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Test: Sony Alpha 5000 3 Kommentare

Sophia Zimmermann

Die spiegellose Systemkamera Alpha 5000 von Sony beerbt die kleine NEX-3. Die Einsteigerkamera mit kompakten Maßen kommt zum günstigen Preis. Wir haben getestet, was sie im Labor und im Außeneinsatz leistet.

Die A(lpha) 5000 [1] steckt nicht etwa in einem klassischen DSLR-Gehäuse, wie wir es bisher von Alpha-Kameras aus dem Sony-Universum gewöhnt waren. Sie beerbt vielmehr die NEX-3N und kommt im schlanken, sucherlosen Gehäuse der spiegellosen Systemkameras. NEX, diesen Markennamen streicht Sony von der Agenda. Alle Kameras mit Wechseloptik sollen zukünftig einheitlich und eindeutig unter dem Alpha-Label erscheinen.

Wie sinnvoll das ist, wird sich zeigen. Denn nun muss der Handel den Kunden verklickern, dass sie zwar eine Alpha-Kamera haben, aber nicht jedes ebenfalls mit Alpha gebrandete Objektiv montieren können. Die spiegellosen Systemkameras, zu denen die A5000 gehört, tragen E-Mount-Optiken, während die DSLR-ähnlichen SLT-Kameras wie die A77 [2] ohne Adapter nur mit A-Mount-Objektiven funktionieren. Besonders verwirrend dürfte es bei der A3000 werden: Sie sieht zwar aus wie eine A-Mount-SLT, kann aber nur mit E-Mount-Optiken bestückt werden.

Wir konnten die A5000 gemeinsam mit ihrem Kit-Objektiv und dem 30er Makro von Sony testen.

In der A5000 steckt ein 20-Megapixel-Sensor im APS-C-Format mit den Maßen 23,2 × 15,4 Millimetern und dem Formatfaktor 1,5. Seine Auflösung liegt bei 5456 × 3632 Pixeln, seine Empfindlichkeit reicht von ISO 100 bis ISO 16.000. Beim Autofokus setzt Sony auf einen 25-Zonen-Kontrastautofokus. Bei der größeren Schwester A6000 kombiniert der Hersteller Kontrast- und Phasenmethode zu einem Hybridautofokus, wie er beispielsweise auch im Spitzenmodell, der Vollformatkamera Alpha 7, zum Einsatz kommt.

Sony A5000 in Bildern (0 Bilder) [3]

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Wie die meisten aktuellen Sony-Kameras ist auch die A5000 mit WLAN und NFC ausgestattet. Dafür fehlt ihr der Sucher, den gibt es beim Hersteller erst eine Liga drüber in der A6000, die ab Juni im Markt sein soll. Das Display ist zwar um 180 Grad klappbar, seine Auflösung ist allerdings nicht unbedingt zeitgemäß: Sie liegt bei 461.000 Subpixeln, was der halben VGA-Auflösung (ca. 480 × 320 Bildpunkte) entsprechen würde. Tatsächlich beobachten wir gerade unter ungünstigen Lichtbedingungen ein grieseliges, flaues Bild, dass bei unseren weißen Büro-Wänden zudem Moirés produziert.

Die A5000 ist schon ein echter Plastikheimer, der sich von der Anmutung her auf Augenhöhe zu den kleinen Einsteiger-Spiegelreflexkameras à la Nikon D3x00 [5] bewegt. Von der NEX-3N [6] unterscheidet sich die neue A5000 hauptsächlich durch den besser ausgearbeiteten Griffwulst, der dank perforierter Oberfläche angenehm in den Fingern liegt. So richtig viel Angriffsfläche bietet die schlanke Systemkamera aber immer noch nicht, sodass sie gerade im Zusammenspiel mit größeren Objektiven nicht sicher in der Hand liegen dürfte.

Die A5000 ist eine Einsteigerkamera und dementsprechend tastenarm präsentiert sie sich. Auf ihrer Oberseite gibt es gerade mal den Auslöser mit angehaftetem Ein- und Ausschalter und einer Zoomwippe. Die Rückseite bietet drei Tasten für Menü, Wiedergabe, Foto-Ratgeber beziehungsweise Mülleimer. Dazu kommt eine Vierwegewippe, über die Fotografen unter anderem Belichtungskorrektur, ISO oder auch den Bildfolgemodus verändern können. Insgesamt macht das nur etwa acht Bedienelemente. Zum Vergleich: die OM-D E-M5 [7] kommt auf etwa 13, die Fujifilm X-T1 [8] bringt es auf 16.

