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Textbasierter Videoschnitt: Drei Programme im Test

Daniel Augustin

(Bild: heise)

Videoschnitt dank Textbearbeitung. Wir testen textbasierten Videoschnitt in drei Schnittprogrammen: DaVinci Resolve, Filmora und Premiere Pro.

Wenn ihr häufig Podcasts oder andere Videoformate mit viel Text bearbeitet, kann euch der textbasierte Videoschnitt viel Zeit und Mühe ersparen. Bei dieser Art des Videoschnitts bearbeitet ihr das Transkript eures Videos. Bild und Ton werden dabei gleichzeitig bearbeitet.

Wir testen im Video für euch, wie gut die textbasierte Bearbeitung funktioniert. DaVinci Resolve Studio, Filmora und Premiere Pro sind drei Schnittprogramme, die textbasierten Videoschnitt ermöglichen. Wie das abläuft, zeigen wir euch im Video.

Die drei Programme sind alle sowohl für Windows als auch Mac verfügbar. Während DaVinci und Premiere eher Fortgeschrittene und Profis ansprechen, ist Filmora ein Programm, das vor allem für Videoschnitt-Einsteiger geeignet ist. Wie gut der textbasierte Videoschnitt bei diesen Programmen funktioniert und wie hilfreich er tatsächlich ist, erfahrt ihr im Video.

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Normalerweise schneidet man Videos anhand von Bild und Ton. Hat man ein sehr textlastiges Video, muss man schon mal länger suchen und Abschnitte wiederholt anhören, um die richtigen Stellen zu finden und schneiden zu können.

Jetzt könnt ihr Videos aber auch anhand von geschriebenem Text schneiden. Diese Technik nennt sich "Textbasierter Videoschnitt" und wird in immer mehr Schnittprogrammen mit angeboten.

Wie gut das bei den drei Schnittprogrammen DaVinci Resolve, Filmora und Premiere Pro funktioniert, haben wir für euch getestet. Alle drei sind sowohl für Windows als auch für MacOS verfügbar.

Der textbasierte Schnitt funktioniert bei jedem der Programme grundsätzlich gleich: Euer Schnittprogramm erstellt ein Transkript des gesprochenen Textes in einem Video. Bearbeitet ihr das Transkript, werden Bild und Ton des Videos gleichzeitig mitbearbeitet. Bei Videos, die viel gesprochenes Wort enthalten, kann euch das eine Menge Arbeit im Schnitt sparen.

Wie das bei den einzelnen Programmen aussieht, zeigen wir euch jetzt. Wir fokussieren uns beim Testen auf die textbasierte Bearbeitung.

DaVinci Resolve Studio ist ein kostenpflichtiges Programm, das für rund 330 Euro erhältlich ist. Es gibt auch das kostenlose DaVinci Resolve, das bietet aber den textbasierten Videoschnitt nicht an.

Resolve Studio ist ein Schnittprogramm für Fortgeschrittene und Profis. Der Einstieg ist wegen einer vollen und nicht so übersichtlichen Oberfläche weniger intuitiv als beispielsweise bei Filmora.

Für den textbasierten Schnitt wählt ihr einen Clip oder die gesamte Timeline aus und klickt auf das Transkriptionssymbol. Je nach Länge des Clips und Leistung des Rechners dauert das Transkribieren ein paar Momente.

Wenn ihr einen Satz oder Abschnitt im Transkript markiert, könnt ihr diesen nun in eure Timeline einfügen. So baut ihr euch Abschnitt für Abschnitt euer Video zusammen.

Die Funktion "Remove Silent Portions" entfernt stille Momente in eurem Clip. Das ist gerade dann praktisch, wenn ihr viele unnötige Pausen in eurer Aufnahme habt. Sprechpausen entfernt ihr damit mit nur einem Klick.

Die Spracherkennung funktioniert bei DaVinci Resolve Studio sehr gut. Wir finden in transkribierten Texten kaum Fehler, außer hin und wieder bei Eigennamen oder Fachbegriffen, die das Tool nicht kennt. Mit verschiedenen Videos hat Resolve bei der Transkription etwa zwei Fehler auf 100 Wörter gemacht. Der beste Wert der drei Programme in unserem Test.

