"Tiny Tina's Wonderlands" angespielt: Wunderbar respektloser Fantasy-Shooter​

Ballern mit Augenzwinkern: Gearbox Software liefert mit "Tiny Tina's Wonderlands" spaßigen Nachschlag für "Borderlands"-Fans.​

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(Bild: Gearbox)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller

Nach großen düsteren und schwermütigen Videospielopern wie "Elden Ring" oder "Horizon: Forbidden West" ist "Tiny Tina's Wonderlands" die wohlverdiente Entspannung. Gewohnt sarkastisch geht es im neuesten Spiel der "Borderlands"-Macher den Videospielmythen an Kragen. So respektlos und spaßig waren Videospiele selten.

Nachdem sie sich schon im Borderlands-DLC "Assault on Dragon Keep" durch eine verrückte Fantasywelt geballert hat, wird die durchgeknallte Tina jetzt zum Gamemaster. In einem eigens von ihr geschaffenen Rollenspiel schickt sie die Abenteurer als Schicksalsbringer in die Schlacht gegen das Böse. Im Prinzip ist "Tiny Tina's" neuestes Abenteuer ein Spin-off der beliebten "Borderlands"-Reihe. Das heißt vor allem: ballern, looten, leveln. Mit Schwertern, Shotguns und Pistolen geht es gegen Skelette, tollwütige Pilze und Drachen. Jeder Gegner hinterlässt eine Menge Loot, die Spieler und Spielerinnen im Solo-Modus oder im 4-Spieler-Koop einsacken dürfen. Mit den verdienten Skillpunkten können sie die Charakterklassen vom sogenannten Killomanten bis zum Brr-Serker verfeinern. Später dürfen sie noch einen Begleiter wie einen rabiaten Pilz auswählen.

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Das Szenario mag ein anderes sein und die Menus ein wenig verschnörkelt, aber "Borderlands"-Fans werden hier sofort einige Déjà-vu-Erlebnisse haben. Neu ist hingegen die Erkundung der Mini-Open-World. Spieler und Spielerinnen stolzieren nämlich aus der Iso-Perspektive als Bobblehead durch die Gegend. Dort treffen sie Questgeber, wagen sich in Dungeons und schalten Abkürzungen frei. Aber egal welche Aufgabe sie bekommen – am Ende läuft es auf das typische schnörkellose Geballer im "Borderlands"-Stil hinaus.

Das bietet auch in dieser Neuauflage Tempo und Witz. Die Kampfarenen sind zwar groß, aber schlauchartig und die Gegner glänzen eher durch Masse als durch Intelligenz. Ein bisschen Taktik ist dennoch dabei, denn wie schon in den Vorgängern ist der Einsatz der Elemente entscheidend. Eiswaffen bremsen die Feinde aus, manche Widersacher haben Schwachpunkte gegen Feuer. Anfangs ist das zwar noch nicht entscheidend, aber später müssen die Helden und Heldinnen ihr Loadout geschickt auswählen. Dank großzügiger Rücksetzpunkte wird das Spiel nach dem Bildschirmtod aber nie frustrierend.

"Tiny Tina's Wonderlands" angespielt (5 Bilder)

Bunt, knallig und ziemlich respektlos: "Tiny Tina's Wonderlands" ist ein Fest für alle "Borderlands"-Fans.
(Bild: heise online)

"Wonderlands" bietet wieder die "Bazillionen" von Waffen, die Borderlands-Fan lieben. Dank Zufallsfaktor ist keine Waffe wie die andere. Es gibt Energiewaffen, die breit gefächerte Strahlen abschießen, Bolzenschusspistolen oder Schwerter, um Feinde auf Distanz zu halten. Zusätzlich können Spieler und Spielerinnen Magie beschwören und ihre Gegner mit Feuerbällen oder magischen Schwertkreiseln traktieren. All das bietet eine enorme Vielfalt, auch wenn sich einzelne Waffen nur in minimalen Details unterscheiden.

Taktik und cleveres Gameplay waren noch nie die Stärken der Reihe. Was "Borderlands" und jetzt "Wonderlands" auszeichnet, ist der respektlose Umgang mit gängigen Genreklischees. Da ist unser Schicksalbringer kein edler Recke, sondern ein einfältiger Haudrauf und unsere Königin ist ein Einhorn mit dem Namen "Arschgaul". In unseren Anspielstunden haben wir einen Heavy-Metal-Barden getroffen und für eine Mittelalter-Influencerin Statuen errichtet. Dazu gibt es etliche Verweise auf Film- und Internetphänomene. Ist das logisch und geschmackssicher? Mit Sicherheit nicht. Aber ein großes Fest für Freunde des brachialen Humors, die von der Schwermut eines "Elden Ring" oder patriotischem Geballer im Stil von "Call of Duty" genug haben.

Ein Spiel, sie ordentlich zu knechten und gnadenlos durch den Kakao zu ziehen – so könnten wir "Tiny Tina's Wonderlands" beschreiben. Wo andere Actiontitel auf Pathos setzen, trieft Gearbox' Loot-Shooter vor Sarkasmus, Respektlosigkeiten und Flachwitzhumor. Das Spiel verbindet temporeiches Geballer mit der Sammelwut aus "Diablo". Das ist nicht besonders tiefgründig, aber unterhaltsam. Schnörkellos, witzig, gut.

"Tiny Tina's Wonderlands" erscheint für Windows (Epic-Store-exklusiv), PS 4/5 und Xbox One/Series. USK ab 16. Es kostet ca. 70 €. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die Windows-Version gespielt.

(dahe)