IS STM Blenenreihen (16 Bilder)

Makroaufnahme mit dem Canon EF-M 28mm Macro. Die rote Markierung kennzeichnet die 100-%-Auschnittsvergößerungen der Blendenreihe.

Canon EOS M3 mit EF-M 28mm f/3.5 Macro IS STM bei ISO 100, f/8.0, 1/4 s
(Bild: Peter Nonhoff-Arps)

Eine Abschattung in den Ecken (Vignette) tritt vorrangig bei Offenblende auf – etwa 0,5 Blendenstufen, das ist schon deutlich sichtbar. Sie verringert sich jedoch zu höheren Blendenwerten hin. Die Farbfehler durch chromatische Aberration sind mit durchschnittlich 0,3 Pixeln gering und kaum sichtbar. Auch die Verzeichnung ist weitgehend unauffällig. Die Abweichung der Bildhöhe in der Mitte zu den Ecken beträgt bei abgeschalteter Objektivkorrektur weniger als 0,1 Prozent – kaum messbar.

Das EF-M 28mm 1:3.5 Makro IS STM ist Canons sechstes Objektiv für das spiegellose EOS-M-System und zugleich das erste Makro in der Familie. Mit seinem integrierten Makrolicht und seiner Super-Makro-Einstellung, die Vergrößerungen bis 1,2:1 ermöglicht, bietet es gleich zwei Alleinstellungsmerkmale in diesem Segment. Die Handhabung ist gut, jedoch schränkt die geringe Brennweite im Zusammenspiel mit der geringen Naheinstellungsentfernung die Einsatzmöglichkeiten ein. Die Qualität der Makroaufnahmen ist recht ordentlich, wenn auch nicht brillant. Mit einem Preis von 370 Euro ist das Preisleistungsverhältnis in Ordnung.

Insgesamt hinterlässt das Makro-Objektiv einen zwiespältigen Eindruck: Auf der einen Seite die gute Ausstattung und Handhabung, auf der anderen Seite der Plastiklook (inklusive Bajonett). Man hat das Gefühl, dass Canon sein spiegeloses System immer noch nicht ernst nimmt und in die Einsteigerecke drängen will, anstatt ambitionierte Fotografen anzusprechen. (pen)