Was uns bei Resolve Studio fehlt, ist die Möglichkeit, Abschnitte im Texteditor zu verschieben. Wir würden gerne Absätze ausschneiden und an anderer Stelle wieder einfügen können. Das bietet Resolve allerdings nicht an.

Ihr könnt jedoch um dieses Problem herumarbeiten. Ihr könnt Sub-Clips von markierten Abschnitten erstellen. Damit legt Ihr also einen neuen Videoclip in eurer Medienauswahl an. Erstellt ihr hier mehrere Abschnitte als Sub-Clips, könnt ihr diese dann in beliebiger Reihenfolge auf der Timeline zusammensetzen und verschieben.

Filmora ist im Vergleich das günstigste der drei Schnittprogramme. Für etwa 70 € erhaltet ihr die Vollversion mit einer Dauerlizenz. Es gibt auch eine kostenlose Version des Programms, die aber einige Funktionen nur beschränkt anbietet. Die Verwendung von KI-Features kostet "KI-Punkte", von denen in der kostenlosen Version nur 100 zur Verfügung stehen und die sind schnell verbraucht.

Filmora ist auf Einsteiger ausgerichtet. Das zeigt sich auch in der textbasierten Bearbeitung. Die Oberfläche ist übersichtlich, man findet sich schnell zurecht. Ihr wählt einen Clip mit Rechtsklick aus und geht auf "Textbasierte KI-Bearbeitung". Die Software erstellt nun automatisch ein Transkript des Videos, was je nach Videolänge und Rechnerleistung ein paar Minuten dauert.

Nun könnt ihr den Text editieren, kürzen oder – anders als bei DaVinci Resolve – auch Abschnitte per Ausschneiden und Einfügen verschieben. Ebenso wie DaVinci erkennt Filmora stille Momente im Video und bietet euch die Option, diese mit einem Klick zu entfernen. Den bearbeiteten Clip könnt ihr schließlich in eure Timeline einfügen und den Schnitt gegebenenfalls noch verfeinern. Bei Filmora fehlen verschiedene Optionen zum Import des Clips in die Timeline, wie Resolve sie hat.

Mit der textbasierten AI-Bearbeitung könnt ihr sowohl Clips editieren, die in eurer Mediensammlung liegen, als auch die, die sich bereits auf der Timeline befinden. Liegen mehrere Clips auf der Timeline, funktioniert die textbasierte Bearbeitung nur mit einzelnen Clips. Ihr könnt also nicht mehrere auf einmal anwählen und gleichzeitig im Texteditor bearbeiten.

Transkripte, die ihr verarbeitet habt, werden direkt als Untertitelspur in der Timeline angelegt. Das spart euch den Extraschritt, Untertitel anlegen zu müssen. Ein Haken dabei: Bearbeitet ihr einen Clip, der bereits auf der Timeline liegt, erneut textbasiert, liegen im Anschluss zwei Untertitelspuren übereinander und ihr müsst die alte wieder entfernen.

Die Spracherkennung läuft bei Filmora eher holprig. In unserem Test hat Filmora durchschnittlich auf 100 Wörter etwa 15 Fehler in der Transkription gemacht. Der schlechteste Wert im Test der drei Programme. Was uns ebenfalls stört: In einigen Fällen hat Filmora ein Wort im Transkript nicht zu 100 Prozent mit dem gesprochenen Wort im Videoclip verknüpft. Daher kam es mitunter vor, dass wir ein Wort im Skript gelassen haben, aber die erste Silbe beim Videoclip trotzdem abgeschnitten wurde. Das können wir zwar im finalen Schnitt schnell ausbessern, dennoch arbeitet das Programm hier nicht so sauber wie DaVinci oder auch Premiere.

Premiere Pro ist ein kostenpflichtiges Programm, das ihr über ein Abo-Modell verwendet. Das günstigste Abo kostet rund 26 Euro im Monat. Adobe bietet euch einen kostenlosen Testzeitraum von sieben Tagen für Premiere.

