Univention Groupware Server

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Für die Groupware-Funktionen sind die Kolab-Teile zuständig. Kolab nutzt viele bekannte und stabile freie Softwarekomponenten wie OpenLDAP, Cyrus IMAP oder Postfix und schaltet sie auf intelligente Art zusammen. Für die Kommunikation mit der Außenwelt dienen die Standard-Schnittstellen IMAP(S), POP3(S) und LDAP(S). Die Speicherung der Groupware-Objekte erfolgt in Detached-IMAP-Foldern und ist somit robust und skalierbar. Grundsätzlich bietet Kolab alle wichtigen Funktionen einer Groupware: E-Mail, Kalender, Adressen, Aufgaben und gemeinsame beziehungsweise öffentliche Ordner. Die Benutzer können die Daten anderer sehen und verwenden (sofern die jeweiligen Eigentümer Freigaben erteilt haben). Serverbasierte Mailfilter und damit auch Abwesenheitsnotizen bietet Kolab ebenfalls, allerdings können die Clients diese nicht direkt nutzen. Selbstverständlich lassen sich Virenschutz und Spam-Filter in den Server integrieren.

Kolab verfügt über kein Dokumentenmanagement - der Nutzer kann aber Dokumente als MIME-Attachments in die (E-Mail-)Ordner schieben. Diese Art des "poor man's"-Dokumentenmanagements ist besonders bei Outlook-Anwendern beliebt, ebenso wie die gegenseitige Zuteilung von Aufgaben als Ersatz für ein Projektmanagement. Einige Funktionen, wie die Abwesenheitsschaltungen, lassen sich nur in der UCS-Web-Admin-Oberfläche erreichen, normale Benutzer bekommen hier aber nur ihre persönlichen Einstellungen und nicht die gesamte Optionsvielfalt präsentiert. Andere, wie serverbasierte Filter oder Anti-SPAM-Training, unterstützen weder der Client noch der UGS-Admin.

Als Windows-Client für Kolab dient Microsofts Outlook. Das benötigt für die Verbindung mit Kolab einen Konnektor. Univention empfiehlt den der südafrikanischen Firma Toltec. Den kann man entweder beim Hersteller direkt oder über Univention beziehen. UGS erfordert die Version 2 in der Variante kolabxml. Das Setup-Programm des Konnektors kann nicht überzeugen: Es sieht keine Eingabe des später zum Betrieb nötigen Lizenzschlüssels vor. Das kann erst nach dem Start von Outlook erfolgen, weshalb beim ersten Mal nach der Installation des Konnektors unweigerlich die Fehlermeldung erscheint, dass der Konnektor noch nicht lizenziert ist. Die Lizenzeingabe selber erfolgt in einem neuen Toltec-Menü unter dem Punkt "?" in Outlook - ein eher ungewöhnlicher Platz.

Vor der Nutzung des Konnektors muss der Administrator noch etliche Einstellungen zum Server vornehmen. Dies erfolgt an mehreren Stellen in verschiedenen "Options"-Menüs von Outlook mit der Gefahr, durchaus etwas zu vergessen. Sinnvoller wäre hier die Abfrage aller benötigten Daten einschließlich des Lizenzschlüssels in einem Wizard mit anschließendem automatischen Eintragen an den richtigen Stellen im System. Univention hat zur Behebung ein Skript angekündigt, das mit Erscheinen dieser Ausgabe unter www.univention.de/toltec-automation verfügbar sein soll.

Wohl nur durch Merkwürdigkeiten von Outlook lässt sich erklären, dass es den Kolab-Server nicht etwa als IMAP- sondern als POP3-Server einbindet. Dadurch landen alle Mails automatisch und zwangsweise im Standard-Posteingang von Outlook und nicht in einem eigenen Eingangsordner. Beim Einbinden weiterer E-Mail-Server führt dies zwangsläufig zu Verwirrungen. Darüber hinaus stellt Toltecs Konnektor keinerlei Outlook-Assistenten zur Verfügung, beispielsweise für serverbasierte Regeln oder nur für Abwesenheitsmails. Letztere kann der Benutzer nur in der UGS-Administrationsoberfläche des Servers einstellen - also per Webbrowser. Weiterhin stellt der Konnektor keine echte Onlineverbindung zum Server her. Je nach Konfiguration muss der Anwender die Synchronisation manuell auslösen, oder sie erfolgt beim Öffnen eines Ordners. Da Outlook die lokale Speicherung als Dateien im PST-Format übernimmt, ist der Client voll offline-fähig. Auch die Synchronisation mit PDAs und MDAs funktioniert - da vollständig unabhängig vom Konnektor - wie mit Outlook gewohnt.