Im Vergleich zu anderen spiegellosen Systemkameras ist die A5000 (unten) eher tastenarm.

Im Vergleich zu anderen spiegellosen Systemkameras ist die A5000 (unten) eher tastenarm.

Trotzdem lässt sich die A5000 relativ komfortabel bedienen, wenn man erstmal hinter das Konzept gestiegen ist. Den Automatikmodus wählen Fotografen beispielsweise über einen Tipp auf die Entertaste der Vierwegewippe – sie finden hier P, A, S und M, verschiedene Szenenmodi sowie überlegene und die intelligente Automatik.

Den Fokusmodus beispielsweise können sie nur im Menü unter "Kameraeinstellungen" umstellen – direktes, schnelles hin- und herschalten ist leider ab Werk nicht möglich. Allerdings ist die A5000 nicht zickig und lässt Fotografen teilweise in ihre Tastenkonfiguration eingreifen. Wer also auf den Kameraführer verzichten kann, kann dessen Taste beispielsweise mit der AF/MF-Wahloption belegen.

Sony

(Bild: Sony)

Apropos manuell fokussieren: Das Kit-Objektiv SEL1650 besitzt nur einen Ring, der im Autofokusmodus zoomt. Steht die Kamera auf Manuell-Fokus-Modus, können Fotografen ihre Motive praktischerweise über die Zoomwippe ranholen. Die A5000 bietet einige Fokusassistenten wie ein Lupe, die einen gewünschten Bildausschnitt vergrößert, oder Kantenanhebung. Insgesamt konnten wir damit unter den richtigen Lichtbedingungen auch über das stark spiegelnde Display präzise scharfstellen. Da es außerdem klappbar ist, ermöglicht es auch aus ungewöhnlichen Perspektiven zu arbeiten.

Positiv überrascht hat uns das SD-Kartenfach. Anders als bei anderen Kameras dieser Preisklasse sitzt es nicht beim Akku an der Unterseite, sondern an der linken Seite zwischen Mini-HDMi und Micro-USB-Anschluss. Beim Arbeiten mit Stativ bleibt es somit erreichbar.

Die Kontrastautofokus-Methode basiert salopp gesagt auf dem Prinzip "Versuch und Irrtum". Hier justiert der Kameraprozessor so lange die Fokusentfernung, bis er den größtmöglichen Kontrast zwischen den Pixeln gefunden hat. Kontrastautfokussysteme gelten als sehr präzise. Ein Vorurteil ist allerdings, dass sie im Vergleich zu den Phasenautofokussystemen von klassischen Spiegelreflexkameras nicht besonders schnell sind.

Tatsächlich ist die A5000 keine lahme Spiegellose, auch wenn sie keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellt. Mit ihrem Kit-Objektiv haben wir eine Autofokusauslöseverzögerung von 0,3 Sekunden in Weitwinkelstellung und von knapp 0,4 Sekunden in Telestellung gemessen. Sie kommt damit an klassische Spiegelreflexkameras mit Phasenautofokus wie beispielsweise die Canon EOS 6D [9] heran.

Dass Sony Sensoren bauen kann, ist kein Geheimnis. Dementsprechend unauffällig verhält sich die Kamera auch in unserem Testlabor. Gar hervorragend sind die Rauschwerte des 20-Megapixel-Sensors. Bei ISO 100 erreicht sie beispielsweise ein Signal-Rauschverhältnis von knapp 98. Der Visual Noise, also das subjektiv wahrnehmbare Rauschen, liegt bei 0,7. Damit müsste sie theoretisch die meisten großen Spiegelreflexkameras geradezu wegblasen.

Sony A5000: ISO-Reihe (10 Bilder) [10]

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c't Testszene ISO 100

Sony A5000 mit SEL1650 bei 24 mm (KB), f/5.6, 1/30 s, ISO 100

Diesen Trend hin zu nahezu fantastischen Messergebnissen beobachten wir gerade bei den kleineren und günstigeren spiegellosen Systemkameras in letzter Zeit verstärkt. Erreicht werden sie häufig durch offensichtliches und großzügiges Schärfen der JPEGs bei niedrigeren und durch eine starke Rauschunterdrückung bei den höheren ISO-Stufen. Nur zum Vergleich: Das ISO-Monster Nikon D4s erzielt bei ISO 100 ein Signal-Rauschverhältnis von knapp 50.

