"Tortuga – A Pirate's Tale" angespielt: Auf Schiffsjagd in der Karibik​

Im Piratenabenteuer "Tortuga – A Pirates Life" holen Spieler die Enterhaken raus und machen die Karibik unsicher. Das ist unterhaltsam, aber trocken inszeniert.

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(Bild: Kalypso Media)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Planken rein und Leinen los! Wer einmal als Piratenkapitän sein Unwesen treiben möchte, ist bei "Tortuga – A Pirate's Tale" von Gaming Minds genau richtig. Angelehnt an Spiele wie "Sid Meier's Pirates" oder die Weltraumsim "Elite" gehen videospielende Landeier in diesem Open-World-Piratenabenteuer auf die Jagd nach Ruhm und Dublonen. Mit dem Setting hat Gaming Minds bereits Erfahrung, weil das Studio auch die erfolgreiche Handelssimulation "Port Royale" entwickelt.

Mitten im 17. Jahrhundert landen Spieler und Spielerinnen als Nachwuchspiraten in der Karibik. England, Frankreich, Spanien und die Niederlande haben sich alle einen Teil vom Kuchen geschnappt und liefern sich Intrigen und Scharmützel, um die Macht in der Region an sich zu reißen. Es weht eine raue Brise, in der sich Spieler und Spielerinnen erst einmal Respekt verschaffen, Dublonen anhäufen und die eigene Flotte vergrößern müssen. Von einer Story haben wir in unseren Anspielstunden kaum etwas mitbekommen – Hauptsache, die Kassen klingeln.

Mit einer kleinen Brigg geht es anfangs von Hafenstadt zu Hafenstadt. Dort warten kleine oder größere Aufträge: Da gilt es etwa, andere Piraten zu jagen, Waren zu transportieren oder Geleitschutz zu geben. In Tavernen treffen wir zwielichtige Gestalten und werden in die Intrigen der Gouverneure hineingezogen. Der Handel sorgt für regelmäßigen Geld-Nachschub. Da die Preise sich aber ständig ändern, muss vorsichtig gewirtschaftet werden. So komplex wie in "Port Royale" oder "Anno 1800" wird es in "Tortuga" aber nie. Einigen Computerspielfans wird dieser Mix aus Kampf- und Handelssimulation bekannt vorkommen – es ist nichts anderes als das alte Weltraumsim "Elite" im Piratengewand.

"Tortuga – A Pirate's Tale" angespielt (5 Bilder)

Unverwüstliches Spielprinzip, aber unspektakulär: "Tortuga – A Pirate's Tale" glänzt vorrangig mit inneren Werten. (Bild: heise online)

Das Zentrum des Spiels bilden die Seeschlachten, die rundenweise ausgetragen werden. Der Seekampf bringt einige Eigenheiten mit sich. So ist es wichtig, auf welcher Seite angegriffen wird und ob die Segel oder die gegnerische Mannschaft mit spezieller Munition attackiert werden soll. Die Schiffe sind auch nicht besonders beweglich. Dadurch müssen Spieler und Spielerinnen immer die umständlichen Richtungswechsel einkalkulieren und dürfen sich nicht einfach ins Gefecht stürzen. Das ist zwar nicht besonders temporeich, fordert aber bei mehreren beteiligten Schiffen die Taktik-Fans.

Um ein Schiff zu erbeuten, muss es geentert werden. Statt Action gibt es aber nur eine Statistikseite, in der die Siegchancen berechnet werden. Mannschaftsgröße, Moral und Ausrüstung entscheiden nach einem unspektakulären Mausklick über Sieg oder Niederlage. Mit jedem erfolgreich ausgeführten Auftrag gibt es Erfahrungspunkte und Dublonen, die in Spezialfähigkeiten und eine bessere Schiffsausrüstung investiert werden.

Gehen zu viele Schlachten verloren oder wird das Essen knapp, wird unsere Mannschaft mürrisch und desertiert. Deshalb sollte die Beute bei einem Landgang gerecht aufgeteilt werden. Um die Mannschaft weiter bei Laune zu halten, gibt es Kaperverträge, in denen der Kapitän oder die Kapitänin eine bestimmte Erfolgsquote für versenkte Schiffe, Beute und Schiffsverbesserungen verspricht. Werden die Vorgaben nicht erfüllt, sinkt die Moral der Mannschaft.

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Schon nach wenigen Anspielstunden war unsere Kasse mit einigen hunderttausend Dublonen gefüllt. Das Problem: Es fehlt die Abwechslung. Der Geleitschutz ist simpel, weil wir auf See den Piraten mit Leichtigkeit ausweichen konnten. Von den 18 unterschiedlichen Schiffstypen haben wir nur eine Handvoll gesehen. Neue Ausrüstung konnten wir nicht kaufen, weil unsere Schiffe noch zu klein für eine bessere Bewaffnung waren. Die Aufträge haben sich derweil ständig wiederholt. Nicht nur beim Schiffe-Entern hätte dem Spiel ein wenig Action im Stil der Schwertduelle aus "Sid Meier's Pirates" gutgetan. Überhaupt wirkt die Open World sehr leblos.

Dazu kommt eine unspektakuläre Inszenierung. Wenn die Kanonen in gegnerische Schiffe einschlagen, rüttelt das kurz den Rumpf durch und ein paar Brandflecken sollen Treffer simulieren. Mehr passiert nicht, bis das Schiff unspektakulär sinkt. Da sich die Aufträge zu schnell wiederholen, sind auch die hübsch glitzernden Wellen und die wenigen vertonten Dialoge nur ein kleiner Trost. "Tortuga" ist ein rein puristisches Vergnügen.

"Tortuga – A Pirate's Tale" ist kein Spiel für Fans des großen Spektakels. Das Entwicklungsstudio Gaming Minds setzt stattdessen auf ein unverwüstliches Spielprinzip: Kampf und Handel. Die originellen Seeschlachten sind spannend und das entschlackte Handelssystem ist leicht zugänglich. Das altbekannte Spielkonzept funktioniert am Anfang prächtig, denn schnell ist die Dublonen-Gier geweckt. Bei unseren Anspielstunden lies die Begeisterung aber durch die eintönigen Missionen und die leblose Spielwelt schnell wieder nach. Dazu kommt die trockene Inszenierung, die nur wenig Piraten-Flair aufkommen lässt. Allerdings ist "Tortuga" kein Vollpreistitel und liefert für einen günstigen Preis angemessene Unterhaltung. Wer sich an der Hülle nicht stört, bekommt einen unterhaltsamen Mix aus Rundentaktik und Handelssimulation, dem ein wenig Abwechslung gut getan hätte.

"Tortuga – A Pirate's Tale" erscheint am 19. Januar für Windows, PS4/5 und Xbox One/ Series. USK ab 12. Es kostet ca. 25 Euro für Windows und 30 Euro für PS und Xbox. Für unser Angespielt haben wir die Windows-Version einige Stunden gespielt.

(dahe)