Ubuntu 8.10: Ein erster Blick auf den furchtlosen Steinbock

Seite 2: System, Fazit

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Das erst im Spätsommer freigegebene X Window System Version 11 Release 7.4 (X.org 7.4) mit dem X-Server 1.5 konfiguriert die meiste Hardware inklusive Eingabegeräten, Grafikkarte, Monitor und passender Auflösung beim Start des X-Servers; die Konfigurationsdatei /etc/X11/xorg.conf ist fast leer. Tastatureinstellungen für X11 (etwa die Option "nodeadkeys") werden jetzt in der Datei /etc/default/console-setup vorgenommen.

X.org 7.4 bringt zahlreiche neue und verbesserte Grafiktreiber, etwa für die Chipsatzgrafik in den neuen Intel-Chipsätzen G43 und G45. Der radeon-Treiber unterstützt jetzt auch die AMD/ATI-GPUs R5xx, R6xx und R7xx und kann auf R5xx-Chips die Hardwarebeschleunigung für 3D-Grafik nutzen, wenn auch noch nicht ganz auf dem Niveau der proprietären Treiber des Herstellers. Der Treiber von Nvidia für ältere GeForce-Karten (Treiberserien 71 und 96, in älteren Ubuntu-Versionen als Legacy-Treiber bezeichnet) funktioniert mit X.org 7.4 allerdings nicht mehr; lediglich für Karten mit neueren GeForce- und Quadro-GPUs steht ein 3D-beschleunigter proprietärer Treiber von Nvidia zur Verfügung (Treiberserien 173 und 177). Sofern die Hardware 3D-Beschleunigung bietet, schaltet Ubuntu 8.10 dezente 3D-Effekte wie Schattenwurf um die Fenster, sanft ein- und ausblendende Menüs und transparente Titel- und Menüzeilen bei nicht aktiven Fenstern ein.

Ubuntu erleichtert die Verwaltung mehrer Bildschirme am Rechner.

Das über das "Einstellungen"-Menü erreichbare Tool zum Konfigurieren der Bildschirmauflösung erkennt jetzt auch einen im laufenden Betrieb angeschlossenen weiteren Monitor. Der lässt sich dann entweder zur Erweiterung des Desktops nutzen oder spiegelt – bei gleicher Auflösung beider Displays – das Bild des ersten Monitors.

In der Systemverwaltung findet sich ein neues Tool, das mit zwei Mausklicks aus der Live-CD einen bootfähigen USB-Stick erzeugt. Dabei kann man festlegen, ob der Stick Platz zum Speichern von Dateien aus dem Live-System heraus bereitstellen soll oder nicht. Ebenfalls neu ist der Cruft-Remover, ein Tool, das "verwaiste" Programmpakete (etwa automatisch nachinstallierte Bibliotheken, die nicht mehr benötigt werden, oder nicht mehr unterstützte Programme) entfernt. Damit soll System nach einem Upgrade von einer älteren Ubuntu-Version in einen Zustand gebracht werden, der einem frisch installierten Ubuntu 8.10 möglichst ähnlich ist.

Der Network-Manager kann jetzt auch Verbindungen über GPRS und UMTS verwalten; die Zugangsdaten der wichtigsten deutschen Mobilfunk-Provider sind bereits eingetragen. Zudem lässt sich dort jetzt ein VPN zu konfigurieren; dazu muss allerdings zunächst das benötigt VPN-Plug-in (unterstützt werden OpenVPN, PPTP und VPNC) aus dem Universe-Repository nachinstalliert werden.

Einige Features haben die Entwickler der Server-Version vorbehalten. Neben der bereits erwähnten Verschlüsselung mit ecryptFS sind das unter anderem ein Java-Stack mit OpenJDK und Apache Tomcat 6, Canonicals einfaches System-Management-Werkzeug Landscape sowie ein Tool zum schnellen Bauen virtueller Ubuntu-Maschinen. Der über Konfigurationsdateien und Templates gesteuerte Ubuntu-VM-Builder, der Xen-, Vmware- und KVM-Images erzeugen kann, lässt sich natürlich auch auf Desktop-Systemen nachinstallieren – auch wenn sich dort eher Virtualbox anbietet, das in der Version 2.0.2 aus dem Universe-Repository nachinstalliert werden kann.

Ubuntu Linux 8.10 bringt keine revolutionären Neuerungen, sondern setzt die Strategie stetiger Verbesserungen konsequent fort. Die Distribution wirkt rund, grobe Fehler sind uns nicht aufgefallen. Ubuntu 8.10 steht im Internet zum freien Download zur Verfügung; die Images für Netbooks findet man hier. (odi)