Test: Sony Alpha 5000

ISO-800 im Vergleich: links - Sony A5000, rechts - Samsung NX30

Man kann den Bildern der A5000 nicht vorwerfen, dass sie hyperrealistisch aussehen. Im Gegenteil: Sie wirken angenehm kontrastreich und lassen auch bei höheren ISO-Zahlen noch natürliche Strukturen wie beispielsweise die Maserung unserer Holzpalette durch. Sony rechnet hier offenbar geschickter als beispielsweise Konkurrent Samsung. Abhängig von den erkannten Strukturen scheint die A5000 einen Mix aus Schärfen und Weichzeichnen anzuwenden. Insgesamt wirkt das behutsamer als beispielsweise bei der Samsung NX30, die insgesamt flächiger vorgeht, was die Fotos spätestens ab ISO 1600 wie gemalt erscheinen lässt.

Der Dynamikempfang der A5000 liegt bei etwas über 10 Blendenstufen. Ein ordentlicher Wert, den unsere Fotos durchaus widerspiegeln.

Test: Sony Alpha 5000

Mikro-Kontrast im Vergleich: oben - Kit-Objektiv SEL1650, unten - SEL30M35

Im Labor konnten wir die A5000 mit dem Kit-Objektiv SEL1650 sowie dem SEL30M35 testen. Das Kit bleibt defintiv hinter den Möglichkeiten der Kamera zurück. Mag sein, dass unser Testexemplar ein Ausreißer nach unten war, seine Leistung in den Bildecken jedenfalls war kaum akzeptabel. Besonders gravierend war dies in Weitwinkelstellung bei 16 mm (APS-C). Hier reizt die Optik zwar über 90 Prozent der zentralen Auflösung des Sensors auf, in den Ecken sind es aber nur noch etwa 70 Prozent. Besser benutzt man die Optik in Telestellung. Das Bild wird hier zwar ingesamt schlechter, ist dafür aber gleichmäßiger.

Sony A5000: Beispielbilder (15 Bilder) [12]

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Sony A5000 mit SEL30M35 bei f/11, 1/200 s, ISO 100

Alternativ haben wir uns das 30er Makro von Sony bestellt. Seine Brennweite entspricht gemessen aufs Kleinbildformat etwas weniger 50 Millimeter, was es zu einem vielfältig einsetzbaren Standardobjektiv macht, die Makro-Funktion ist ein willkommener Bonus. Beispielbilder zeigt unsere Fotostrecke

Wer braucht eigentlich noch Edelkompaktkameras wie die Canon G1 X [14]? Die Sony A5000 bietet einen APS-C-Sensor im kompakten Mini-Gehäuse für knapp 430 Euro Straßenpreis. Dafür gibt es ein Kit-Objektiv, das einigermaßen brauchbar ist und die Option, später doch einmal in ein System zu investieren.

Die A5000 ist damit eine ideale Kamera für Unentschlossene, für Aufsteiger von Kompakten, für alle, die auch gerne mal die Automatik machen lassen. Die Bildqualität überzeugt. Die Ausstattung ist dem Preis angemessen und bietet wenige Highlights. Als Erstkamera für ambitionierte Fotografen können wir die A5000 allerdings nicht empfehlen. Die Bedienung der Kamera ist eindeutig nicht auf manuelles Eingreifen getrimmt.

Spiegellose Systemkameras im Überblick (35 Bilder) [15]

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Sony A7R II

Die A7R II [17] ist die zweite Generation der Sony A7R. Sie löst sie allerdings nicht ab. Beide Modelle bleiben am Markt. Tatsächlich legt der Hersteller noch einmal bei den Megapixeln nach: von 36 geht es hoch auf 42. Damit gibt Sony die erste Antwort auf Canons 50 Megapixel in der Profi-Spiegelreflexkamera 5DS [18]. Zusätzlich führt Sony nun auch erstmals bei den Vollformat-CMOS-Sensoren die rückseitige Verdrahtung ein, was für rauschärmere Bilder bei hoher ISO-Empfindlichkeit und einen verbesserten Dynamikumfang sorgen dürfte. (Bild: Sony)

(ssi [19])


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