Test: Sony Alpha 6000

Gehobene Mittelklasse: Die spiegellose Systemkamera A6000 richtet sich an ambitionierte Hobbyfotografen. Highlight ist ihr schneller Hybridautofokus. Wir haben sie mit ins Labor genommen und waren mit ihr auch draußen unterwegs.

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Inhaltsverzeichnis

Spiegellos, hochwertig und schnell – so kündigte Sony die Alpha 6000 im Februar als Nachfolgerin der Nex-6 an. In dem vergleichsweise kompakten Gehäuse bringt Sony allerhand Ausstattung unter, die nur wenige Wünsche offen lassen dürfte.

Der Gehäuse-Preis liegt aktuell bei etwas über 600 Euro. Alle technischen Daten finden Sie in unserer Produktdatenbank.

Wie bei der Vorgängerin verbaut Sony einen elektronischen OLED-Sucher. Er wirkt auf der Rückseite allerdings ein wenig dorthin gequetscht und ist mit einer Diagonalen von etwa 1,5 Zentimetern außerdem recht klein ausgefallen. Mit einer Auflösung von 1.440.000 Bildpunkten zeigt er aber ein brauchbares, scharfes Bild. Einem großen elektronischen Sucher wie ihn Sony beispielsweise in der A7-Reihe verbaut vermag er jedoch keine Konkurrenz zu machen. Er ist vielmehr eine gute Alternative zum Display, wenn das beispielsweise ob greller Sonneneinstrahlung nicht mehr ablesbar ist.

Sony Alpha 6000 (7 Bilder)

(Bild: Sony)

Der Monitor mit einer Auflösung von 921,600 Bildpunkten (VGA) und einer Größe von 3 Zoll ist bereits aus der Nex 6 bekannt. Auch in der nächstgrößeren Nex 7 arbeitet ein solches Modell. Da das Display um 90 Grad nach oben und um 45 Grad nach unten klappbar ist, vereinfacht es das Arbeiten mit ungewöhnlichen Perspektiven.

Auf dem kompakten Gehäuse bringt Sony außerdem allerhand Tasten und Rädchen unter, was schnell und komfortabel manuelle Eingriffe erlaubt. Neben dem Moduswahlrad auf der Oberseite der Kamera befindet sich das Funktionsrad, das je nach Modus entweder Blende oder Belichtungszeit regelt. Ihm springt die Vierwege-Wippe zur Seite: Im manuellen Modus wird sie zum zweiten Funktionswahlrad, außerdem regeln Fotografen hier ISO-Empfindlichkeit, Belichtungskorrektur oder den Bildfolgemodus.

Die FN-Taste auf der Rückseite der Kamera ist außerdem eine Abkürzung zu den wichtigsten Einstellungen. Wem das noch nicht genügt, der kann darüber hinaus viele Tasten der Spiegellosen dem eigenen Fotografie-Verhalten anpassen. Ein Besuch im Menü wird damit erfreulicherweise überflüssig.

Im Kit mit dem SEL1670 kostet die A6000 über 1600 Euro.

(Bild: Sony )

Der Hybrid-Autofokus arbeitet mit 179 Punkten für die Phasendetektion und mit 25 Punkten für den Kontrastautofokus. Das soll die Kameras nicht nur präzise, sondern auch schnell scharfstellen lassen. Im Labor konnten wir das mit dem SEL1670 mit durchgängiger Blende f/4.0 ausprobieren.

Das Team kommt auf eine Autofokus-Auslöseverzögerung von etwa 0,3 Sekunden über die verschiedenen Brennweitenstufen hinweg. Das ist recht flott, aber auch keine Spitze. Bei der A7 und dem FE 24–70 mm konnten wir hier unter Tageslichtbedingungen eine Autofokusverzögerung von 0,26 Sekunden im Weitwinkel- und 0,25 Sekunden im Telebereich messen.

Gemessen haben wir die Kamera bei deaktivierter Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Werten sowie deaktiviertem Dynamik-Umfang-Optimierer. Das spiegelt sich zwar in den Messwerten wider, schadet den Testbildern aber nicht. Im Gegenteil.

Bei ISO 100 liegt das Signal-Rauschverhältnis der Kamera bei 64. Ein guter Wert. Die Nex 5T liegt hier mit knapp 60 gleichauf. Eine DSLR wie die Nikon D7100 beispielsweise kommt auf 70. Der Visual Noise, also das subjektiv wahrnehmbare Rauschen, liegt bei 1. Bei ISO 1600 steigt dieser Wert auf über 3. Rauschen ist damit deutlich sichtbar im Bild. In der 1:1-Darstellung fällt zudem bereits eine leichte Farbigkeit in den Strukturen der Malpalette unserer Testszene auf.