Für Linux stehen die vom Kolab-Konsortium modifizierten KDE-PIM Komponenten (Kontact als zusammenfassende Klammer, KAdressbuch, KMail und KOrganizer) zur Verfügung. Das im Aussehen Outlook angenäherte Evolution lässt sich nicht als Groupware-Client einsetzen. Die manuelle Konfiguration der Kolab-Client-Komponenten unterstützt das Programm kolabwizard. Trotzdem sind noch recht viele Einstellungen manuell vorzunehmen oder zu kontrollieren, sodass die Einrichtung recht lange dauert. Univention stellt für die Vereinfachung der Installation auf der zweiten CD ein fertiges Profil als Debian-Paket bereit. Der Befehl

# apt-get install univention-kde-ugsprofile

spielt es auf den Client, auf kolabwizard kann der Anwender dann verzichten. Alternativ kann der Systemverwalter es über die UCS-eigene Softwareverteilung auf die Clients bringen. Anschließend legt ein einmaliges manuelles "Mail abrufen" im E-Mail-Modul die Kolab-spezifischen Ordner auf dem Client an. Der Client ist voll offline-fähig, eine Synchronisation mit PDAs und MDAs sucht man allerdings vergebens. Palm-PDAs sollen sich über kpilot anbinden lassen, was im Rahmen dieses Tests aus Zeitgründen unterblieb. Auch beim Linux-Client muss der Benutzer die Einstellungen für Abwesenheitsmails im Admin-GUI des UGS vornehmen. Die Synchronisation mit dem Server erfolgt immer beim Abrufen der UGS-Mailbox.

Beide Clients beherrschen das Ansehen und Bearbeiten von Terminen, Aufgaben, Adressen und E-Mails. Darüber hinaus lassen sich Arbeitsgruppenkalender und gemeinsam genutzte Adressbücher einrichten und von beiden Client-Typen aus gemeinsam plattformübergreifend nutzen. Ein Webclient existiert (bisher) nur für E-Mail. Die PDA-Synchronisation greift auf Outlook zurück. Auf beiden Plattformen sind die Clients voll offline-fähig.

Kolab stellt alle wichtigen Basis-Funktionen einer Groupware zur Verfügung: E-Mail, Kalender, Adressen und Aufgaben. Mittlerweile ist Kolab nicht mehr die einzige Groupware-Komponente, die offiziell mit UCS zusammenarbeitet: Vor kurzem erhielt UCS von Scalix die Zertifizierung für deren hauseigene Groupware. Im Gegenzug lässt sich Kolab auch ohne UCS einsetzen - dies bieten die Mitgliedsfirmen des Kolab-Konsortiums an.

Die Clients unter Windows und Linux arbeiten gut zusammen. Allerdings gibt es keinen vollständigen Webclient und die PDA/MDA-Synchronisation funktioniert nur über Outlook. Univention hat die Kolab-Administration vollständig in die UCS-Administration integriert.

UGS spielt seine Stärken daher am besten in einer UCS-Umgebung aus, funktioniert aber auch sehr gut als Standalone-Lösung. Hat sich der Administrator mit den Eigenheiten der Bedienung angefreundet, erhält er ein unkompliziertes stabiles System. (avr/iX)


DR. CHRISTIAN BÖTTGER

arbeitet als freiberuflicher IT-Berater und Projektmanager mit Schwerpunkt in den Bereichen Groupware, Projektmanagement und Freie Software.



Univention Groupware Server: Debian-basierter Groupware Server
Version: 1.3-1.0
Systemanforderungen: x86- oder x86_64-Systeme sowie IBM iSeries (Power) mit 256 MByte RAM plus circa 2 MByte pro gleichzeitig aktivem Benutzer, 3 GByte Festplatte.
Preis: Basis (inklusive 10 User/Clients) 1. Jahr: 299 €, Folgejahr: 99 €
Hersteller: Univention, www.univention.de

(+) solide Groupware-Basisfunktionen

(+) integrierte grafische Administration

(+) Offline-Fähigkeit und interoperable Clients für Linux und Windows

(-) Keine integrierte PDA/MDA-Synchronisation unter Linux

(-) Installation und Bedienung teilweise hakelig (akl)