Grundsätzlich ist Premiere ein Schnittprogramm, das vor allem Fortgeschrittene und Profis bedienen soll. Als Anfänger im Bereich Videoschnitt muss man sich erst etwas zurechtfinden, da die Oberfläche sehr viele Buttons und Optionen enthält.

Habt ihr etwas Übung mit dem Programm, ist die textbasierte Bearbeitung in Premiere nicht so schwer. Ihr macht einen Rechtsklick auf einen Clip in eurer Mediensammlung und wählt "Transkribieren". Im Textfenster erscheint nach einer kurzen Ladezeit das Transkript, das ihr jetzt bearbeiten könnt.

Die textbasierte Bearbeitung mit Premiere Pro bietet die meisten Möglichkeiten unter den drei Programmen: Mehr Anzeigeoptionen, eine Rechtschreibprüfung oder der Export und Import eines Transkripts in verschiedenen Formaten.

Bei Premiere könnt ihr auch Absätze neu anordnen. Markiert hierfür im Textfenster einen Bereich, schneidet ihn aus und fügt ihn an einer anderen Stelle wieder ein. Das funktioniert allerdings erst, wenn der Clip bereits auf der Timeline liegt.

Stille Abschnitte und Sprechpausen könnt ihr auch in Premiere entfernen. Hierfür müsst ihr im Texteditor den Suchfilter "Pausen" auswählen und im Anschluss alle Ergebnisse löschen. Das ist etwas umständlicher als bei Resolve und Filmora.

Die Spracherkennung bei Premiere Pro funktioniert ordentlich und liegt in Sachen Genauigkeit zwischen den anderen beiden Programmen. In unseren Tests kam Premiere bei der Transkription durchschnittlich auf sechs bis sieben Fehler pro 100 Wörter.

In unseren Tests hakt Premiere hin und wieder. Haben wir beispielsweise einen Clip transkribiert, wurde uns das Transkript manchmal nicht im Textfenster angezeigt. Erst nachdem wir das Textfenster neu geladen oder den Clip in der Videovorschau geöffnet haben, wurde uns das Transkript gezeigt. Die Probleme treten nicht jedes Mal auf, können aber ärgerlich sein, wenn man schnell und flüssig mit der Funktion arbeiten möchte.

Update

Nachträgliche Anmerkung der Redaktion zum Videotranskript: Das Problem, das wir hier bei der Nutzung von Premiere ansprechen, kann umgangen werden, wenn man einen Workspace nutzt, in dem das Transkriptions-Panel nicht ein eigenes Fenster, sondern fest verbaut ist. Ist das Transkriptions-Panel ein eigenes Fenster, wechselt die Anzeige automatisch zwischen Sequenz und Quelle, je nachdem was gerade ausgewählt ist.

Schneidet ihr häufig Podcasts oder andere Formate, die viel gesprochenen Text enthalten, kann der textbasierte Schnitt euch viel Arbeit abnehmen. Grundsätzlich funktioniert das bei allen drei Programmen.

DaVinci überzeugt vor allem durch eine sehr gute Spracherkennung. Möchtet ihr im Videoschnitt auch Untertitel erstellen, bietet das saubere Transkript bei Resolve das beste Ausgangsmaterial.

Filmora zeigt bei der Spracherkennung zwar Schwächen, punktet aber mit einer einfachen Bedienung und übersichtlichen Oberfläche. Zudem ist es das günstigste Programm im Test.

Die meisten Möglichkeiten zur Bearbeitung bietet Premiere. Die Spracherkennung funktioniert solide und ihr könnt Abschnitte einfach ausschneiden und an anderer Stelle einfügen.

In jedem Fall können die Schnittprogramme euch im Rohschnitt unterstützen. Sie sind noch nicht an dem Punkt, dass euch die Textbearbeitung den Schnitt komplett abnimmt. Aber sie bieten euch eine solide Basis für einen Feinschnitt und damit eine große Zeitersparnis.

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