Sony A6000: ISO-Reihe (10 Bilder)

Testszene bei ISO 100

ISO 100 - 100-Prozent-Ausschnitt

Da die Körnung jedoch sehr fein ausfällt, haben wir dies nicht unbedingt als störend empfunden. Deutlicher zutage treten Artefakte und Rauschen dann aber spätestens bei ISO 3200. Ab ISO 12800 taugen die Fotos nicht mehr zur bildschirmfüllenden Darstellung. Dabei lässt die A6000 bis in hohe Empfindlichkeiten noch relativ viele Details passieren, wie Sie unserer ISO-Reihe in der Bilderstrecke entnehmen können.

Sony A6000: Beispielbilder (13 Bilder)

A6000 mit SEL1670 bei 70 mm, f/5.6, 1/320 s, ISO 100

Der Dynamikumfang liegt nach unseren Messungen bei guten 10 Blendenstufen. Damit braucht sich die Kamera nicht verstecken: Die D7100 beispielsweise kommt ebenfalls auf 10 Blendenstufen und Canons 70D liegt bei knapp unter 10.

Die A6000 können Sie derzeit im Kit mit dem SEL1650 mit einer Lichtstärke von f/3.5 bis f/5.6 für 760 Euro kaufen oder mit dem SEL1670 mit konstanter Lichtstärke f/4.0 für etwas mehr als 1600 Euro.

Das SEL1670 präsentiert sich dabei als hochwertiger Standardzoom mit Zeiss-Branding und einer Kleinbild-äquivalenten Brennweite von 24 bis 105 Millimeter. Dabei können Fotografen über den gesamten Brennweitenbereich mit einer Anfangsblende von f/4.0 arbeiten. Die Optik ist vergleichsweise kompakt, sehr gut verarbeitet und passt optimal zum Gehäuse der A6000. Der Metalltubus liegt angenehm kühl in der Hand. Fokus- und Zoomring sind fein geriffelt.

Sony A6000: Blendenreihe SEL1670 (6 Bilder)

Testszene Mitte bei f/4.0

Testszene Mitte bei f/4.0

oben: ISO 100, f/4.0, 16 mm (KB 24 mm)

Mitte: ISO 100, f/4.0, 35 mm (KB 50 mm)

unten: ISO 100, f/4.0, 70 mm (KB 105 mm)

Insgesamt ist das Objektiv sehr ausgewogen über die gesamte Brennweite, allerdings liegen die Bildecken dabei meist hinter der Bildmitte zurück. Seine beste Leistung zeigt die Optik zwischen f/4.0 und f/8.0. In Weitwinkelstellung löst das Objektiv so beispielsweise bei f/4.0 knapp 1800 Linienpaare pro Bildhöhe (Lp/Bh) auf, theoretisch möglich wären hier 2000 Lp/Bh. In den Ecken kommt die Optik noch auf 1630 Lp/Bh. Bei Standardbrennweite und f/8.0 erreichte das Kamera-Objektiv-Gespann in unserem Test zentral 1751 Lp/Bh, die Ecken kommen auf 1615 Lp/Bh.

Ecken-Vergleich zwischen dem SEL1670 (l.) und dem SEL1650 (r.) an der A6000.

Unsere Außenaufnahmen zeigen zumindest in der Bildmitte eine ordentliche, knackige Schärfe, die die Optik zu den Ecken hin nicht unbedingt halten kann.

Aufgefallen ist uns außerdem eine vergleichsweise starke Verzeichnung im Weitwinkelbereich – tonnenartiger Natur. Mit chromatischer Aberration wiederum hat das SEL kaum Probleme.

Die A6000 ist eine gelungene Weiterentwicklung der spiegellosen Systemkameras bei Sony. Die Verarbeitung ist hochwertig, die Kamera wirkt robust und liegt dank ausgeprägtem Griffwulst gut in der Hand. Auch das Bedienkonzept mit den vielen konfigurierbaren Tasten und der FN-Abkürzung überzeugt. Der Preis der Kamera ist mit etwas über 600 Euro durchaus angemessen, allerdings müssen Fotografen unter anderem mit einem sehr kleinen Sucher leben.

Mehr Infos

Ob die Investition in das SEL1670 (allein knapp 1000 Euro) nicht etwas zu groß ist, muss jeder selbst für sich entscheiden. Als Alternative bietet Sony das günstigere Standard-Kit SEL1650 an. In unserem Test an der NEX-5T kam es allerdings auch zentral nicht über eine Auflösung von 1400 Linienpaaren pro Bildhöhe hinaus. (ssi)